AT&T will mehr Rechnerleistung in Büroumgebungen verkaufen:

3B2 -Minis im Verbund mit IBM, DEC und Wang

10.04.1987

NEW YORK/FRANKFURT (CW) - Ihre Unix-Rechner-Familie 3B2 hat der US-Telecom-Riese AT&T jetzt um das High-end-Modell 600 erweitert. Ferner kündigte das Unternehmen in den Vereinigten Staaten eine Software an, die die 3B2-Minicomputer mit den Bürosystemen Profs und Disoss von IBM, DECNet und Ethernet von DEC und zur VS-Familie von Wang verbinden sollen. Zu diesem Zweck erwarb AT&T sogenannte Protocol Translation Modules von der Soft-Switch Inc., die als AT&T Document Exchange bezeichnet werden.

Nach Aussage von Vittorio Cassoni, Senior Vice President der Data Systems Division von AT&T, seien die Links geschaffen worden um die Umsatzzahlen im kommerziellen DV-Bereich anzukurbeln. Dieser Unternehmensbereich hat nach einer Meldung des "Wall Street Journals" ohnehin im vergangenen Jahr einen Verlust vor Steuern von 1,2 Milliarden Dollar hinnehmen müssen. Als Grund dafür nennt die US-Wirtschaftszeitung Schwächen im Verkaufs- und Marketing-Konzept sowie das Festhalten an einem Betriebssystem, das noch keine breite Akzeptanz gefunden habe. AT&T will jetzt eigenen Aussagen zufolge eine Verkaufstruppe mit 500 Mitgliedern auf die Beine stellen, die den Verkauf von Computern und Peripherie übernimmt.

Das neue Top-Modell 3B2 600 basiert auf einer 18-Megahertz-Version des WE32100-Chip, der in den Vorgängermodellen 3B2 300 und 400 verwendet wird, und bietet bis zu 16 MB Speicherkapazität. Durch die 18-Megahertz-Version des Chips laufe der neue Rechner mit einer Geschwindigkeit von 2,6 Mips und sei damit zweieinhalbmal so schnell wie Modell 400. Bis zu 64 Arbeitsplätze könnten gleichzeitig angeschlossen werden. Auch eine Adapterkarte auf SCSI-Basis will AT&T anbieten, mit der die externe Massenspeicherkapazität auf 6,5 GB erweitert werden kann. Diese soll zeitgleich mit Model I 600 ab dem dritten Quartal '87 in der Bundesrepublik verfügbar sein. Die Deutsche Olivetti GmbH mit Sitz in Frankfurt, an der AT&T einen Anteil von 30 Prozent hält und die für die Vermarktung in der Bundesrepublik zuständig ist, konnte allerdings noch keine Preise nennen.

Die Ankündigung für die 3B2-Serie umfaßt ferner die Freigabe von Release 3.1 des Unix-Systems V. Diese Version wurde erweitert um eine Implementierung des Industriestandards LU6.2, der die Kommunikation zwischen Programmen auf 3B-Systemen und Rechnern in IBM-SNA-Umgebung ermöglicht. Für OEMs und Softwarehäuser soll des neue Release einem deutschen AT&T-Sprecher zufolge ab sofort zur Verfügung stehen. Ebenfalls ab dem dritten Quartal wird Olivetti stellvertretend für AT&T das lokale Netz Starlan auf dem europäischen Markt einführen verlautete aus Frankfurt. Dieses soll die Vernetzung von PCs und Minicomputern ermöglichen.

Bis zum Jahresende will AT&T noch weitere Produkte ankündigen erklärte Vittorio Cassoni in New York. Darunter werde sich auch eine Workstation auf Basis des Intel-Prozessors 80386 befinden, auf der sowohl MS-DOS als auch Unix laufen konnten.