Händler-Know-how bei Datentransfer-Problemen umstritten.

/38-User fühlen sich von IBM vernachlässigt

12.06.1987

MÜNCHEN (dar) - Immer mehr /38-Anwender beklagen sich über einen schlechten Service der PC-Händler. Die Ablehnung dieser Form der Betreuung durch IBM ist in der mangelnden Sachkenntnis der Dienstleister begründet: Sie können Probleme beim Datentransfer zwischen PC und Host meistens nicht lösen. Die Benutzervereinigung Common Europe diskutiert deshalb, ob sie einen eigenen Support anbieten soll.

"Der Service der IBM ist beim PC-Host-Datenaustausch alles andere als erfreulich. Ich bin einen weitaus höheren Standard gewöhnt", konstatiert Hans-Jürgen Petrich, DV-Leiter des /38-Anwenders Diamalt AG, in München. Denn derjenige, der die PC-Host-Lösung realisieren wolle, werde von der IBM alleingelassen. Zudem könne sich nicht jeder /38-Anwender für diese relativ "billige" DV-Lösung einen eigenen Betreuer leisten. Dies sei jedoch notwendig, wenn ein sinnvoller Datenaustausch erfolgen solle. Solange der Support der Händler aber weiter so zu wünschen übriglasse, bleibe der Bildschirm auch in der Zukunft gegenüber dem PC eine interessante Alternative für mittelständische Unternehmen.

Bei Common ist diese Problematik bereits bekannt. "Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, daß der PC über Händler vermarktet wird", erklärt Ulrich Jung, Systemleiter für die /38 der IBM-Anwendervereinigung. Derzeit diskutiere man deshalb innerhalb der Common Europe, ob nicht wie in den USA die Anwendervereinigung selbst eine Art User-Support einrichten solle. "Im Moment wollen wir diesen Schritt noch nicht unbedingt machen", so Jung weiter. "Schließlich gibt es ja auch Händler, die ihr Geschäft verstehen. Wir überlegen daher auch, ob wir uns nicht über gute Händler informieren sollten, die dann möglicherweise nur noch das Geschäft machen. Allerdings besteht darüber zur Zeit noch keine einheitliche Meinung".

"Ich habe festgestellt, daß sich der Service der IBM generell in den letzten Jahren verschlechtert hat", meint Herbert Schef, Informationsmanager bei der Gervais-Danone AG, in München. "Es fehlt an allen Ecken und Enden an Fachleuten. Auch die Liefersituation sowie die Qualität einiger Produkte wurde wesentlich schlechter, so daß immer mehr Anwender bei Hardware-Engpässen zu Fremdprodukten greifen müssen. Bei uns war zum Beispiel die IBM nicht in der Lage, die Anbindungskarte für den Datenaustausch PC-Host zu liefern. Deshalb mußten wir uns mit einer Fremd-Karte behelfen, die allerdings Zeichen verschluckte und falsche Satzlängen herausgab. Die Folge davon war wiederum, daß wir die Software umschreiben mußten."

Fred Hammer, DV-Leiter bei der Jaspers GmbH in Oetzingen, einer der ersten Anwender der PC-Host-Lösung, nimmt dazu die Händler in Schutz: "Ihnen kann man dabei kaum einen Vorwurf machen, denn zum Großteil sind es eben ehemalige Büromaschinenverkäufer. Bedauerlicherweise besteht jedoch für den Kunden keine Möglichkeit, im Hause IBM direkt PC-Fachleute anzusprechen.'" Dennoch habe er diesen Weg probiert und festgestellt, daß es auch diesen Ansprechpartnern an Sachkenntnis gefehlt habe.

Andere Erfahrungen machte dagegen Reimund Arth, stellvertretender DV-Leiter der am Ort ansässigen Kulmbacher Spinnerei: "Auf Wunsch kommt ein IBM-Mitarbeiter auch bei Problemen der PC-Host-Anbindung ins Haus. Ich habe dabei festgestellt, daß sich der Betreuer sehr gut auskennt." Diesen Service erhält das Unternehmen allerdings nur, weil es sich bereits beim Hardwarekauf der /38 diesen Kundendienst vertraglich zusichern ließ. Die zweite Strategie der Kulmbacher lautet, den ersten PC bei der IBM direkt zu kaufen. "Die nachfolgenden PCs besorgen wir dann beim Händler. Bis dahin soll dann bei uns ein entsprechender Mitarbeiter ausgebildet sein, der die Betreuung übernehmen kann", so Arth abschließend.