Simulation zur Behebung der Arbeitslosigkeit:

38-Stunden-Woche in der DV engpaßbildend

05.09.1980

ST.AUGUSTIN (to) - Eine Studie über die Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung auf die beschäftigungspolitische Arbeitsmarktlage unter Berücksichtigung unerwarteter Nebenwirkungen hat Prof. Dr. John Henize, Gastforscher der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD), erstmalig für Deutschland durchgeführt. Mit Hilfe der Simulationstechnik eruierte er Kurz- und Langzeitwirkung einer solchen Maßnahme.

Aufgrund von Umfrage- und Untersuchungsergebnissen verschiedener Fachinstitute - wie zum Beispiel des Ifo-Institutes für Wirtschaftsforschung eV, München - entwickelte Henize im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit ein Modell, aufgrund dessen die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung festgestellt werden sollten.

Danach wird, wie dìe Süddeutsche Zeitung am 28. August berichtete, eine einmalige Verkürzung der Arbeitszeit von fünf Prozent durch vielfältige, sich gegenseitig beeinflussende Größen - wie Arbeitsangebot und -nachfrage, Arbeitslosenzahl, verschiedene finanzielle und wirtschaftliche Faktoren und Im- und Export über eine Zeitspanne von eineinhalb Jahren keine nennenswerten Auswirkungen auf die "reale gesamtwirtschaftliche Nachfrage" erkennen lassen. Ohne Lohnausgleich schlage sich die Verkürzung jedoch nach drei Jahren in einer Erhöhung der Beschäftigtenziffern um 3,6 Prozent nieder.

Ein Lohnausgleich von Unternehmerseite wirke sich auf die Nachfrage am Arbeitsmarkt ungünstig aus. Werde der Ausgleich dagegen von der Öffentlichen Hand übernommen, ohne daß eine Steuererhöhung vollzogen werde, könne die Zahl der Beschäftigten sogar um 4 4 Prozent gesteigert werden.

Diese Zahlen, betont Henize gegenüber der COMPUTERWOCHE, seien gesamtwirtschaftlich zu verstehen. Die Auswirkungen auf einzelne Branchen sähen ganz anders aus. Genauere Prognosen in dieser Hinsicht wollte der Wirtschaftsexperte allerdings nicht stellen.