PCM-Probleme lassen dem Marktführer Zeit für schrittweise Änderungen:

/370-Architektur soll Design Ó la /38 weichen

14.12.1984

TARPON SPRINGS (cw) - Weg von der /370-, hin zur /38-Architektur, heißt das Entwicklungsziel der IBM, vermutet der US-Analyst David Stein. Wann Big Blue soweit sein wird, weiß Stein allerdings auch nicht. Ein Grund für diese Unsicherheit ist die Tatsache, daß sich der PCM-Markt schlechter entwickelte, als es auch IBM angenommen hatte.

Dadurch, so Stein, sei der Marktführer nun nicht zu schnellen Reaktionen im Mainframe-Bereich gezwungen. Sollte IBM den 308X-Nachfolger "Sierra" ankündigen, würden wohl nach Steins Vorhersage anfangs einige Funktionen zurückgehalten. Ende 1985 könnten aber dann beispielsweise optische Kanäle sowie neue Kanalprotokolle angekündigt werden.

Big Blue habe seine Lektion Anfang der 70er Jahre gelernt, nachdem das Unternehmen die /370-Serie als Nachfolger der /360 angekündigt hatte. Dabei sollte die /370 "dieselbe Maschine zum halben Preis" sein. Doch da IBM beispielsweise den Block-Multiplex-Kanal der /370 nicht für die Vorgänger-Modelle anbot, sprangen hier die PCMs mit einer Steuereinheit in die Bresche, verkauften ihre eigenen Plattensysteme und hielten so die /360 funktionsfähig. Die gesamte installierte Basis von IBM war nicht mit dem neuen Standard kompatibel, meinte Stein. So gesehen habe Mother Blue ihre Installationen den PCMs überlassen.

Heute verfolge IBM die Strategie, neue Möglichkeiten auch den Anwendern älterer Maschinen verfügbar zu machen, so das diese beispielsweise die gleiche Peripherie nutzen können. Damit würde den PCMs das Geschäft mit IBM-Altkunden erschwert. Gedanken macht sich Stein vor allem zu der Frage, wie es IBM nun mit der /370-Architektur halten werde: "Niemand kann annehmen, daß diese Architektur ewig ist." In der Fortentwicklung werde es für das Betriebssystem DOS keinen Platz mehr geben.

IBM, so die Theorie des Marktforschers, werde die /370 in Richtung einer objektorientierten Architektur weiterentwickeln, wie sie in gewisser Weise etwa bei dem System /38 bereits realisiert sei. Dieser Evolutionsprozeß könne aber nach Schätzung Steins rund zwei Jahrzehnte in Anspruch nehmen: Das Risiko dabei sei groß. "Wenn die Änderungen in der Architektur zu groß werden", prophezeit Stein, "bricht das Softwarekonzept wie ein Kartenhaus zusammen."