US-Anwender sind preis-leistungsbewußt:

360/40 plus 360/30 statt 370/158

23.04.1976

Im Gegensatz zu den Anwendern in der Bundesrepublik zeigen US-Anwender mit IBM/36O-Systemen ab dem Modell 40 ein besonderes Beharrungsvermögen. Das geht aus einer 360/370-Migration-Studie hervor, die von der IDC Deutschland GmbH, München, in ihrer Märzausgabe des EDP Deutschland Reports veröffentlicht wurde. Daß der

360/40-Anwender in USA weniger innovationswütig ist und eine "preis -/leistungsbewußtere" Einstellung zu seiner Anlage und zu ISM hat, mag das folgende Beispiel verdeutlichen.

LOS ANGELES - "Wenn die CPU 24 Stunden am Tag benutzt wird, und das an sieben Tagen in der Woche, bei einer Auslastung von mehr als 95 Prozent, spätestens dann wird es Zeit, sich einen Ausweg einfallen zu lassen." Mit dieser überspitzten Formulierung verdeutlicht John Loudermilk, DP-Manager bei der Coca-Cola Bottling Co., Los Angeles, die Engpaßsituation, in der er noch vor kurzem steckte. "Die Fachabteilungen sind mit immer neuen Wünschen an uns herangetreten - zuletzt mußten wir Fremdkapazitäten außer Haus in Anspruch nehmen, das kostete uns im Monat zusätzlich 3000 Dollar", erläutert Loudermilk.

Bei dem kalifornischen Abfüllbetrieb war eine 360/40 mit 256 K installiert, die in zwei Partitions gefahren wurde.

Kein Puffer für Lastzuwachs

Die Fragestellung an die Rechenzentrums-Leitung war: Haben wir die Möglichkeit, noch weitere Anwendungen auf unsere 360/40 zu nehmen? Wie sehen unsere Reserven aus? Dazu Loudermilk: "Es gab nicht den kleinsten Puffer, da die zwei Partitions zusammen mit einem Spooling-Bereich fast die gesamten 256 K belegten."

IBM bot daraufhin eine 370/158 an. Kurzkommentar des Coca-Cola-EDV-Leiters: "Wie üblich nicht zu knapp dimensioniert." Er habe sich jedoch gegenüber dem Versuch, eine überdimensionierte Anlage "verkauft zu bekommen", zu wehren gewußt. Denn eine Leistungsanalyse, die Loudermilk durchführen ließ, ergab eindeutig, daß es eine 360/65 bei der Coca-Cola Bottling auch tun würde. Man sah sich also auf dem Gebrauchtcomputer-Markt um, mußte jedoch feststellen, daß 360/65er-Modelle äußerst rar waren.

Doch einer der Broker, mit denen Loudermilk Kontakt aufgenommen hatte, kam mit einem Vorschlag, der ebenso verblüffend wie einfach war: Die Lösung des Problems hieß "eine 360/30 dazuleasen". Auf dieses System sollten sämtliche Spooling-Aktivitäten der 360/40 gelegt werden. Vorteil: Ein Gewinn an Kapazität mit Installations-Mehrkosten, die niedriger waren als bei der 360/65-Alternative. Der Clou: Software, die es ermöglichte, eine 360/30 via 2841-Datenstation zusammen mit einer 360/40 zu betreiben, war verfügbar - es handelte sich dabei um das von einem unabhängigen Softwarehaus entwickelte Paket "Gemini". So fiel Loudermilk die Entscheidung, eine 360/30 zu leasen, nicht schwer. Nachdem die 64-K-Maschine installiert war, wurde die Gemini-Software implementiert und gleich beim ersten Versuch zum Laufen gebracht. Da durch die Auslagerung der Spooling-Aktivitäten die Systemlast vermindert wurde, erhöhte sich der Throughput auf der 360/40 schlagartig um 25 Prozent. Loudermilk ist zufrieden: "Die Spitzenbelastungen sind weg, wir brauchen keine Jobs mehr außer Haus zu geben, und - was am wichtigsten ist - jetzt haben meine Mitarbeiter ihr wohlverdientes Weekend." de