Bouchard plant Übernahme der Decision lndustries, aber:

/36-Clones reizen Econocom-Chef nicht

13.11.1987

PARIS (WN) - Der Plan der amerikanischen Decision-Data-Nachfolgegesellschaft Decision Industries Corp. (DIC), einen IBM-/36-kompatiblen Rechner am Weltmarkt zu etablieren, ist in Gefahr. Der oberste Manager der Econocom-Gruppe, Jean-Louis Bouchard. will das Unternehmen kaufen. Doch der Midrange-Clone ist dem IBM-Leasing-Tycoon ein zu heißes Eisen.

Seit Mai hatte der französische Unternehmer über die amerikanische Econocom-Tochter und die Econocom International Finance B.V. 13,8 Prozent der Decision-Aktien aufgekauft. Schließlich informierte er das Management der US-Gesellschaft, er wolle für 11 Dollar pro Stück die gesamten übrigen Anteile übernehmen. Die DIC-Geschäftsleitung wies das Angebot zurück und warf Bouchard in einer Zivilklage vor, er habe versucht, den Börsenkurs der DIC-Aktien zu manipulieren. Die Ziele von Bouchard, so das Statement von Decision Industries, seien mit denen des eigenen Hauses nicht vereinbar. Inzwischen reduzierte Econocom das Angebot auf 6 Dollar pro Aktie - als Konsequenz aus dem seit dem 19. Oktober gefallenen DIC-Kurs.

Daß der Econocom-Boß auf das im letzten Jahr entwickelte /36-Konkurrenzprodukt keinen besonderen Wert legt, ist freilich kein Geheimnis. So ist auch aus der deutschen Niederlassung in Frankfurt zu hören, daß Bouchard es vor allem auf das Vertriebsnetz der DIC im Bereich /36-kompatible Peripheriegeräte abgesehen hat; in diesem Marktsegment baut sich die Leasinggruppe seit letztem Jahr einen stark expansiven neuen Geschäftsbereich auf. Die Produktionsanlagen der DIC würde Bouchard nach einer Übernahme bald weiterverkaufen. Damit könnte der europäische DV-Konzern seine Position im amerikanischen Markt beträchtlich ausweiten: DIC setzte im vorigen Jahr mit rund 600 Millionen Dollar etwa ebensoviel um wie die Econocom-Gruppe. Und der Zeitpunkt für einen solchen US-Einkauf ist wegen des Dollarkurses günstig.

Bei einer Einstellung der /36-CPU-Aktivitäten würde Bouchard nicht viel aufgeben: DIC rechnet für 1988 damit, maximal 15 Prozent des Umsatzes mit diesem System zu machen. Das Europa-Geschäft mit dem Gerät summiert sich gerade auf zwei Prozent. Dazu kommt das Problem "Silverlake"; angesichts der Mitte 1988 anstehenden Ankündigung dieses IBM-Midrange-Phantoms erklärte der Econosom-Präsident, die /36-kompatible Zentraleinheit sei viel zu spät auf den Markt gekommen.

Vizepräsident Jacques Collin assistierte, man habe wahrscheinlich auch patentrechtliche Probleme mit Big Blue zu gewärtigen, da die Anwender ja nicht nur die nackte Hardware haben wollten. Und Ärger mit IBM liegt nicht im Interesse der Econocom: Hauptgeschäft ist immer noch das Verleasen von Big Blues Zentraleinheiten.

Die Düsseldorfer Decision Data Computer GmbH, die DIC in der Bundesrepublik vertritt, erwartet für ihr Geschäft keine Konsequenzen. Die deutsche Tochter wird über eine Schweizer Holding gehalten, und an der ist DIC nur mit 49 Prozent beteiligt. Der Rest liegt bei Olivetti.