Praxis-Bericht:

"300 000 Mark für Adabas wieder drin"

04.12.1974

MÜNCHEN - In den USA gibt es 40 Anwendungen mit dem in Deutschland von der Software AG entwickelten Datenbank-System Adabas. Hierzulande setzt sich das teuerste aller Standard-Software-Pakete nur langsam durch.

Nach erfolgreichen Marketing-Bemühungen in Amerika will die Software AG das Paket verstärkt wieder in Europa anbieten. Inzwischen gibt es für Adabas, das 1968 mit finanzieller Unterstützung aus dem Bonner DV-Förderungsgesetz entwickelt wurde, 20 Installationen in Deutschland.

Zwei Millionen Kraftfahrzeuge

Erstanwender des Datenbank-Systems war die Westdeutsche Landesbank im Jahre 1971, zu diesem Zeitpunkt steckte Adabas allerdings noch in den Kinderschuhen. Die eigentliche Pionierinstallation war die Stadtverwaltung München, die 1972 die erste umfangreiche Version von Adabas für 300 000 Mark erwarb.

Heute läuft im Rechenzentrum der Stadtverwaltung bereits die dritte Version - ausschließlich auf Siemens-Systemen. "Die 300 000 Mark haben wir schon lang wieder drin", meint Verwaltungsdirektor Lorenz Schadhauser (54). Die Münchener sind mit dem Paket sehr zufrieden: "Wir haben damals, als wir uns entschlossen, ein Datenbank-System einzusetzen, einen Anforderungskatalog entwickelt. Adabas war zu der Zeit das einzige Paket, das unseren Wünschen weitestgehend entgegenkam."

Heute verwaltet das System an die zwei Millionen Datensätze. In der Kfz-Zulassungsstelle stehen sieben Siemens-Datenschreiber, mit denen durch Adabas alle neuen Fahrzeugscheine für den Großraum München geschrieben werden. Drei Dialog-Fernschreiber melden die Stillegung und Löschung von Fahrzeugen.

Bei Polizeirevieren bearbeiten 120 On-line-Terminals die täglich in ungeheuren Mengen anfallenden Ordnungswidrigkeiten der Münchener Verkehrssünder.

"Seit dem Einsatz von Adabas für diese Bereiche vergessen wir auch keinen Strafzettel für falsches Parken", so Schadhauser.

Nach der vollständigen Schülerdatei für alle Schulbetriebe soll jetzt nach und nach das gesamte Einwohnerwesen auf das System übernommen werden.

Response-Zeit 0,5 Sekunden

Um die Response-Zeiten von Adabas kontrollieren zu können, wurde ein eigenes Testprogramm entwickelt. Die durchschnittliche Zugriffszeit liegt derzeit bei 0,4 bis maximal 0,6 Sekunden - im On-line-Dialog unter einer Sekunde. Im Münchener Rechenzentrum der Stadtverwaltung stehen zur Zeit zwei Siemens-Anlagen 4004/150 und 4004/45, beide miteinander anschaltbar; 18 Magnetbänder (60 und 120 KB); drei Drucker (66 000 Zeilen/Stunde); drei Lochkartenleser (86 000 und 60 000 Zeichen/Stunde); 36 Magnetplatten a 55 Millionen Bytes sowie 4000 Übertragungseinheiten.