Fehlannahmen

3 Multi-Cloud-Mythen entzaubert

30.03.2023
Von 

David Linthicum ist ein US-amerikanischer Technologieexperte und Buchautor. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören unter anderem Cloud Computing, SOA, Enterprise Application Integration und Enterprise Architecture.

Wahrscheinlich haben Sie schon davon gehört, dass Multi-Cloud Vendor Lock-ins vermeidet, Kosten spart und keine Legacy-Systeme beinhalten sollte. Ein Blick auf die Realität.
Aus der Zauber: Von diesen Multi-Cloud-Mythen können Sie sich verabschieden.
Aus der Zauber: Von diesen Multi-Cloud-Mythen können Sie sich verabschieden.
Foto: Mitzo - shutterstock.com

Geht es um den Mehrwert und die Benefits von Multi-Cloud-Implementierungen, ist es an der Zeit, mit falschen Vorstellungen und irrigen Annahmen aufzuräumen. Irgendjemand muss es ja schließlich tun.

1. "Multi-Cloud verhindert Lock-in"

Man kann diese Annahme nachvollziehen: Wenn man auf mehrere Cloud-Anbieter setzt, verhindert das einen Vendor Lock-in. Das ist allerdings in Wahrheit nicht der Fall. Dieses Thema habe ich in bereits im Rahmen eines anderen Beitrags ausführlich diskutiert.

Wenn Sie eine Cloud-Plattform nutzen, tun Sie auch gut daran, deren native Features beziehungsweise systemeigene APIs gewinnbringend einzusetzen. Das wiederum führt zu einem Cloud-Vendor-Lock-in. Services wie Security, Storage, Governance oder Finops sind nicht auf einen anderen Anbieter übertragbar - es sei denn, Sie verändern Ihren Code entsprechend, um mit einem anderen, nativen Cloud Service interagieren zu können (zu dessen Bedingungen). Das ist quasi die Definition von Lock-in und es spielt keine Rolle, wie viele andere Cloud-Anbieter Sie noch in Ihrem Multi-Cloud-Portfolio haben.

2. "Multi-Cloud ist kostengünstiger"

"Es ist komplex" lautet das Motto bei diesem Multi-Cloud-Mythos. Eine Multi-Cloud-Infrastruktur ist kostenintensiver als ein einzelnes Cloud-Deployment. Aus offensichtlichen Gründen: Security- und Cloud-Betrieb werden komplexer und diverse Skills sind nötig, um eine Multi-Cloud-Infrastruktur effektiv zu nutzen. Unter dem Strich bedeutet das mehr Kosten und mehr Risiko.

Für die meisten Unternehmen liegt das wesentliche Verkaufsargument von Multi-Cloud in der Agilität und der Fähigkeit, die besten Cloud-Services zu nutzen, um einen Innovationswert zu erzielen. Das empfiehlt sich, wenn die Technologie, die ein bestimmtes Problem am besten löst, die zusätzlichen Kosten rechtfertigt. Ist das nicht der Fall, sollten Sie auf Multi-Cloud verzichten.

3. "Multi-Cloud heißt ohne Legacy"

Das ist eine Ermessensfrage. Auch hier sollte man in Betracht ziehen, alle Systeme - Legacy, Edge, Software as a Service und sogar kleine branchenspezifische Clouds - als Teil einer Multi-Cloud-Infrastruktur einzubeziehen. Eine übergreifende Steuerungsebene - manchmal als Supercloud oder Metacloud bezeichnet - sorgt dafür, dass Probleme in den Bereichen Security, Operations, Datenmanagement oder Anwendungsentwicklung für alle Systeme gelöst werden - nicht nur für die der Hyperscaler.

Wenn Sie sich nicht in diese Richtung bewegen, verpassen Sie die Chance, zu einem systemübergreifenden Management und Security Framework zu kommen. Das bedeutet auch, Sie "dürfen" sich mit den nativen Tools beschäftigen, die für den Technologieeinsatz in Silos gemacht sind. Das macht ein Multi-Cloud Deployment komplexer und kostspieliger. Natürlich kann es gute Gründe dafür geben, bestimmte Cloud- und Nicht-Cloud-Systeme in Sachen Multi-Cloud außenvor zu lassen. Wesentlich ist, dass Sie sich mit diesem oft übersehenen Punkt auseinandersetzen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.