Noch ein Knüller, wenn nicht gar noch 'ne Bombe:

256 MOPS für 3 Millionen Mark

14.11.1975

MÜNCHEN - Unter dem Namen "Hypercube" - alias "Superwürfel" bietet die amerikanische Firma IMS Associates Inc. (Insai) eine aus drei Typen bestehende Serie von Multiprozessor-Rechnern an, die ähnlich wie der assoziative Feldrechner "Staran" von Goodyear (siehe CW 40 vom 3. 10. 1975, Seite 1) mit einer großen Vielzahl von Prozessoren arbeiten. Die Bezeichnung "Feldrechner" paßt auf Hypercube aber nicht, weil Daten nach wie vor - wenngleich in bis zu 512 Mikro-Computern - sequentiell abgearbeitet werden, nicht aber in einer Matrix (Feld).

Der kleinste Insai-Typ (Hypercube I) verfügt über 32, der mittlere über 162 und der große (Hypercube III) über 512 Mikroprozessoren, die alle aus Bausteinen vom Typ Intel 8080 (8-Bit-One-Chip-Mikroprozessor) zusammengesetzt sind. Die mit den beiden kleineren Systemen erreichbaren Leistungen entsprechen - nach Herstellerangaben - denen einer IBM 360/65 respektive 360/195. Die Leistungen des großen Systems gehen weit über alles hinaus, was heute mit sequentiell arbeitenden Mono-Systemen denkbar ist: 256 Millionen Operationen pro Sekunde (MOPS).

Dagegen liegt der Preis bei etwa einem Zehntel gleichwertiger Anlagen herkömmlicher Arbeitsweise. Der größte Superwürfel wird für etwa 3 Millionen Mark angeboten (Tabelle). Insai setzt damit die Tradition der Illiac von Univac fort, die bereits vor 15 Jahren ein Multiprozessorsystem ähnlicher Konzeption war. Das Grundprinzip: Auf Mono-Maschinen durch Software gesteuertes Multiprogramming wird durch Hardware realisiert.

"Systemprozessor" und "User-Task-Prozessor"

Ein Insai-Rechner verfügt über mehrere "logische Knoten". Hypercube I hat davon 16, Hypercube II 81, Hypercube III sogar 256 "Nodes". Jeder dieser "logischen Knoten" besteht jeweils aus einem "Systemprozessor" und einem "User-Task-Prozessor" (also aus pro Knoten zwei Intel-Micros) und kann jeweils mit einem externen "User-Task-Speicher" von 16 KB - ausbaubar bis 64 KB - verbunden werden. So ist es fast unmöglich, daß ein Hypercube-Rechner ausfällt, weil die Mikroprozessoren nach Anwendungs-Programm geschaltet werden und bei Ausfall Umwegschaltungen möglich sind.

Jeder Hypercube-Mikroprozessor kann in Intel-8080-Assembler programmiert werden. Einzelne Tasks eines Anwendungsprogramms werden diesen Prozessoren von Betriebssystem HOS nach Bedarf zugewiesen und mit dem zugehörigen User-Task-Prozessor verbunden. (Analogie in Prozeßrechnern: Zuteilung von Betriebsmitteln an einen Prozeß der seinerseits durch den Monitor verwaltet wird - dort aber softwareseitig und sequentiell.)

Ein einzelner Knoten kann bis zu 2 Megabyte pro Sekunde verarbeiten - gewissermaßen durch das System "durchschieben". Doch momentan sind nur E/A-Geräte anschließbar, die zu 8080 von Intel kompatibel sind. Dazu gehört das intelligente Plattensteuersystem 108 von Insai, über das 16 Calcomp "Trident"-Laufwerk mit eine Kapazität von je 80 Megabyte an einem Knoten angeschlossen werden können. Das HOS-Betriebssystem residiert in Firmware in einem separaten RAM-Speicher und wird von nach Bedarf unterschiedlich vielen Prozessoren verwaltet. Es unterstützt alle Intel 8080-kompatiblen E/A-Geräte, steuert den gesamten Systemablauf und überwacht die Funktionsfähigkeit der Knoten und aller Verbindungen.