Kampf um die Dominanz auf dem Halbleitermarkt spritzt sich zu:

256-KBit-RAM entscheidet über Markterfolg

04.11.1983

PALO ALTO (cw) - Verschärft hat sich das Wettrennen um die Herstellung des ersten 256 KBit dynamischen RAM-Chip. Die amerikanischen, japanischen und europäischen Hersteller tragen den Kampf um die Marktdominanz unter sich aus.

Wie das amerikanische Marktforschungsinstitut DM Data Inc. feststellte, sind derzeit 17 Halbleiterhersteller in der Position, sich einen Platz unter den vier oder fünf größten Anbietern des neuen Chips sichern zu können. Bis 1988 sollen bereits 500 Millionen Einheiten vertrieben werden.

Die Technologie, so DM Data, befindet sich jetzt im Teststadium. Der Newcomer Western Electric führt das Feld von namhaften Herstellern wie Motorola, Texas Instruments, Intel und National Semiconductor an.

Auf der japanischen Seite behauptet sich offenbar Hitachi an der Spitze, dicht gefolgt von Fujitsu und der Nippon Electric Company (NEC). Das mit Regierungsgeldern gestutzte britische Unternehmen Inmos und Siemens als deutscher Vertreter stellen die europäischen Bewerber dar.

"Unter der Voraussetzung, daß die üblichen elektrischen Spezifikationen den Anforderungen des Marktes genügen, werden die Gewinner in dieser Auseinandersetzung dadurch ermittelt, wie sie mit Design, Redundanz und Matrizengröße umgehen", sagte DM-Data-Präsident Howard Dicken.

Bei diesem Produkt, das eine Matrizengröße von 50 000 bis 75 000 Tausendstel Zoll hat, wird die Wafer-Prüf-Erfolgsrate anfängs zwischen fünf und 20 Prozent liegen.

Um die Effektivität der Matrizenerstellung zu erhöhen und die Kosten zu senken, benützen die meisten Anbieter nach Aussage von Dicken Redundanz, indem sie Extra-Speicherplatz verfügbar machen. Er soll programmiert werden können, um defekte Komponenten zu ersetzen. Erreicht wird dies durch BereitstelIung zusätzlicher Speicherzellen und einer speziellen Art von Laser-Programmierung, die das Umschalten auf "gute" Sektionen ermöglicht.

Das vermehrte Testen und Neuprogrammieren erhöht laut Dicken die Herstellungskosten der Wafer. So muß man schließlich zwischen dem hohen Preis und den Verbesserungen abwägen. Nach Ansicht des DM-Data-Präsidenten wird der Kostenfaktor einigen Anbietern schwer zusetzen, so daß es bis Ende 1984 zu einer Marktbereinigung kommen dürfte.

Die Industrie sollte, so Dicken, die Unternehmen beobachten, die mit dem Gedanken spielen, ein nichtredundantes Design einzuführen,

Dicken: "Wenn ihr Ausgangspunkt stimmt, dürften sie sich bei diesem Design einen Erfahrungsvorsprung von ein bis zwei Jahren sichern können."

Western Electric ist das einzige amerikanische Unternehmen, das bisher für sich in Anspruch nimmt, ein 256 KBit dynamisches RAM in größerer Menge produziert zu haben. Allerdings gibt der Hersteller über genaue Zahlen keine Auskunft.

Die meisten Industriebeobachter werten das Rennen um das 256-KBit-RAM nicht als Kampf auf Gedeih und Verderb für den Halbleitermarkt, obwohl die weitverbreitete Arisicht besteht, speicherorientierte Technologien, wie die von Mostek und Micron Technology, befänden sich auf der Verliererstraße.