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24-jähriger Kalifornier wegen Hacker-Angriff auf Al-Dschasira-Sender angeklagt

13.06.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - John William Racine II, ein 24-jähriger Kalifornier, wird sich am Montag vor einem Gericht für eine Hacker-Attacke auf den arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira im März 2003 verantworten müssen. Racine hatte sich in den Besitz eines Passwortes gebracht, mittels dessen er Zugriffsrechte auf den Account des arabischen Senders hatte und auf diese Weise auch die Al-Dschasira-Domain auf eine andere Website umlenkte. Bei dieser handelte es sich um seine eigene Homepage, die er "Let Freedom Ring" nannte. Auf dieser waren neben einer US-Flagge in den Konturen der USA patriotische Sprüche zu lesen.

Um sich in den Besitz des Passwortes zu bringen, kontaktierte Racine Administratoren bei Network Solutions, einen Domain-Name-Registrator und Website-Hosting-Sercvice. Dieser gehört der Verisign Inc. Dort gab sich Racine als Administrator des arabischen Senders aus. Aufgrund seiner Bitte, ein Passwort für den Al-Dschasira-Website-Zugang ändern zu wollen, wurden ihm Authentifizierungsdokumente zugesandt, die er dann fälschte und mit einem ebenfalls gefälschten Identifizierungspass an Verisign zurückfaxte. Einmal im Besitz eines gültigen Passwortes, konnte sich Racine dann auf der Website tummeln und die Domain so verändern, dass Surfer auf Racines eigene Website weitergeleitet wurden.

Racine hat auch rund 300 E-Mails, die an den arabischen Sener geschickt wurden, auf einen eigenen E-Mail-Account umgeleitet. Al Dschasira war während des Irakkrieges für seine nicht gerade pro-amerikanische Berichterstattung im Fernsehen und später auch im Internet aufgefallen. Neben Racine hatten andere Hacker mit mehr oder weniger Erfolg die Website des Senders mit Denial-of-Service-Attacks angegriffen und teilweise stundenlang lahmgelegt. Die Sache kam heraus, weil sich Racine selbst bei der Bundeskriminalpolizei der USA, dem Federal Bureau of Investigation (FBI), meldete und seine Attacke zugab. Jetzt will Racine mit dem Gericht am Montag einen Deal schließen. Für sein reuiges Verhalten und seine Selbstbezichtigung hofft er auf ein mildes Urteil. Die Rechtsvertreter der Regierung, die gegen Racine gerichtlich vorgehen, wollen den Kalifornier für drei Jahre auf Bewährung bestrafen. Hinzu kommen sollen 1000 Stunden gemeinnützige Tätigkeiten und eine

Geldbuße von 1500 Dollar. (jm)