European Aviation Network (EAN)

2017: LTE lernt fliegen

06.01.2017
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Highspeed-Surfen im Flieger? In Pilotversuchen soll das Breitband-Internet ab Mitte 2017 im Flugzeug zu empfangen sein. Möglich macht es eine Kombination aus Satellit und LTE an der Inmarsat, Telekom und Nokia sowie Thales arbeiten.
Surfen über den Wolken - ab Mitte 2017 soll dies auch auf europäischen Flügen möglich sein.
Surfen über den Wolken - ab Mitte 2017 soll dies auch auf europäischen Flügen möglich sein.
Foto: Lufthansa/Photographer: Dominik Mentzos/Models: Wunderman, Frankfurt

E-Mails abrufen über den Wolken? Im Internet über dem Atlantik surfen? Was bislang meist nur auf Transkontinentalflügen möglich war, soll ab Mitte 2017 auf europäischen Flügen mit dem European Aviation Network (EAN) zum Standard werden. Ein Testpartner soll dabei die Lufthansa sein. Ab 2018 ist dann der kommerzielle Regelbetrieb geplant. Zudem soll der Empfang sicherer, zuverlässiger und schneller sein als die heutigen Angebote. Während das Surfen im Flieger derzeit eher an einen DSL-2000-Anschluß erinnert, sollen künftig pro Zelle Bandbreiten von bis zu 75 Mbit/s realisiert werden.

Vier Partner

Um das schnelle Internet über den Wolken zu realisieren, gehen die vier Unternehmen Telekom, Inmarsat, Nokia und Thales einen ungewöhnlichen Weg. Sie schaffen mit dem European Aviation Network eine Plattform neuen Typs und die erste ihrer Art in Europa: Ein intelligentes Netz das zwei Übertragungstechniken kombiniert - einerseits die Satellitenkommunikation im S-Band, andererseits die aus dem Mobilfunk bekannte LTE-Technik. Diese Kombination soll auch auf den verkehrsreichen Flugstrecken Europa genügend Bandbreite sicherstellen. Dabei liefert Inmarsat den entsprechenden Satellitenservice, während die Telekom für die LTE-Seite zuständig ist. Dabei stammen die Bodenantennen von Nokia, die Technik an Bord der Flugzeuge liefert Thales.

Per LTE und Satellit kommt das Internet in die Flieger.
Per LTE und Satellit kommt das Internet in die Flieger.
Foto: Deutsche Telekom

Der Inmarsat S-Band Satellit deckt per Mehrstrahltechnologie (multi beam) ganz Europa ab und kann für Fluggesellschaften auf den verkehrsreichen europäischen Routen mobile Satellitenservices (MSS) realisieren. Technisch wird hierzu ein 30MHz (2x15MHz) Spektrum im S-Band genutzt. Die entsprechenden Frequenzen sind in allen 28 Mitgliedsstaaten der EU zugewiesen.

Das unterscheidet das LTE der Lüfte

Wenig gemein hat das LTE-Netz das Telekom und Nokia - der Konzern liefert die Antennen - am Boden aufbauen. Während eine klassische LTE Basisstation eine Reichweite von rund 10 Kilometern hat, besitzt eine EAN-LTE-Basisstation eine Reichweite von mehr als 80 Kilometern. Das soll reichen, um Flugzeuge auf ihrer üblichen Reisehöhe - und auch bei hohem Tempo - zu versorgen, Hierzu baut die Telekom mit Nokia in Europa 300 LTE-Basisstationen auf.

Zudem baut und managt die Deutsche Telekom ein europaweites Mobilfunknetz aus rund 300 LTE-Basisstationen, die eine Reichweite von mehr als 80 Kilometer haben - gegenüber den etwa 10 Kilometern von herkömmlichen LTE Stationen. Das reicht, um Flugzeuge auf ihrer üblichen Reisehöhe - und auch bei hohem Tempo - zu versorgen. Ab einer Flughöhe von rund 3000 Metern werden die Signale des Satelliten dann von denen der LTE-Bodenstationen ergänzt. Dies managt die Thales-Hardware an Bord der Flugzeuge - automatisch wie es heißt.

Mit EAN betreten die vier Unternehmen also gleich in mehrfacher Hinsicht technisches Neuland. Entsprechend gespannt waren alle Beteiligten wie sich die neue Technik in der Praxis schlägt. Ihre Feuertaufe hat das EAN jetzt bestanden, wie unsere Foto-Story zeigt.