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2011 - der große IT-Jahresrückblick

25.12.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Pakt des Jahres: Nokia

Das Smartphone-Segment wächst viermal so schnell wie das traditionelle Handy-Geschäft.
Das Smartphone-Segment wächst viermal so schnell wie das traditionelle Handy-Geschäft.
Foto: Nokia, RIM, Motorola, Apple, HTC, Sony Ericcson

Doch nicht alle Hersteller profitieren von der Entwicklung. Zu den Verlierern zählt der einstige Platzhirsch Nokia. Zwar halten sich die Finnen nach wie vor an der Spitze des weltweiten Handymarkts, doch der Branchenprimus ist angezählt. Im lukrativen Smartphone-Geschäft hat Nokias Symbian-Plattform keine Chancen mehr. Anfang 2011 war sie noch das führende System, doch dann brachen die Verkaufszahlen im Lauf des Jahres regelrecht ein. Der Hersteller hat die Plattform aufgegeben, bis 2015 soll Symbian praktisch vom Markt verschwinden. Der Konzern habe wichtige Trends verschlafen, räumte der von Microsoft gekommene Nokia-Chef Stephen Elop ein und verglich die Probleme seines Unternehmens mit einer "brennenden Ölplattform". Nokia sei viel zu langsam bei der Entwicklung neuer Lösungen gewesen. Um wieder Anschluss zu gewinnen und den Abwärtstrend zu stoppen, hat sich der Handy-Hersteller mit Microsoft verbündet und platziert dessen Betriebssystem Windows Phone als zentrale Plattform für die eigenen Geräte. Der Softwarekonzern hatte zuvor nach Wegen gesucht, Schwung in sein lahmendes Mobile-Business zu bringen. Zumindest die Marktforscher sind zuversichtlich, dass der Smartphone-Pakt funktioniert. Bis 2015 könnte jedes fünfte weltweit verkaufte Smartphone unter Windows laufen, hieß es. Der Auftakt gestaltete sich indes wenig verheißungsvoll. Microsoft-Chef Steve Ballmer persönlich räumte ein, die Verkäufe könnten besser laufen.

Dies und das

TRAUER: Bei keinem anderen Unternehmen lagen in diesem Jahr Freude und Trauer so dicht zusammen wie bei Apple. Die Freude über herausragende Geschäftsergebnisse konnte die Trauer über den Tod des langjährigen CEOs Steve Jobs wohl nicht aufwiegen. Nachdem der Firmengründer bereits Anfang des Jahres eine Auszeit nehmen musste, wurden Spekulationen lauter, Jobs werde das Unternehmen nicht mehr lange führen können. Im Sommer kehrte der Manager noch einmal an die Apple-Spitze zurück, um dann jedoch Ende August seinen Rückzug an die Spitze des Verwaltungsrats zu erklären. Als Nachfolger wurde Tim Cook benannt, der Jobs bereits während seiner krankheitsbedingten Auszeiten vertreten hatte. Am 5. Oktober starb Steve Jobs schließlich an einer Krebserkrankung.

Léo Apotheker
Léo Apotheker
Foto: SAP

RAUSSCHMISS: Nachdem sich Léo Apotheker (Foto) bereits bei SAP nur kurze Zeit auf dem Chefsessel halten konnte, musste er auch bei Hewlett-Packard nach nur elf Monaten seinen Hut nehmen. Umstrittene Entscheidungen wie der teure Kauf von Autonomy und der Beschluss, das PC-Geschäft abzustoßen, veranlassten den Verwaltungsrat, im September die Reißleine zu ziehen.

Geschasst wurde im gleichen Monat auch Carol Bartz. Der seit 2009 amtierenden Yahoo-Chefin wurde vorgeworfen, es nicht geschafft zu haben, den Internet-Konzern wieder in die Spur zu bringen und Konkurrenten wie Google Paroli zu bieten.

COMEBACK: Meg Whitman, ehemals Chefin von Ebay und Aufsichtsrätin bei HP, übernahm nach dem Rauswurf von Léo Apotheker das Ruder beim weltgrößten IT-Konzern. Sie korrigierte postwendend einige umstrittene Entscheidungen ihres geschassten Vorgängers. So will Whitman HPs PC- und Notebook-Geschäft behalten.

Palmisano geht, Rometti kommt.
Palmisano geht, Rometti kommt.
Foto: IBM

WECHSEL: Im Jahr des 100. Firmengeburtstags kündigte der seit 2002 amtierende IBM-Chef Samuel Palmisano (Foto) seinen Rückzug für kommendes Jahr an. Künftig soll die bisherige Vertriebschefin Virginia "Ginny" Rometti (Foto) den Traditionskonzern führen. Auch in Deutschland gab es einen Wechsel bei IBM. Anfang Mai übernahm Martina Koederitz die Verantwortung für die deutschen Geschäfte. Vorgänger Martin Jetter wechselte als Strategiechef in die Konzernzentrale.

Nach dem Rückzug von August-Wilhelm Scheer trat im Sommer der Datev-Vorstandschef Dieter Kempf die Führung des Branchenverbands Bitkom an.

Überraschend übernahm Anfang April Firmengründer Larry Page das Ruder bei Google. Der bis dato amtierende CEO Eric Schmidt wechselte als Executive Chairman an die Spitze des Verwaltungsrats.

ABSCHIED: SAP-Vorstandsmitglied Angelika Dammann hat aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlassen, nachdem Details aus ihrem Vertrag an die Öffentlichkeit durchgesickert waren.

Etliche hochkarätige CIOs suchten sich 2011 einen neuen Job: Klaus-Hardy Mühleck verabschiedete sich nach sechs Jahren von VW. Gerade zum CIO der Dekade gekürt, nahm Klaus Straub bei Audi seinen Hut und wechselte in die Organisationsentwicklung beim Konkurrenten BMW. Den aktuellen CIO des Jahres, Peter Leukert, hielt es nicht mehr bei der Commerzbank. Er wird Global CIO beim Börsenbetreiber Nyse Euronext.