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2011 - der große IT-Jahresrückblick

25.12.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Verlierer des Jahres: PC

Klassische Desktop-PCs leiden unter der Tablet-Konkurrenz.
Klassische Desktop-PCs leiden unter der Tablet-Konkurrenz.
Foto: fotolia.com/air

Während die Apple-Manager triumphierten, bekamen die PC-Hersteller schmerzhaft zu spüren, wie schnell sich der Wind im Markt drehen kann. Apples iPad und in dessen Sog viele weitere Tablets unterschiedlicher Hersteller zogen das Interesse der Verbraucher auf sich. Viele Konsumenten schoben einen erwogenen PC-Kauf erst einmal auf die lange Bank und liebäugelten stattdessen mit der neuen Flachrechnerklasse.

Das spiegelte sich in den Absatzzahlen wider. 2010 verkauften die Hersteller den Analysten von Gartner zufolge weltweit noch fast 351 Millionen Rechner - ein Plus von 13,8 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr. Doch 2011 kühlte sich das Interesse an PCs und Notebooks merklich ab. Die Marktforscher kamen zuletzt fast nicht mehr hinterher, ihre Prognosen nach unten zu korrigieren. Rechnete Gartner zunächst noch mit einem Absatzplus von fast 16 Prozent für 2011, liegen die aktuellen Vorhersagen unter der Vier-Prozent-Marke.

Bei vielen PC-Herstellern lagen die Nerven blank. Branchenprimus Hewlett-Packard verkündete im Sommer überraschend, man werde sich von seiner Computersparte trennen. Im gleichen Atemzug erklärte Konzernchef Léo Apotheker das Ende von HPs Tablet-Plattform rund um das Touchpad und das Betriebssystem WebOS. Erst wenige Monate zuvor hatte er noch hochfliegende Pläne für WebOS ausgebreitet. Das System werde auch PCs, Notebooks und Server antreiben. Das unerwartete Aus sorgte auf Seiten der Anwender wie auch in Analysten- und Börsenkreisen für große Irritationen. Zwar glänzte die PC-Sparte nicht mit hohen Margen, schrieb aber schwarze Zahlen und sorgte für fast ein Drittel des HP-Umsatzes. Sein Schlingerkurs kostete Apotheker schließlich den Job. Nachfolgerin Meg Whitman beeilte sich, die umstrittenen Entscheidungen zu korrigieren. Der Abschied vom PC-Geschäft ist mittlerweile vom Tisch, WebOS der Community überlassen und ein Comeback im Tablet-Geschäft nicht ausgeschlossen.

Im Zuge der HP-Ankündigung sah sich Michael Dell, Gründer und Chef des gleichnamigen Konkurrenten, bemüßigt zu versichern, sein Unternehmen denke nicht daran, sich aus dem PC-Geschäft zu verabschieden. Sein Bemühen, die im Markt entstandene Unruhe erst gar nicht auf die eigene Klientel überschwappen zu lassen, ist ein Beleg für die hochgradige Nervosität der Anbieter.