Weiß-blaues Gewerbeflächen-Programm stützt Elektronik-Branche

20 000 Jobs für Münchner DV-Trust geplant

11.12.1987

MÜNCHEN (lo) - Die Isar Metropole bleibt für High-Tech aufgeschlossen: Mehr Ambiente in die Arbeitswelt neuer Technik verspricht die Stadtverwaltung in einem mittelfristigen Gewerbeflächen-Programm. Mit dem Einzug weiterer Unternehmen aus innovativen Branchen sollen rund 20 000 Arbeitsplätze entstehen.

In den kommenden Jahren will München insgesamt rund 220 Hektar mit bis zu 25 000 weiteren Arbeitsplätzen aktivieren. Vier Fünftel davon entfallen, so die Stadt, auf Beschäftigte in der Elektronikbranche. Die neuen Nutzungskonzepte der mehr als 900 000 Quadratmeter großen Fläche am Standort Riem für Gewerbebetriebe stehen künftig unter dem Motto "menschlichere Maße". Ein Drittel des bisherigen Flughafenareals wird das technologische Zentrum einer - noch nicht genannten - Münchner Großfirma belegen. Von der Restfläche entfällt nochmals ein Drittel für "büroähnliche Strukturen", die für High-Tech-Engagement geeignet sind.

Damit bleibt der Stadtrat seiner technikfreundlichen Planung treu. München entwickelte sich bisher - einschließlich seiner näheren Umgebung - zu einem bedeutenden Elektronikzentrum Europas. Mittlerweile weist die weiß-blaue Statistik über 72 000 Beschäftigte in mehr als 1 100 Betrieben der Elektroindustrie aus. Die Angebotspalette spannt sich dabei von Chip-Produzenten über Anlagenbauer aus den Bereichen industrielle Meß- und Regeltechnik hin bis zur militärischen Nachrichtentechnik sowie Unterhaltungselektronik. Die elektronische Industrie konnte ihren Gesamtumsatz im Jahr 1985 auf 16,9 Milliarden Mark (ein Plus zum Vorjahr von 25,7 Prozent) steigern. Der Export wurde sogar um über ein Drittel ausgeweitet. Er hält damit einen Anteil von 44 Prozent am Gesamtumsatz.

Gleichzeitig bereitet dem Münchner Oberbürgermeister Georg Kronawitter die Entwicklung der Isar-Metropole zum bundesdeutschen

"Silicon-Valley" allerdings einiges Kopfzerbrechen. In starkem Maß, bemängelt kürzlich der OB, zöge der Elektronik-Boom hochbezahlte Arbeitskräfte von auswärts an. Denn die Konkurrenz der Betriebe im Münchner Raum um qualifizierte Fach- und Führungskräfte ist zu groß, als daß sie aus der eigenen Region befriedigt werden kann. Dies führe, so Kronawitter, unter anderem zu einem scharfen Verdrängungswettbewerb bei gewerblichen wie auch privaten Mietflächen. Deshalb solle auf eine gemischte wirtschaftliche Struktur geachtet werden. Von der Zukunftsentwicklung indes wolle sich die Metropole im Freistaat Bayern nach wie vor nicht abkoppeln.