CW: Herr Dueck, wie viele Stunden bräuchte ein (Arbeits-) Tag, damit man alle Arbeit rechtzeitig erledigen könnte?
Dueck: 192.
CW: Wir müssten demnach eigentlich die Erdumdrehung verlängern, ohne gleich das gesamte Sonnensystem aus dem Gleichgewicht zu bringen?
Dueck: Das Problem unserer Zeit heißt Role-Overload: Wir haben zu viele Rollen in verschiedenen Projekten, Ämtern und Familien, die wir unmöglich alle mit dem nötigen Herzblut ausfüllen können. Deshalb schludern wir in allen und arbeiten gewissensgequält rund um die Uhr. Das Role-Overload-Problem ist aber dadurch nicht lösbar, auch nicht durch astronomisch verlängerte Tage. "Was du machst, mach gut" ist vergessen worden.
CW: Warum arbeiten wir mehr, als wir müssten? Ist das eine Frage unserer Gene (Überlebenskampf) oder der Gesellschaft (Leistungsprinzip)?
Dueck: Als ich klein war, war Darwin schon bekannt, aber unser Menschenbild war ganz anders: Der Mensch ist von Natur aus faul, liegt unter der Palme am Strand und lebt von herunterfallenden Nüssen. Zum Arbeiten muss er gezwungen werden, oder er braucht dazu eine insgesamt naturfeindliche Kultur, zum Beispiel eine protestantische Arbeitsethik. Neuerdings erfinden die Shareholder-Value-Propheten Überlebenskampf und Leistung bis zum Burnout. Die Presse scheint da problemlos umgeschwenkt zu sein. Arbeiten Naturvölker denn wie verrückt? Haben die vielleicht keine Gene? Ich glaube schlicht, wir sind in Hetze gehetzt.
CW: Warum also nicht gleich die 60-Stunden-Woche für alle ITler?