Standard-Software für den Schmuckgroßhandel:

18 Karat auf Kassette

03.12.1976

Die Neuentwicklung von Problemlösungen für spezielle Branchen erweist sich zunehmend als kostengünstiger und zweckdienlicher als die Anpassung bestehender Standard-Software. Der Bundesverband des Schmuckwaren-Großhandels, Stuttgart, deutete die Zeichen der Zeit richtig und initiierte eine "RKW-Reihenuntersuchung mit der Zielsetzung, Verbesserungsmöglichkeiten im Lagerbereich durch die Einführung automatisierter Verfahren zu eruieren. Daraus wurde das "Juwelia-Standard-Verfahren", ein branchenorientiertes Software-Paket für den Schmuck-Großhandel.

Schmuckgroßhändler, die sonst nur als Konkurrenten auftreten, setzten sich zusammen und erarbeiteten detaillierte Programmvorgaben für alle branchenspezifischen Sachgebiete. Voraussetzung für die Lösung dieser Aufgabenstellung war die Normierung eines Nummernsystems. Aus bereits vorhandenen Ansätzen entstand das Juwelia-Nummernsystem. Hierbei handelt es sich um eine sechsstellige Klassifikation, die Waren- und Artikelgruppe, Werkstoff und Farbe sowie Dekor und Besatz kennzeichnet. Zur Identifikation eines einzelnen Artikels dient als weitere Kennziffer (sechsstellig) die sogenannte "betriebsbezogene Identnummer". Für manche Betriebe besteht nämlich noch nach Jahren die Notwendigkeit, auf bestimmte Lagerartikel zurückgreifen zu müssen.

Nicht groß genug für MDT

Die einzelnen am Projekt beteiligten Großhändler sind in der Regel nicht groß genug für eine "ausgewachsene" EDV-Anlage. So gab es eigentlich nur die Wahl zwischen "MDT" und "DV außer Haus". Die Ist-Analyse zeigte, daß ein kurzfristiger Direktzugriff auf die Daten nicht erforderlich ist. Eine Beschränkung auf intelligente Datenerfassung reicht in den meisten Teilbereichen vollkommen aus. Von daher erübrigte sich die Auswahl eines geeigneten Kleincomputers. So entschied man sich für eine "Vor-Ort"-Erfassung auf Kassetten und eine Auswertung im Rechenzentrum.

Kopfzerbrechen bereitete nur noch die passende DE-Hardware. Schließlich fiel die Entscheidung für einen freiprogrammierbaren, technisch-wissenschaftlichen Compucorp-Tischrechner mit Magnetband-Kassetten-Laufwerk, der für die Etikettierung zusätzliche mit einem Raumsparschrift-Schreibwerk ausgestattet werden kann. Ein Mosaikdrucker für "schnelle Sachen" ist ebenfalls anschließbar.

Die inzwischen vorhandenen Module des Juwelia-Standard-Programms lassen sich - weil in Maschinensprache - nur mit dieser Hardware verarbeiten.

Die Datenerfassungs-Software wurde vom Hersteller in Zusammenarbeit mit einem freien Programmierbüro erstellt. Das Service-Rechenzentrum hat sein Programm so aufgebaut, daß die Anwender zu beliebigen Zeiten jede der angebotenen Auswertungen abrufen können.

DV-Kosten: 0,59 bis 1,57 Prozent vom Umsatz

Im Aufbau begriffen ist eine Juwelia-Datenbank, die für Trendrechnungen allen Teilnehmern zugänglich sein soll.

Die Lösung "Rechenzentrumbranchenspezifische Software", deren Entwicklungskosten auf die einzelnen Teilnehmer umgelegt wurden, ergab in der Nachkalkulation einen Kostenanteil von 0,59 bis 1,57 Prozent vom Jahresumsatz (je nach Betriebsgröße).

Die Kosten für die Hardware reichen je nach Ausbaustufe von 1000 Mark bis 1700 Mark.