T-Systems führt Verteilungs- und Verwaltungssoftware für Client-Rechner ein

150 000 PCs an die kurze Leine nehmen

02.04.2004
MÜNCHEN (qua) - Zentral und automatisch will T-Systems die Windows-Arbeitsplätze der Deutschen Telekom verwalten. Und weil das nach Möglichkeit auch für die externe Klientel gelten soll, hat der in Frankfurt am Main ansässige IT-Dienstleister kürzlich 180000 Lizenzen der Software "Empirum Pro" von Matrix 42 gekauft.

Das Thema Thin Clients ist für die Dienstleistungstocher der Deutschen Telekom keines - zumindest nicht, wenn es um deren flächendeckenden Einsatz geht. "Das ist zum einen eine Frage der Netzlast", erläutert Dirk Wiesekoppsieker, Projektleiter für die neue Software-Management-Lösung bei T-Systems Computing & Desktop Services (CDS). Zum anderen eignet sich seiner Erfahrung zufolge nicht jede der häufig selbst geschriebenen T-Systems-Anwendungen für den Einsatz mit Thin Clients. Darüber hinaus arbeiten die Angestellten des Telekommunikationskonzerns teilweise am Laptop, sind also nicht permanent am Netz. Last, but not least lassen sie sich aufgrund der häufig benötigten Individualanwendungen nicht in ein Standardkonfigurations-Schema pressen.

Folglich suchte T-Systems nach einer anderen Methode, um den Aufwand für die Verwaltung der Telekom-Desktops überschaubar zu halten. Ein zur automatischen Softwareverteilung eingesetztes Tool von On Technology beantwortete die Frage nach der zentralen Administration, Betreuung und Wartung der insgesamt 150000 konzerneigenen PC-Arbeitsplätze nur zur Hälfte.

Eine umfassendere Lösung fand T-Systems bei der Matrix 42 AG in Neu-Isenburg. Zum Zeitpunkt der Entscheidung - Anfang bis Mitte 2002 - sei deren Produkt quasi konkurrenzlos gewesen, so Wiesekoppsieker. Zwar habe es einige Mitbewerber gegeben, die zumindest ähnliche Funktionalität versprachen, doch den Beweis seien sie schuldig geblieben.

Als Herausforderung bezeichnet der Projektleiter vor allem das heterogene IT-Umfeld des Dienstleisters und das hohe Auftragsvolumen, das sich beispielsweise in der Verteilung von zehn Millionen Softwarepaketen pro Jahr äußere. Für diese Aufgabe hätten bislang jedes Mal eine Vielzahl von Aufgaben an insgesamt 150 verschiedenen Stellen des Gesamtsystems erledigt werden müssen. Künftig sollen die 55 involvierten Server von einem zentralen Punkt aus angestoßen werden, um dann automatisch den Rollout auf die jeweils angeschlossenen Clients zu starten.

Wie die IT-Unterstützung für diesen Vorgang auszusehen hatte, war durch die Arbeitsorganisation des Dienstleisters bestimmt. Um die im Durchschnitt etwa 40 Anwendungen pro Client einfacher installieren zu können, bildet T-Systems "rollenbasiert" definierte "Produkte". Wiesekoppsieker betonte jedoch, dass die "Rolle" des jeweiligen Anwenders keineswegs in Stein gemeißelt sein dürfe, sondern sich beispielsweise durch Individualanwendungen ergänzen lassen müsse.

Eine maßgeschneiderte und damit nicht Release-fähige Lösung lehnte T-Systems ab: "Wir wollten keine Magenta-Version einer Software", bestätigt Wiesekoppsieker in Anspielung auf die Konzernfarbe. Stattdessen rang der IT-Dienstleister dem Softwarelieferanten die Zusicherung ab, seine Anforderungen in das Standardprodukt zu integrieren. Ein Beispiel dafür ist das Patch-Management, das die Änderungen in Microsoft-Produkten automatisch auf die Clients verteilt, sobald der Softwarelieferant sie freigibt. Ebenfalls auf Wunsch von T-Systems werden die Empirum-Anwender vor jeder Softwareinstallation über ein Dialogfenster informiert, wie viel Zeit sie der Vorgang kosten wird, damit sie entscheiden können, ob es ihnen jetzt oder später besser passt.

Zu den noch offenen Forderungen gehören unter anderem die aussagekräftigere Gestaltung von Fehlermeldungen und kleinere Anpassungen in der Struktur der produktimmanenten Datenbank. Dort wird die Konfiguration jedes PC gespeichert und automatisch einmal am Tag via Intranet aktualisiert. Die Funktion "Personal Backup" ermöglicht es, im Fall eines Absturzes oder nicht behebbaren Fehlers jeden Desktop so wieder herzustellen, wie er vor dem Zwischenfall ausgesehen hatte.

Einsparungen um ein Fünftel

Nach einer mehr als einjährigen Pilotphase - zunächst lokal begrenzt, dann mit 800 bis 900 über das Bundesgebiet verteilten Rechnern - ist die Lösung nun zur Auslieferung bereit. Der Rollout soll sich "im Rahmen des Regeltausches", wie Wiesekoppsieker es formuliert, über anderthalb Jahre erstrecken. Für die kommenden fünf Jahre hat Matrix 42 Wartung und Support sowie verschiedene Beratungs- und Implementierungsservices übernommen.

Mit Hilfe der neuen Lösung lassen sich die Desktop-Management-Prozesse erheblich effizienter gestalten, versichert Wiesekoppsieker. Beim reinen Softwareservice rechnet T-Systems eigenen Angaben zufolge mit Einsparungen in Höhe von 20 Prozent.

Projekt-Steckbrief

Projektart: Einführung eines Systems für die zentrale und automatische Verwaltung der Windows-Clients.

Branche: IT-Dienstleister.

Zeitrahmen: Zwei Jahre für Konzept und Pilotprojekte, für den Rollout sind anderthalb Jahre geplant.

Stand heute: Pilotprojekte abgeschlossen.

Produkte: Software-Management-Werkzeug "Empirum Pro" von Matrix 42.

Umfang: für 150000 Clients

Ergebnis: schlankere Prozesse, 20 Prozent weniger Aufwand bei den Softwareservices.

Nächster Schritt: Rollout in der Fläche, eventuell Einsatz in Kundenprojekten.