Online-Tombola

140.000 Studienbewerber nutzen Nachrückerbörse

15.09.2009
Rund 140.000 Interessenten haben die neue Internet-Studienplatzbörse in den erst zwei Wochen ihres Bestehens genutzt. Dennoch reißt die Kritik nicht ab.

Inzwischen würden etwa 90 Prozent der größeren Hochschulen ihre noch freien Studienplätze zum Wintersemester 2009/2010 dort anbieten, teilte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Montag mit. Aktuell gebe es in 900 Studiengängen noch freie Kapazitäten. Während Schavan von einem "schönen Erfolg" sprach, gab es Kritik von SPD und Grünen. "Eine unverbindliche Online-Tauschbörse für Rest-Studienplätze kann das Zulassungschaos nicht beheben", sagte der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring.

Die mit einigen Anlaufschwierigkeiten am 1. September gestartete Nachrücker-Plattform wurde gemeinsam von Bund, Ländern und Hochschulen als Übergangslösung für das erst 2011 in Betrieb gehende bundesweite Online-Bewerbungssystem eingerichtet. Auslöser waren die sich seit Jahren häufenden Klagen über ein Einschreibchaos in Fächern mit örtlichem Numerus clausus (NC). Weil viele Hochschulen selbst kein Nachrückverfahren organisiert bekamen, blieben häufig Studienplätze gerade in begehrten Mangelfächern unbesetzt.

Schavan sagte, Ziel der Börse sei es, im kommenden Semester keine unbesetzten Plätze mehr zu haben. Das Portal informiert kostenlos über Plätze, die nach den ersten Zulassungs- und Nachrückrunden der Hochschulen immer noch frei sind. Überwiegend handelt es sich um zulassungsfreie Studiengänge, bei denen jeder Bewerber zum Zuge kommt. Aber auch in NC-Fächern würden noch Plätze angeboten.

Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), hielt Schavan vor, sie habe das Problem jahrelang ignoriert. Auch sei die Ausschreibung für das endgültige Zulassungsverfahren viel zu spät erfolgt. Gehring sagte: "Die Schavansche Studienplatz-Tombola wird durch Eigenlob nicht besser." Notwendig sei ein bundeseinheitliches verbindliches Verfahren zur Vergabe der Plätze in NC-Studiengängen. Die Juso-Hochschulgruppen kritisierten, dass die Bewerber nach wie vor mit unterschiedlichen Zulassungsregeln der einzelnen Hochschulen konfrontiert seien. Schavan wolle die Dimension des Problems weiterhin nicht erkennen, sagte Vorstandsmitglied Jan Krüger. (dpa/ajf)