Services bestimmen die Zwanziger-Jahre

13 Jahre iPhone

09.01.2020
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Heute vor 13 Jahren präsentierte Apple das iPhone. Auf den nächsten Kassenschlager braucht man nicht zu warten.

Wo denn das Apple Car bleibt, es sollte doch ab 2020 zwar nicht auf den Straßen, aber wenigstens vom Band rollen? Der Macworld-Kolumnist Macalope hat sich bereits mit dem Thema beschäftigt und auch der hiesige Kollege Macphisto kommt zum Schluss: Das Apple Car gibt es (noch) nicht, weil die Zeit dafür nicht reif ist. Und womöglich nicht so schnell sein wird. So warten wir weiter auf das nächste große Ding von Apple, eigentlich schon seit heute vor 13 Jahren, 9.41 Uhr Ortszeit in San Francisco.

Durch die immense Verbreitung des iPhones sind Services für Apple so lukrativ
Durch die immense Verbreitung des iPhones sind Services für Apple so lukrativ
Foto: Apple

Denn zu diesem Zeitpunkt kam die gefühlt letzte Apple-Revolution ins Rollen: Die Keynote der Macworld Expo hatte mit Verspätung begonnen und anstatt wie so oft das eigentliche Highlight erst als "one more thing" zum Ende der Veranstaltung wie beiläufig zu präsentieren, hielt sich Steve Jobs nicht allzu lange mit Vorreden auf und zog etwas mehr als eine Viertelstunde nach Beginn das iPhone aus der Hosentasche.

Genauer gesagt, einen von mehreren Prototypen, die Apple für die Keynote zum Auftakt der Macworld Expo in San Francisco gebaut hatte. Schaut man sich heute die Aufzeichnung der Veranstaltung an, auf der Steve Jobs noch das eine Gerät aus der Tasche zog, das deren drei in sich vereinen sollte ("Ein iPod mit Breitbild-Touchscreen! Ein Telefon! Ein bahnbrechendes Internetgerät!"), kann man sich kaum vorstellen, dass die Ingenieure hinter der Bühne Blut und Wasser geschwitzt hatten, ob denn nun auch alles in der Präsentation so funktionieren würde, wie es geplant war – daher auch die Verspätung. Heute beginnen Apple-Shows auf die Minute pünktlich.

Zur Not standen noch einige Ersatzgeräte bereit und man war angeblich sogar bereit, den ein oder anderen Showteil wie etwa das Scrollen durch die Mails oder die Anrufliste oder das legendäre erste öffentliche Telefonat zu fälschen. Das Demogerät versah aber tadellos seinen Dienst und Apple konnte sein Versprechen, das iPhone noch in der ersten Jahreshälfte 2007 in den Handel zu bringen, auch tatsächlich halten.

Warten auf den nächsten Knüller

Der Rest der Geschichte ist bekannt, aber wie geht es nun weiter? Es ist ja nicht so, dass Apple in den letzten 13 Jahren gar nichts Neues gebracht hätte, das iPad, das bald seinen Zehnten feiert, startete sogar noch besser in den Markt als das iPhone und die Apple Watch, über deren Stückzahlen Apple keinerlei Angaben macht, dominiert sein Marktsegment so wie kein anderes Gerät aus Cupertino. Und doch warten alle auf ein neues, revolutionäres Stück Hardware.

Dabei ist das nächste große Ding schon längst da, genauer gesagt gleich viele davon: Apples Services. Die erste aus Cupertino versandte Pressemeldung des Jahres 2020 blickt daher auch auf das vergangene Jahr zurück, in dem Apple seine Dienstleistungen mit Apple TV+, Apple Card, Apple Arcade und Apple News+ auf ein neues Niveau hob: "Nach einem richtungsweisenden Jahr läutet Apple eine neue Ära der Services ein". Darum geht es Apple in diesem Jahr und den folgenden Zwanzigern: Aus der gigantischen installierten Basis mit Serviceangeboten kontinuierlich wachsende Einnahmen zu generieren.

Das ist zwar nicht so sexy wie ein iCar, aber weit nachhaltiger und vor allem margenträchtiger. Hatte Steve Jobs noch 2003 als "Jahr des Notebooks" und 2010 als "Jahr des iPads" ausgerufen, ist nun klar, dass Apple die "Zwanziger der Services" angebrochen sieht. Die haben an Neujahr laut den Angaben des Unternehmens auch schon mal gut angefangen: 386 Millionen US-Dollar betrug der Umsatz des App Store an jenem Tag, zwanzig Prozent mehr als an Neujahr 2019. Das geht so weiter: Auf das nächste große Ding muss man also nicht warten.

Apples Ankündigungen über seine Services bleiben nicht ohne Folgen, zumal der Konzern auch einige Zahlen nannte. So würden nun 100 Millionen Nutzer Apple News beziehen, wie viele davon Apple News+ bezahlen, sagte Apple jedoch nicht. Die Einnahmen des App Store steigen aber weiter, allein zwischen Weihnachten und Neujahr hat das Softwareangebot einen Umsatz von 1,42 Milliarden US-Dollar generiert, 16 Prozent mehr als im Vorjahr im gleichen Zeitraum – und eben dann noch den erwähnten Top-Wert am Neujahrstag.

Der Börse gefallen die Zahlen und die weiteren Aussichten, was die Apple-Aktie wieder über 300 US-Dollar und auf ein neues Rekordhoch schickte: Der gestrige Schlusskurs von 303,19 US-Dollar ist der höchste bisher, im nachbörslichen Handel legte AAPL gar weitere 80 Cent zu. (Macwelt)