Die folgenden Features zeichnen die verschiedenen Browser besonders aus, da sie bereits von Haus aus integriert sind. Achtung: Viele der vorgestellten Funktionen lassen sich auch in allen anderen Browsern mithilfe von Plugins und Add-ons realisieren.
Google Chrome: SPDY
Zu Beginn von HTTP bestanden Websites aus Text und einigen Bildern. Heutige Seiten hantieren mit Dutzenden Stylesheets, JavaScript-Dateien, unzähligen Bildern. Das Hypertext Transfer Protocol zwingt den Browser, jedes Element einzeln beim Server anzufordern und auszugeben, was zu Einbußen bei der Ladegeschwindigkeit führen kann.
Mit seinem SPDY-Protokoll möchte Google die Ladezeiten halbieren. Bisher unterstützt jedoch nur Chrome SPDY und auch das Angebot an kompatiblen Websites ist überschaubar - die meisten verfügbaren Angebote liegen derzeit auf Googles eigenen Servern.
Mozilla Firefox: Deep Extensions
Alle wichtigen Browser lassen sich mit Plug-ins und Add-ons erweitern, aber nur Firefox bietet eine ausgeklügelte Entwicklungsumgebung an, um diese Add-ons zu programmieren. Mozillas Wettbewerber erlauben es, Erweiterungen in JavaScript, CSS und HTML zu schreiben - damit lassen sich aber lediglich kleine Websites schreiben, die die anzuzeigenden Seiten um Zusatzfeatures ergänzen. Firefox hingegen lässt den Eingriff in eine API zu, die vollwertige Desktop-Anwendungen aus dem Browser heraus ermöglicht. So ist FireFTP eine dieser Applikationen, die aus der Firefox-API heraus entstand. Sie nutzt den Zugriff auf das lokale Datensystem und gleichzeitig die Möglichkeiten, die ihr der TCP/IP-Stack bietet. Natürlich ist es auch ein Sicherheitsrisiko, einem Web-Browser so viele Rechte einzuräumen - eine solche API ist aber auch bestens für die Anforderungen künftiger HTML5-Applikationen gerüstet.
Microsoft IE9: Höhere Energieeffizienz
Microsoft behauptet, dass sein neuer Browser der erste seiner Art ist, der den Stromverbrauch misst und positiv beeinflusst. Beweisen lässt sich das kaum bis gar nicht, ist der Stromverbrauch von Software mittels Messgeräten doch nicht ermittelbar. Was zählt, ist aber die Idee, die gerade mobilen Geräten eine längere Laufzeit ohne ständiges Aufladen verspricht. Auch wenn IE9 noch auf keinem Smartphone läuft, schärfen allein Microsofts Pläne den Blick für das Thema Energieeffizienz von Software.
Google Chrome: Ein Prozess für jeden Tab
In den vergangenen Jahren hat das Entwicklerinteresse an Architekturen, die mehrere Prozesse gleichzeitig unterstützen (Multi-process Architecture) zugenommen. Google hat in diesem Markt die Führungsrolle übernommen und die Chrome-Tabs in verschiedene Prozesse aufgeteilt. Dadurch sollen Abstürze isoliert und der Browser stabiler werden - geht eine Website oder Plug-in baden, werden die anderen Tabs dadurch nicht beeinflusst. Das Prinzip wird grundsätzlich von allen Browsern unterstützt (leicht über den Task-Manager herauszufinden), aber nur Chrome schafft es, Probleme in einem Fenster vollständig losgelöst vom Rest des Browsers zu behandeln.
Kritiker sehen in diesem Vorgehen eine Performancebremse sowohl für den Browser als auch für das gesamte Betriebsssystem, weil mehr Arbeitsspeicher nötig ist als bei anderen Browsern. Chrome bearbeitet mehrerer Seiten derselben Domain deshalb häufig auch in einem einzigen Prozess - grundsätzlich ist die Multiprozess-Architektur in ihrer jetzigen Form mit Blick auf künftige Webentwicklungen aber richtig.
- Für Statistiker: Kirix Strata
Kirix Strata konvertiert Tabellen auf Websites per Mausklick in dynamische Spreadsheets und Ad-Hoc-Reportings. Es kann auch Grafiken aus Back-End-Datenbanken erstellen. Eine mächtige Sortiermaschine mit Surf-Funktion sozusagen. Nachteile: Der Browser kostet eine Kleinigkeit (250 Dollar) und kommt langsam in die Jahre. - Für Web-Einsteiger: Dillo
In den frühen Neunzigern wäre das rudimentäre Dillo mit seiner Skript- und Animations-Feindlichkeit noch State of the Art gewesen. Gerade Internet-Anfänger und Menschen, die auf der Suche nach puren Informationen in Textform sind, werden hier bedient. - Für Nerds: Lynx
Wer grafische Betriebssysteme strikt meidet und alles über die Kommandozeile abwickelt, kommt trotzdem nicht über das Web herum. Hier setzt Lynx an. Der Browser ist rein in ASCII-Sprache gehalten und kommt gänzlich ohne grafische Elemente aus - abgesehen von (farbigem) Text. Lynx soll CMD-Nerds beim Download von Dateien aus dem Internet unterstützen, während sie auf den Servern ihrer Arbeit nachgehen. - Für kreative Apple-Fanboys: Cruz
Drei Fakten verbinden die folgenden drei Browser – Cruz, Fluid und Fake: Alle stammen aus der Feder von <a href="http://celestialteapot.org/" target="_blank">Celestial Teapot Software</a>, alle setzen auf die gleiche Rendering Engine und alle funktionieren nur mit Mac OS X. Cruz beispielsweise präsentiert Google-Ergebnislisten in einer iTunes-Anmutung und stellt Twitter-Feeds in einem separaten Browser-Fenster dar – ähnlich wie Flock. - Für versierte Apple-Fanboys: Fluid
Fluid erstellt "seitenspezifische Stand-Alone-Browser", mit denen Web-Anwendungen, die sich auf eine einzige Website beschränken, selbst gebastelt werden können. Bei Opera heißt ein ähnliches Feature "Widget". - Für faule Apple-Fanboys: Fake
Fake ist die ideale Lösung für Programmierer und Manager. Die Kombination aus Safari-Browser und AppleScript erlaubt die Steuerung des Browser-Verhaltens. So können verschiedene Aktionen in Workflows automatisiert werden, um bestimmte Angebote zu testen oder auch Webformulare ohne viel eigenes Zutun ausfüllen zu lassen.<br /> Im Gegensatz zu den kostenlosen Cruz und Fluid kostet das eher für den Unternehmenseinsatz geeignete Fake 29 Dollar. - Für Dreidimensionale: SpaceTime
SpaceTime ist ein Versuch, uns das WWW in echtem 3D näher zu bringen. Tabbed Browsing beispielsweise wird in einer dreiachsigen Ansicht realisiert, Suchergebnisse erscheinen ebenfalls dreidimensional. Im Bild zu erkennen: Die Ergebnisliste der Google-Bildersuche nach dem Begriff 'Baltimore'. - Für Rechercheure: Gollum
Gollum kann Wikipedia – und nur Wikipedia. Dieser "Browser" öffnet lediglich ein Pop-up-Fenster mit Wikipedia-Artikeln – und das in jedem x-beliebigen anderen Browser. Ob Gollum allein deshalb schon das Prädikat "Browser" verdient, sei dahingestellt. Für das gleichzeitige Absurfen von Lexikon und anderen Web-Seiten ist diese Erweiterung aber bestens geeignet. - Für Musiker: Songbird
Songbird vermischt Surfen mit Musikhören – und das in vielfältiger Weise. Zum einen können Sie Ihre stationäre Musiksammlung verwalten, zum anderen auch Musik kaufen (siehe Bild) und natürlich Musik anhören. Es gibt zahlreich Erweiterungen für Songbird, unter anderem von Last.fm, 7digital und Amazon, deren interaktive Angebote direkt in den Browser eingebunden werden können. - Für Social-Media-Fans: Flock (†)
Flock, dessen Entwicklung mittlerweile eingestellt wurde, arbeitete mit Split-Screen: Es zeigte im Hauptfenster eine Web-Seite an und im Nebenfenster alle ihre RSS-Feeds und Updates aus dem Social-Media-Umfeld. Der Browser basierte ursprünglich auf Firefox, stieg später aber auf Chrome um. Gerüchte besagen, dass Mozilla für Firefox 5 einige Flock-Funktionen übernehmen wird.