1. Symposium der Großanwendergruppe Deutsche Telecom e. V. in Mannheim:Dritte Kraft im Telefeld sucht Dialog

14.12.1979

MANNHEIM (bi/je) - Mit der Frage nach ihrem Standort innerhalb des Spannungsfeldes zwischen Bundespost und Herstellern beschäftigten sich die 150 Vertreter hauptsächlich von Telekommunikations-Großanwendern auf dem ersten Symposium der Deutschen Telecom e. V. am 3. und 4. Dezember in Mannheim. Auffallendes Merkmal des Kongresses war das betonte Engagement, mit dem alle Teilnehmer auftraten und so der Tagungsleitung erlaubten, weitgehend im Hintergrund zu bleiben. Die Deutsche Telecom e. V. hat derzeit rund zwei Dutzend Mitglieder mit jeweils einem jährlichen Fernmeldeaufwand in Millionenhöhe.

"Aus der Schlüssellochposition als Anwender heraus" - so ein Tagungsteilnehmer - wollen die in der Telecom zusammengeschlossenen Großanwender. Mit dieser eher bescheidenen Anspruchsbekundung zum Auftakt des Symposiums machte der Klub multinationaler Anwender auf seine Mitbestimmungswünsche in Sachen "Schnittstellen-Normierung internationale Freizügigkeit, Liberalisierung des Endgerätemarktes und Fernmeldeordnung" aufmerksam. Andere Postbenutzervereinigungen (insgesamt 17), so der erste Vorsitzende, Ernst O. Weiss von Deere & Company, hätten bisher wenig erreicht. Die Telecom erwarte sich einiges von einer "Politik der kleinen Schritte".

Ein Schritt auf eine gute Zusammenarbeit mit der Post hin ist die Benennung eines für die technische Kommunikation Verantwortlichen in den Unternehmen. Wie das Berufsbild eines solchen Mitarbeiters, genannt "Leiter Telekommunikation", der der Gesprächspartner der Post und der Hersteller sein sollte, aussieht, trug Hans-Jochen Weiher, Leiter der Abteilung Nachrichtentechnik der Fordwerk, Köln, vor; die COMPUTERWOCHE wird den Wortlaut des Referates in einer der nächsten Ausgaben bringen. Eine Demonstration von Mehrfachnutzung und Wirtschaftlichkeit einer Mietleitung "Deutschland - USA" durchgeführt im Mannheimer Rechenzentrum von Deere & Company, rundete den ersten Tag der Veranstaltung praxisnah ab.

Am zweiten Sitzungstag stellten sich Ministerialbeamte aus dem Bundespostministerium und Abgesandte verschiedener Herstellerfirmen dem Forum. Außerdem gab Derek M. Nicholas, Vorsitzender der belgischen Telecommunications Manager Association und Tele-Mann bei Monsanto, Brüssel, einen Einblick in die Arbeit der International Telecommunications Users Group (INTUG), "the Association of Associations".

Die Äußerungen der Postler schwankten zwischen Selbstbewußtsein ("Die deutsche Lösung "Post- mit Fernmeldewesen" ist optimal.") und kleinlautem Einverständnis ("Beim FTZ muß mit zunehmender Bearbeitungsdauer von Zulassungsanträgen gerechnet werden.") Die Hersteller nannten viele gute Gründe, warum sie den - faktischen- Parkschutz auf dem deutschen Markt für Nebenstellenalagen für richtig und erforderlich halten. So wurden die auf dem Pharmazie- und Lebensmittelmarkt geltenden Vorschriften als Vergleich bemüht; es wurde aber auch der Vorwurf laut, daß ein führender deutscher Hersteller in dem konkreten Fall in Frankreich nicht einmal ein Angebot habe abgeben dürfen. Mehr über Referate und Aussprachen des zweiten Tages lesen Sie in einer der nächsten CW-Ausgaben.