E-Plus funkt künftig ohne eigenes Netz

27.02.2007
Der Mobilfunkanbieter lagert den gesamten Netzbetrieb an Alcatel-Lucent aus. 750 Mitarbeiter sind betroffen.

E-Plus zählt den Netzbetrieb nicht mehr zum Kerngeschäft des Unternehmens. Lediglich die Netzplanung bleibt weiter in der Verantwortung des Carriers, das berichten übereinstimmend die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Financial Times Deutschland". "Mobilfunk ist ein Massenprodukt. Mit dem Netz kann sich keiner mehr differenzieren", sagte Thorsten Dirks, Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, der "FTD". "Es geht nur noch um den Preis." Die Sendemasten und Grundstücke bleiben im Besitz von E-Plus. Dies verlangt die vom Bund vergebene Mobilfunklizenz. Mit dem Outsourcing möchte E-Plus die Netzkosten um rund 20 Prozent senken. Um den Auftrag hatten sich auch Nokia und Ericsson beworben.

"E-Plus ist der erste Netzbetreiber in Deutschland und einer der ersten in Europa, der diesen Schritt geht", betonte Dirks gegenüber der "FAZ". Gleiche Projekte haben etwa Vodafone sowie die KPN-Tochter Telfort in den Niederlanden betrieben. Die beiden Konkurrenten haben jeweils an Ericsson ausgelagert. Zudem steht Branchenkreise zufolge auch der Münchner Anbieter O2 vor dem Outsourcing seiner Mobilfunknetze. Der kleinste deutsche Carrier hinkt mit dem Ausbau sein UMTS-Infrastruktur hinterher. Ein externer Betreiber könnte den Mangel schneller beheben.

Im Zuge des Betriebsübergangs bei E-Plus werden rund 750 Mitarbeiter zu Alcatel-Lucent wandern. "Für die Mitarbeiter heißt das, dass sie weitermachen können, da wir unser Netz von Alcatel-Lucent ja deutlich ausbauen lassen wollen", sagt Dirks und fügt hinzu: "Wir wollen im Jahr 2007 und in den folgenden Jahren jeweils einen dreistelligen Millionenbetrag in Euro in den Ausbau des Netzes investieren." Über Laufzeit und Volumen haben die Partner zunächst keine Angaben gemacht. Laut "FTD" gilt der Vertrag für die kommenden drei Jahre. Den Wert schätzen Experten auf rund 1,5 Milliarden Euro.

Für den Anbieter Alcatel-Lucent, der vor wenigen Tagen erst angekündigt hatte, 450 Stellen in Deutschland zu streichen, ist das Abkommen der Einstieg in das Dienstleistungsgeschäft rund um die Mobilfunknetze. Gegenüber der "FAZ" sagte Dirks, mit dieser Entscheidung sei jedoch keine Festlegung darüber getroffen, ob E-Plus Alcatel-Lucent künftig auch als Netzwerkausrüster ins Boot holen wird. Das sieht der künftige Netzbetreiber offenbar anders. E-Plus müsse alte Nokia-Technik aus den 90er Jahren austauschen, kündigte Henryk Wulf, Vorstand der Deutschland-Tocher von Alcatel-Lucent, an. Dies bedeute ein zusätzliches Geschäft für Alcatel-Lucent, freute sich der Manager gegenüber der "FTD". Bestandteil der jetzigen Vereinbarung sei das jedoch nicht, räumte Wulf ein.

In jedem Fall wird der Dienstleister das Netz schnell auszubauen müssen. Die E-Plus-Produkte "Simyo" und "Base" haben sich sehr gut entwickelt. So habe sich die Zahl der übertragenen Minuten seit Mitte 2005 bis heute verdoppelt, berichtete Dirks. Das steigende Gesprächsaufkommen habe in der Vergangenheit zu Engpässen im Netz geführt. (jha)