IT-Unternehmen trotzen dem Burnout

22.11.2006
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.
Viele Mitarbeiter in der IT gehen bis an ihre Belastungsgrenze. Das Engagement hat seine Schattenseiten, wissen vernünftige Führungskräfte. Deshalb haben sie sich dem Gesundheits-Management verschrieben.
Die gesundheitlichen Belastungen in der IT-Arbeitswelt gelten als hoch. Zudem sollen sich rund 80 Prozent der Beschäftigten falsch ernähren und zu wenig bewegen. Umso wichtiger wird es für Unternehmen, sich um das Wohlergehen der Mitarbeiter zu kümmern.
Die gesundheitlichen Belastungen in der IT-Arbeitswelt gelten als hoch. Zudem sollen sich rund 80 Prozent der Beschäftigten falsch ernähren und zu wenig bewegen. Umso wichtiger wird es für Unternehmen, sich um das Wohlergehen der Mitarbeiter zu kümmern.
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Gesundheit ist kein Schicksal, jeder kann etwas dafür tun. Viele Unternehmen investieren in den Betriebssport, damit sich Mitarbeiter fit halten können. Sie wissen, dass die individuelle Produktivität untrennbar mit dem gesundheitlichen Wohlergehen verknüpft ist. Viele Firmen haben ihre Betriebssportkonzepte entstaubt und durch ein modernes Gesundheits-Management ersetzt. Die neue Formel heißt "Corporate Activity". Im Unterschied zum klassischen Betriebssport, der sich als Sozialleistung für die Mitarbeiter definiert und auf Freizeitaktivitäten beschränkt ist, folgt das neue Konzept dem Wandel in der Arbeitswelt. Ulrich Winterfeld vom Dresdener Institut der Berufsgenossenschaften Arbeit und Gesundheit (BGAG): "Corporate Activity fördert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, verbessert die Gesundheit und trägt somit zum Erhalt der Leistungsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter bei."

Hier lesen Sie ...

  • warum Unternehmen gut beraten sind, sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu kümmern;

  • welche Aufgaben ein betriebliches Gesundheits-Management hat;

  • welche Ansätze große IT-Unternehmen im Gesundheits-Management verfolgen.

Umgang mit Druck

Natalie Lotzmann, SAP: 'Ein interaktives Online-Tool hilft Mitarbeitern, indem es auf ihre gesundheitlichen Risiken hinweist.'
Natalie Lotzmann, SAP: 'Ein interaktives Online-Tool hilft Mitarbeitern, indem es auf ihre gesundheitlichen Risiken hinweist.'

Noch deutlicher wird Ludwig Bieser, leitender Betriebsarzt von IBM: "Die zentrale Frage lautet: Wie reagiere ich auf Druck?" Für Bieser können zwei Drittel der Belegschaft gut mit Belastung umgehen. Der Rest müsse lernen, "dem Druck durch rechtzeitige Erholungsphasen standzuhalten". Auch Natalie Lotzmann, Leiterin des Gesundheitswesens der SAP AG in Walldorf, macht keinen Hehl aus der besonderen Belastung in der IT-Arbeitswelt. Studien, nach denen sich bis zu 80 Prozent der IT-Beschäftigten falsch ernähren und zu wenig bewegen, will Lotzmann nicht bestreiten, auch wenn SAP wegen der jungen Belegschaft (Altersdurchschnitt: 37 Jahre) weniger davon betroffen sei als andere Firmen: "Die Hauptprobleme liegen aber im Bereich psychomentaler Belastungen. Wenn ich einen Vortrag halte, beginne ich stets mit Folien, die illustrieren, wie sich die Globalisierung direkt auf die Menschen besonders in der IT Branche auswirkt." Laut Lotzmann ist SAP rund um die Uhr für seine Kunden aktiv. Unter dem Einfluss eines sich rasant beschleunigenden Kommunikationstempos in zunehmend virtualisierten Arbeitsgruppen entstehen so ständig neue Anforderungen an die Mitarbeiter.