AMD will bis 2009 CPU und GPU kombinieren

25.10.2006
Nach Oracle hat jetzt auch Advanced Micro Devices (AMD) ein "Fusion"-Projekt.

AMD, das voraussichtlich heute die 5,4 Milliarden Dollar teure Übernahme des kanadischen Grafikchip-Spezialisten ATI Technologies abschließen wird, möchte nämlich bis Anfang 2009 Mikroprozessor (CPU) und Grafikbeschleuniger (GPU) zu einer neuen Gattung von Multifunktions-Chips kombinieren.

CPU und GPU (beziehungsweise Chipsatz-Grafik) sind bislang traditionell getrennt. Aus Sicht von AMD ändert sich der Markt allerdings rapide -zum einen wegen steigender Nachfrage aus Schwellenländern, wo der Preis zählt und weniger Chips einen Rechner billiger machen können, zum anderen wegen des Trends zu portablen Rechnern.

Außerdem fordere aktuelle Software - etwa Microsofts kommendes Windows Vista - immer leistungsfähigere Grafik. "Es geht nicht darum, ob ein Gerät grafikfähig ist", erklärte AMDs Chief Technology Officer Phil Hester. "Es geht viel mehr darum, wie viel diese leistet und was sie kostet."

ATI-Chef Dave Orton spekuliert, die Kombination von Prozessor und Grafikbeschleuniger könnte den Preis eines PCs anfänglich auf zwischen 100 und 200 Dollar reduzieren (von etwa 400 Dollar). Später könne der Trend auch die Leistung steigern - in einem Business-PC könnte dann beispielsweise ein Chip mit einer GPU und mehreren CPUs stecken, in einer Spielemaschine wiederum eine Kombination aus mehreren Prozessoren und acht Grafikchips.

Auch David Tuhy, General Manager für Desktop-Produkte beim AMD-Rivalen Intel, erwartet, das Prozessor und Grafik zusammenwachsen. "Das ist sinnvoll. Es wird passieren", konzediert der Intel-Mann.

Weniger klar ist allerdings, wann und in welchem Ausmaß sich solche Kombi-Chips verbreiten werden. Bis dahin stehen AMD und ATI vor der Herausforderung, Kunden und Partner bei Laune zu halten. Am bekanntesten ist ATI durch seine Chips in Grafikkarten, die vor allem Spieler in ihre Highend-Rechner einbauen. Hier liefern sich die Kanadier einen erbitterten Wettbewerb mit Nvidia. ATI wie auch Nvidia bieten außerdem Grafikchips für andere Geräte und Chipsets an, die in PCs neben Grafik noch andere Aufgaben erledigen.

Intel, der weltweit größte Hersteller von Mikroprozessoren, ist gleichzeitig auch der größte Anbieter solcher Chipsätze. Es hat sowohl ATI als auch Nvidia dadurch unter Druck gesetzt, dass es seine Chipsets mit leistungsfähigerer Grafik ausgestattet und damit den Bedarf nach separaten Grafikchips reduziert hat.

ATI liefert ebenfalls grafikfähige Chipsets. Durch die Kombination dieser mit Prozessoren von AMD und neuer Software lasse sich die durchschnittliche Akkulaufzeit von Notebooks von vier auf fünfeinhalb Stunden steigern, erklärte Orton.

Allerdings haben die Verkäufe von ATI-Chipsätzen zur Kombination mit Intel-Prozessoren nach Ankündigung der Übernahme durch AMD bereits merklich nachgelassen. Dies spiegelt aus Sicht des Mercury-Research-Analysten Dean Carron Skepsis gegenüber AMDs Commitment zu Produkten wider, die letztlich nur dem Wettbewerber Intel nützen. (tc)