Microsoft trimmt CRM stärker auf On-Demand

29.03.2006
Unter dem Projektnamen "Titan" will Microsoft in zwölf bis 18 Monaten eine speziell an Hosting-Bedürfnisse angepasste CRM-Lösung präsentieren.

Microsofts aktuelle Customer-Relationship-Management-Software ist in zwei Varianten verfügbar. So gibt es die "Dynamics CRM Professional Edition 3.0" einmal in einer Version zum herkömmlichen Betrieb Inhouse, und zum zweiten als spezielle Edition für Service-Provider. Im Grunde handelt es sich jedoch nur um zwei Ausprägungen der gleichen Software. Die Service Edition enthält lediglich zusätzliche Module, die es Dienstleistern erlauben, das Kunden-Management als Mietlösung anzubieten und zu betreiben (siehe auch: Convergence: Microsoft will Geschäft mit Miet-Software ankurbeln).

Das soll sich künftig ändern. Unter dem Projekt Titan will Microsoft eine speziell an Hosting-Anforderungen angepasste CRM-Lösung entwickeln. Erste Ergebnisse würden in zwölf bis 18 Monaten vorliegen. Dieses kommende Major Release soll unter anderem mandantenfähig sein, so dass jeder Hosting-Anwender mit seiner eigenen Instanz der Lösung arbeiten kann. Titan sei Teil einer breit angelegten Initiative in Richtung Software-as-a-Service (SaaS), hieß es in Microsoft-Kreisen. Inwieweit andere Produktlinien ebenfalls speziell an On-Demand-Ansprüche angepasst werden sollen, steht bislang allerdings noch nicht fest.

Die Strategie des weltgrößten Softwarekonzerns scheint nicht ganz unproblematisch zu sein. Generell tun sich die etablierten Applikationshersteller schwer, neben ihrem herkömmlichen Lizenzgeschäft eine SaaS-Strategie aufzubauen. Zwar beteuern die SAP-verantwortlichen heute, dass das eigene CRM-on-Demand keine Bedrohung für das eigene Lizenzgeschäft darstelle (siehe auch: Henning Kagermann, SAP: On-Demand schadet dem Lizenzgeschäft nicht). Jedoch hat es Monate gedauert, bis sich die Walldorfer zu einem klaren Bekenntnis in Sachen On-Demand durchringen konnten. Andeutungen über mögliche Angebote wechselten sich mit kurz darauf folgenden Dementis ab.

Auch Microsoft tut sich nicht leicht, wird aber in Richtung SaaS gedrängt. Der Konzern bekommt Druck von Firmen wie Google, die verstärkt Software als Serviceleistung über das Netz offerieren wollen. Dies werten Analysten als Bedrohung von Microsofts Kerngeschäften mit Windows und Office. Im gleichen Atemzug warfen sie dem Konzern aus dem US-amerikanischen Redmond schon im vergangenen Jahr vor, zu unbeweglich und zu bürokratisch in seiner Softwareentwicklung zu agieren. Versuche von CEO Steve Ballmer, die Firma mit Hilfe neuer Organisationsstrukturen agiler zu machen und der Software einen Servicecharakter zu verpassen, scheinen noch nicht zu greifen. Insider vermuten, dass auch die jüngste Verschiebung des kommenden Windows-Release Vista auf gravierende Probleme in der Entwicklung zurückzuführen seien (siehe auch: Windows Vista kommt für Endkunden erst 2007). Weitere Verzögerungen schließen die Analysten nicht aus.

Kevin Faulkner, Produkt Marketing Director für Microsofts Dynamics CRM, geht indes nicht davon aus, dass SaaS die Softwarewelt komplett umkrempeln werde. Wie auch bei der Entwicklung von Inhouse betriebenen Lösungen sei auch On-Demand der Mehrwert der Partner wichtig. Dies fehle bei vielen Mietlösungen jedoch nach wie vor. Microsoft biete dagegen ein Ökosystem, in dem auch die Partner ihre eigenen Entwicklungen in das Hosting-Modell mit einbringen könnten, warb Faulkner.

"Microsoft predigt den Independent Software Vendors (ISVs) und Value Added Resellers (VARs) On-Demand-Angebote zu entwickeln", betonte Faulkner die neue Serviceausrichtung des Herstellers. Der Softwarekonzern berechnet den Serviceanbietern für seine CRM-Mietlösung 25 Dollar pro User und Monat. Die Gebühr richtet sich nach der Zahl der tatsächlichen Nutzer. Andere Anbieter wie beispielsweise SAP verlangen für ihre eigene CRM-on-Demand-Lösung von ihren Kunden dagegen eine Mindestlizenzierung von 100 Nutzern. Wie viel Microsofts CRM-Lösung letztendlich die Kunden koste, hänge davon ab, welchen Mehrwert die Partner entwickelten und was sie den Anwendern dafür in Rechnung stellten, erläuterte Faulkner.

Laut Laurie McCabe, Analystin von AMI Partners, müsse sich Microsoft in Sachen On-Demand beeilen. Immer mehr Anwender fragten nach Mietangeboten und Konkurrenten wie Salesforce.com, Oracle sowie SAP forcierten eigene Lösungen (siehe auch: Oracle holt Siebel-on-Demand nach Hause und Henning Kagermann, SAP: On-Demand schadet dem Lizenzgeschäft nicht). Allerdings unterscheide sich die Herangehensweise an den Kunden. Firmen wie Salesforce.com bedienen ihn komplett mit Software, Services und Hosting. "Microsoft baut die Software, ein Hosting-Partner betreibt diese und ein Value Added Reseller verkauft sie." Das seien drei Parteien, mit denen sich ein Kunde auseinandersetzen müsse. Ob dies funktioniere, bezweifelt McCabe. (ba)