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Lucent und Alcatel planen Sicherheits-Konzessionen

28.03.2006
Bei Ihrer möglichen Fusion müssen die TK-Ausrüster Lucent und Alcatel der Tatsache Rechnung tragen, dass sie jeweils auch militärische Forschung und Entwicklung betreiben.

Das "Wall Street Journal" berichtet in diesem Zusammenhang unter Berufung auf Insider, entsprechende Aktivitäten von Lucent sollten unter Aufsicht eines separaten Aufsichtsgremiums gestellt werden, das ausschließlich mit US-Amerikanern besetzt ist. Damit sollen Bedenken entkräftet werden, die aus dem US-amerikanischen Kongress und Verteidigungswesen bezüglich einer möglichen Gefährdung der nationalen Sicherheit durch ausländische Übernahmen geäußert wurden.

Zu Lucent gehören noch immer die Bell Labs, in denen in Hochzeiten der Subventionierung durch den TK-Monopolisten AT&T Erfindungen wie die Entwicklung des Mikrochips, der Laser und einige der populärsten Programmiersprachen gemacht wurden. Die Bell Labs arbeiten derzeit auch an geheimen Regierungsprojekten - allerdings liege deren Volumen bei unter 100 Millionen Dollar. Insgesamt gab Lucent im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung aus.

Dennoch sitzt Lucent an einer wichtigen Stelle in der Telekommunikations-Infrastruktur der Vereinigten Staaten. Daher sollen bestimmte Arbeiten ausschließlich unter US-amerikanische Kontrolle gestellt und den Franzosen der Zugriff darauf verwehrt werden. Eine ähnliche Struktur hatte die kanadische Nortel Networks eingezogen, nachdem sie im vergangenen Jahr den US-amerikanischen Dienstleister PEC Solutions (inzwischen Nortel Government Solutions) übernahm.

Auch mit einem solchen Sicherheitsplan müssten Lucent und Alcatel für eine mögliche Fusion noch die Genehmigung des geheimnisvollen Committee on Foreign Investment in the U.S. bekommen. Dieses war wegen seines Umgangs mit dem Vorhaben von Dubai Ports World in die Kritik geraten, Häfen in den USA zu erwerben.

In Frankreich gibt es unterdessen Druck auf Alcatel, vor einem möglichen Merger mit Lucent die Satellitensparte und andere Aktivitäten an das Verteidigungsunternehmen Thales zu veräußern. Hier fordert wiederum EADS Mitspracherecht, das in der Vergangenheit bereits Interesse an einer Übernahme von Thales geäußert hatte und wohl seinen eigenen Satellitenbereich Astrium ebenfalls bei Thales unterbringen möchte. Thales ist zu 31 Prozent im Besitz des französischen Staates. Eine mögliche Transaktion zwischen Alcatel und Thales müsste Alcatel Branchenkennern zufolge außerdem mit dem italienischen Rüstungskonzern Finmeccanina abstimmen. (tc)