3GSM: Der Hype um die Femtocells

15.02.2007
Mit den Kleinstzellen soll UMTS auch im Wohnzimmmer und Büro Einzug halten.

An Begriffe wie Piccozellen oder lebende Zellen als Synonym für Funkzellen die ihre Ausdehnung in Abhängigkeit der Benutzerzahl verändern, hatte sich die Mobilfunkbranche schon gewöhnt. Auf der diesjährigen 3GSM hat nun eine neue Bezeichnung Hochkonjunktur: die Femtocells.

Unter ihnen verstehen die Aussteller Mobilfunkzellen, die nochmals kleiner sind als die Piccozellen. Typischerweise decken die Kleinstzellen künftig eine Privatwohnung oder ein kleineres Büro mit bis zu zehn Mitarbeitern ab. Damit wollen die Mobilfunker das Problem in den Griff bekommen, dass sie teilweise innerhalb von Gebäuden eine vernünftige Funkabdeckung für UMTS und Co. nur mit hohem Kostenaufwand realisieren können. Bei den Femtocells wird nun innerhalb der Wohnung eine Art kleine UMTS-Basisstation installiert und per DSL oder anderen breitbandigen Festnetztechnologien mit dem nächsten Knoten des Mobilfunkanbieters verbunden. Eine entsprechende Box dürfte nach Einschätzung von Steve Shaw, Direktor bei Kineto Wireless, um die 200 Dollar kosten.

Auf den ersten Blick wirkt das ganze wie ein Anachronismus, nachdem die Branche auf der letzten 3GSM noch lautstark das Lied von der Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk sang. Doch die Konvergenz eröffnet den Mobilfunkern nicht nur Chancen, den Festnetzbetreibern Kunden abzujagen, sondern birgt für sie auch die Gefahr, User an VoIP-Anbieter wie Fonera und andere zu verlieren. Schließlich muss der Benutzer im heimischen WLAN ja nicht zwangsläufig den Dienst seines Mobilfunk-Providers nutzen. Und für diesen wäre es ein teures Vergnügen, wenn er seiner Klientel erst subventionierte Dual-Mode-Telefone, also Handys für Mobilfunk und WLAN, verkauft, damit der Kunde dann später günstig über einen anderen VoIP-Anbieter telefoniert.

Neben dem Aspekt der Kundenbindung spricht für die Kleinstzellen aus Sicht der Mobilfunker noch ein anderer Punkt: Wenn der User zuhause sein gewohntes Handy benutzt, dann können sie ihm über diesen Kanal auch Mehrwertdienste wie Music-Downloads etc. offerieren.

Branchenkenner wie Shaw - sein Unternehmen baut Universal-Mobile-Access-Lösungen (UMA) - sind allerdings skeptisch, ob sich die Femtocells schnell durchsetzen: Im Vergleich zu einem klassischen WLAN-Access-Point sind sie deutlich teurer. "Ob sich das für die Carrier rechnet, muss sich noch zeigen", gibt Shaw zu bedenken. (hi)