3GSM: Jajah plant neuen Coup

14.02.2007
Der kalifornisch-österreichische Erfinder der "Web-aktivierten Telefonie" will im April eine komplett überarbeitete Version seines Dienstes herausbringen.

Ein Jahr nach dem Launch von Jajah Web stehe das Unternehmen vor der nächsten Revolution, kündigte Roman Scharf, einer der beiden Firmengründer von Jajah, am Rander der 3GSM in Barcelona im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE geheimnisvoll an. Details wollte Scharf mit Verweis auf bestehende Stillschweigeabkommen und den erhofften Paukenschlageffekt nicht preisgeben. Nachdem man zwischenzeitlich mit Jajah Mobile Web die Wünsche von technik-affinen Smartphone-Nutzern erfüllt habe, wende sich der geplante Dienst an Otto Normalverbraucher. Er werde so einfach zu benutzen sein, dass damit selbst „die 89-jährige Oma mit ihrem Enkel günstig telefonieren“ könne, so der 35-jährige Unternehmer.

Man darf demnach gespannt sein, was das von Google-Investor Sequoia Capital unterstützte Startup als Nächstes hervorzaubert. Scharf und sein Gründerkollege Daniel Mattes hatten im September 2005 schon einmal ihr Konzept komplett umgekrempelt. Nachdem Verwandte und Bekannte das von ihnen entworfene VoIP-Softphone als zu kompliziert kritisiert hatten, erdachte sich das Team nach einem kurzen Brainstorming das heute bekannte und patentierte Konzept der Web-basierenden Telefonie: Um in den Genuss kostengünstiger Telefonate zu kommen (Spareffekte ergeben sich vor allem bei Auslandsgesprächen), geben Nutzer von Jajah Web auf einer Internet-Site die Rufnummer des gewünschten Gesprächspartners ein. Per Mausklick werden Anrufer und Empfänger schließlich über einen VoIP-Rückruf verbunden. Vorlage sei die Google-Suche gewesen, erklärt Scharf, mit einer ähnlichen Benutzerfreundlichkeit, nur mit einem Call- anstelle eines Search-Buttons.

Hinter dem an sich einfachen Prinzip steckt eine vergleichsweise komplexe Infrastruktur mit inzwischen 255 Telekom-Servern in 55 Ländern sowie vier Master-Engines, die das Routing der weltweiten Verbindungen übernehmen. Der Aufwand ist gerechtfertigt, denn am Ende zählen bei jedem Dienst Qualität und Skalierbarkeit, erläutert Scharf. Laut Jajah werden mittlerweile jedes Monat 100 Millionen Gesprächsminuten abgewickelt. Das Unternehmen geht davon aus, diesen März – also ein Jahr nach der Vorstellung - seinen zweimillionsten Kunden zu begrüßen. Insgesamt sei die Infrastruktur auf mehr als zehn Millionen User ausgelegt, so der Jajah-Gründer zum Thema Scalability. Trotz beziehungsweise aufgrund des hohen Aufwands weist die Company im reinen Telefoniegeschäft eine Gewinnmarge von 40 Prozent auf – kein schlechter Schnitt angesichts der an beiden Enden eines Jajah-Gesprächs anfallenden Terminierungskosten. Ohne die - wegen des hohen Entwicklungsaufwands – hohe Personaldecke von 65 Mitarbeitern wäre Jajah bereits profitabel, fügt Firmengründer Scharf hinzu. Man könnte glatt neidisch werden auf Sequoia, die sich in der Startfinanzierung für drei Millionen Dollar 35 Prozent der Jajah-Anteile gesichert haben. (mb)