Mitarbeiterführung bei World of VR

"Gute Führungskräfte müssen lernen, sich selbst zu führen"

05.01.2021
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Mitarbeiterführung will gelernt sein - vor allem in Remote-Work-Zeiten. Timon Vielhaber, Gründer von World of VR, weiß, worauf es ankommt und teilte sein Wissen im Rahmen eines Online-Workshops.
Timon Vielhaber (knieend unten rechts im Bild) gründete 2015 das Startup World of VR. Zuvor sammelte er als Führungskraft bei der Deutschen Telekom Berufserfahrung.
Timon Vielhaber (knieend unten rechts im Bild) gründete 2015 das Startup World of VR. Zuvor sammelte er als Führungskraft bei der Deutschen Telekom Berufserfahrung.
Foto: World of VR

"Kann man Führung lernen?" Mit dieser Frage begann Timon Vielhaber, Gründer und CEO von World of VR, einem auf Virtual Reality-Lösungen spezialisierten Startup, seinen Vortrag im Rahmen der virtuellen Dikussionsreihe "Expedition: Werte-Arbeit-Führung 4.0", die die Synergie Vertriebsdienstleistung mit dem TÜV Rheinland, dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) sowie der COMPUTERWOCHE jeden zweiten Mittwoch veranstalten.

Der Unternehmensgründer bejaht die Frage, ob man Führung erlernen kann. Während in der Konzernwelt Führung elitär und abgegrenzt erscheint, gelte in Startups der Grundsatz "leading by doing", so Vielhaber. "Führung entsteht als Nebenprodukt dessen, was getan werden muss. Also jemand muss sich um den Vertrieb kümmern und ihn aufbauen, dann hat er auch gleich die entsprechende Führungsrolle dazu." Das bedeute aber nicht, dass jeder führen kann, sondern dass Führungskräfte an sich arbeiten müssen, Darum könnten auch Konzerne von Gründern etwas lernen, ist Vielhaber überzeugt, der fünf Tipps für erfolgreiche Führung gab.

1. Alle Ideen sind wertvoll

Timon Vielhaber hat erfahren, dass sich unter dem Druck, schnell entscheiden zu müssen, im Gehirn oft "Schnellstraßen" bilden. In Folge vertrauen die Führungskräfte nur auf ihre eigenen Routinen und sind weniger offen gegenüber Ideen anderer. Fatal sei es darum, wenn Manager ihren Mitarbeitern zwar zuhören, ihnen aber nur eine oberflächliche Aufmerksamkeit schenken und die vorgebrachten Ideen nicht ernst nehmen. Dadurch entstünden schnell zwischenmenschliche Probleme.

2. Von KI lernen

In vielen Unternehmen sind Jahresgespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeiter die Regel. Das Feedback sollte sich aber nicht auf solche fixen Termine begrenzen, sondern an den verschiedensten Stellen im Arbeitsalltag eingebaut werden, empfiehlt Vielhaber. In seinem Unternehmen endet etwa jedes Meeting mit zwei Feedbackfragen: "Wie fandet ihr es? Was können wir besser machen?" Die Mitarbeiter sind aufgerufen, sich immer wieder Rückmeldungen einzuholen. "Hier können Führungskräfte von der Künstlichen Intelligenz lernen. Die KI besteht im Grunde genommen aus vielen Feedbackschleifen und lernt stetig dazu. Warum sollten wir das nicht tun?"

3. Wertschätzung leben

Während des Lockdowns arbeitete auch das Team von World of VR im Homeoffice. "Ein sehr fokussiertes Arbeiten, es war kein einziger Mitarbeiter krank", bilanziert der Gründer. In dieser Zeit lobte er einen Gesundheitsbonus von 150 Euro für jeden Mitarbeiter aus, von dem sich viele eine sehr gute Maus kauften. "Das war für uns ein Aha-Effekt. Nun bekommt jeder neue Kollege eine hochwertige Maus, schließlich hat man die auch acht Stunden in der Hand", sagt Vielhaber.

4. Ruhe zwischen den Meetings

Die ersten Wochen des Lockdowns erlebte Gründer Vielhaber als bedrohlich: "Innovationen wie Virtual oder Augmented Reality waren zunächst zurückgestellt." Die ungewohnte Situation, komplett von zuhause aus zu arbeiten, führte zu einer weiteren Verunsicherung. "Anfangs haben wir darum fast 'überkommuniziert'", erinnert sich Vielhaber. Mittlerweile habe man das richtige Maß gefunden: Jeder Arbeitstag startet mit einem 15-minütigen virtuellen Austausch, die Moderation wechselt, das Daily Standup schließt mit einem Witz. Für diejenigen Kollegen, die wieder in das Großraumbüro zurückgekehrt sind, gibt es eine bis zu drei Stunden lange Ruhephase im Büro, während dieser Zeit soll konzentriert gearbeitet werden, sämtliche Meetings finden dann am Nachmittag statt.

5. Geht pünktlich nach Hause

"Wer eine gute Führungskraft sein will, muss erst lernen, sich selbst zu führen." Davon ist Timon Vielhaber überzeugt. Der eigene Umgang mit der Arbeitszeit sei dafür das beste Beispiel: "Viele Manager begehen den Fehler, mit dem eigenen Zeiteinsatz unzufrieden zu sein, zu viel zu arbeiten und das auch von ihren Mitarbeitern zu erwarten." Vielhaber empfiehlt Führungskräften, sich einen wöchentlichen Zeitrahmen zu setzen, in dem das Leben in Balance ist. Danach müsse aber Schluss sein, sprich die Führungskraft nach Hause gehen oder den Computer im Homeoffice ausschalten.