Eine Heatmap hilft entscheiden

Welche IT-Innovationen wollen Sie wo nutzen?

15.09.2021
Von 
Nicholas D. Evans ist freier Autor für CIO.com und Chief Innovation Officer beim US-Dienstleister WGI.
Die IT ist der große Innovationsmotor unserer Zeit: Technologien wie Cloud, KI, Digital Twins oder IoT schaffen viele Möglichkeiten für Unternehmen. Um diese systematisch einzuordnen, kann eine Heatmap helfen.
Beispiel einer Emerging Technology Heat Map.
Beispiel einer Emerging Technology Heat Map.
Foto: Nicholas D. Evans

Aufkommende Technologien zu erkennen und ihr Potenzial auf die eigenen Business-Bereiche herunterzubrechen und zu nutzen, ist eine Aufgabe, die viele CIOs beschäftigt. Eine Heatmap kann als einfaches Instrument für Geschäftsbereiche und Abteilungen eine Hilfe sein. Es geht darum, Emerging Technologies zu entdecken und auf ihren Wert für den eigenen Unternehmens- oder Verantwortungsbereich hin abzuklopfen.

Das Instrument einer Heatmap kann dazu beitragen, Technologien systematisch mit den Bedürfnissen der Geschäftsbereich zu matchen und den Nutzen zu beschreiben. Darüber hinaus hilft eine solche Übersicht, Synergien zwischen Abteilungen aufzudecken, in denen ähnliche Anforderungen bestehen oder bereits Erfahrungen mit neuen Ansätzen und Tools vorliegen. Die Heatmap zeigt im Idealfall Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf und regt fruchtbare Diskussionen an. Das kann für Abteilungsleiter ebenso interessant sein wie für die Führungsebene, die ihre unternehmensweiten Prioritäten neu justieren kann.

Erste Aufgabe: ein Template erstellen

Wie können CIOs konkret vorgehen? Zunächst gilt es, ein Template zu erstellen, das auf einer Seite der Tabelle 15 bis 20 wichtige Technologien aufführt, beispielsweise KI, Data Analytics, Digital Twin oder Cloud. Diese Begriffe müssen mit einer klaren und verständlichen Definition hinterlegt werden, so dass Führungskräfte und Mitarbeiter aus den Geschäftsbereichen verstehen, was es damit auf sich hat.

Auf der anderen Achse der Matrix werden die Geschäftsbereiche aufgeführt, die ihre Einschätzung der Relevanz aller genannten Technologien abgeben. Das können sie tun, indem sie den Technologien eine geringe, mittlere, hohe oder sehr hohe Bedeutung zuschreiben. Diese vier Bewertungskategorien sollten farblich hinterlegt sein. Die Vorlage sollte zudem zeitlich eingegrenzt werden, zum Beispiel: "Bewerten Sie das Potenzial dieser Technologien mit einem Ausblick auf die Abteilungsziele und -strategie bis 2025."

Entscheidend ist die klare und verständliche Definition der Technologien. Sich diese Arbeit zu machen, ist ohnehin eine zweckmäßige Übung für alle Unternehmen, die den Herausforderungen der digitalen Transformation gerecht werden wollen. Die Befragten müssen genau wissen, was mit einem "digitalen Zwilling" oder mit "3D-Druck" gemeint ist - und ebenso, was es mit allgemeineren Begriffen wie "Cloud Computing" oder "Mobile Computing" auf sich hat.

Im nächsten Schritt gilt es, sich mit dem konkreten Anlegen des Templates zu beschäftigen. Dabei geht es weniger um ein hübsches Tool als um die Bereitschaft der Geschäftsbereiche sich einzubringen und ernsthaft den Nutzen der Technologien mit ihren Bedarfen abzugleichen. Ein einfaches Excel-Sheet wird diese Aufgabe gut erfüllen.

Abteilungsleiter müssen nicht allein entscheiden

Sobald die Vorlage entworfen und festgelegt ist, welche Technologien in welcher Detailgenauigkeit von den Abteilungen und Bereichen bewertet werden sollen, kann die Anfrage versandt werden - mit einem Fälligkeitsdatum für die Antworten. Die Befragten sollten ausreichend Zeit und Flexibilität haben zu entscheiden, wer wie antworten soll. Das kann durch den Abteilungsleiter geschehen, oft aber noch besser durch eine kollektive Teamleistung. Es empfiehlt sich, ein fiktives Beispiel vorzugeben, wie das Formular auszufüllen ist - natürlich, ohne dabei Einfluss auf die Entscheidungen zu nehmen.

Der einfachste Ansatz wäre aufzufordern: "Bitte geben Sie für jede Technologie oder jeden Trend die Werte gering, mittel, hoch oder sehr hoch an, um deren potenziellen Auswirkungen auf Ihre Ihren Bereich oder Ihre Abteilung mit Blick auf die Geschäftsstrategie bis 2025 zu beschreiben." Sobald die Ergebnisse eintreffen, lässt sich eine integrierte Ansicht erstellen. Wer möchte, kann auch eine zusätzliche Detailebene einführen und geplante Anwendungsfälle für jede Technologie oder jeden Trend mit abfragen.

Das Potenzial einer solchen Heatmap entfaltet sich erst so richtig, wenn das Ergebnis an alle Teilnehmer durchgereicht, vielleicht sogar im Intranet weitergegeben wird. Allerdings entsteht damit eine Transparenz, mit der nicht alle Unternehmen und Abteilungsleiter umgehen können. Die Informationen sollten innerhalb des Unternehmens bleiben. Sind alle Informationen erhoben, schlägt die Stunde der Top-Führungskräfte, die sie strategisch nutzen und in ihre Planungen einbinden können. Nun ergibt sich ein Bild, welche Technologien und Trends für das Unternehmen von strategischer Bedeutung sind.

Die Heatmap-Übung ist keine Rocket Science

Diese Technik lässt sich auch in den bestehenden strategischen Planungsprozess sowie in die Innovations- und Technologiestrategie integrieren. Der große Vorteil ist, dass die Heatmap-Übung einfach ist und wirklich in jedem Unternehmen durchgeführt werden kann. Dennoch empfiehlt es sich, sie zeitlich in die jährlichen Zyklen der strategischen Planungsprozesse einzubinden.

Ist die Heatmap-Übung abgeschlossen, gilt es, das Feedback der Teilnehmer einzuholen: Hat sich der Aufwand gelohnt? Sind wir mit den Ergebnissen zufrieden? Genau wie bei einer SWOT-Analyse (Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats) oder andere strategische Planungsinstrumente kann die Heatmap ein wertvolles Instrument im Werkzeugkasten von Managern werden.