IT-Konsolidierung

Allianz - Vom Silo zur integrierten IT

01.02.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Der Versicherungskonzern packt Lebens-, Sach- und Krankenversicherung in eine einheitliche Umgebung.

Was die IT der Allianz Deutschland hinter sich hat, ist "der größte Umbau in der 120-jährigen Unternehmensgeschichte", so Chief Information Officer Ralf Schneider. Dass dieses Vorhaben tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde, lässt sich seiner Ansicht nach kaum hoch genug bewerten: "Wir verkaufen Sicherheit, und eine Revolution ist nicht gerade die erste Assoziation, die einem zum Thema Versicherung einfällt."

Doch die deutsche Allianz, mit einem Umsatz von 26 Milliarden Euro ein Mammut der Branche, hat tatsächlich eine Pirouette hingelegt: Sie hat die Silostruktur ihrer Unternehmensbereiche Leben-, Sach- und Krankenversicherungen aufgelöst, den Kunden in den Mittelpunkt der Prozesse gestellt und die ehemals heterogenen Abläufe vereinheitlicht sowie ein spartenübergreifendes IT-System eingeführt – mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern und den Kundenservice zu verbessern. "Wir haben die Stapelverarbeitung aufgebrochen und durch die Ende-zu-Ende-Bearbeitung ersetzt", bringt Schneider das Ergebnis auf den Punkt.

Auslöser: Bröckelnde Kundenbasis

Allianz-Deutschland-CIO Ralf Schneider: "Wir mussten näher an den Kunden heran."
Allianz-Deutschland-CIO Ralf Schneider: "Wir mussten näher an den Kunden heran."
Foto: Allianz

Dieses Projekt kam nicht von ungefähr: Der Startschuss fiel im September 2005. Das Geschäft lief zwar immer noch profitabel, aber "der deutsche Markt war gesättigt, die Kundenbasis bröckelte", so Schneider. Presseberichten zufolge verlor die deutsche Allianz zeitweilig etwa 180 000 Kunden im Jahr. "Darauf gibt es nur eine Antwort", konstatiert Schneider: "günstigere Tarife und besserer Services. Für die Allianz war klar: Wir müssen näher an den Kunden heran." Daneben wollte der Konzern seine Produktivität deutlich erhöhen. Und last, but not least sollte die Grundlage geschaffen werden, auf der sich neue, zukunftsfähige Produkte und Services entwickeln ließen (siehe auch: "Innovationen aus der CIO-Perspektive")

Alle drei Ziele waren am besten dadurch zu bewältigen, dass die klassische Trennung zwischen den Sparten Leben-, Sach- und Krankenversicherung aufgehoben wurde: "Wir wollten uns funktional statt spartenmäßig aufstellen und vor allem den Kunden in den Mittelpunkt des Systems stellen", erläutert Schneider. Sowohl der Vertrieb und die Produkte als auch der Betrieb und die IT sollten sich dem Kunden als dem obersten Ordnungskriterium unterordnen.

Projektsteckbrief

  • Projektart: Neuorganisation und Integration der IT.

  • Branche: Leben-, Sach-, Krankenversicherung.

  • Zeitrahmen: von September 2005 bis Ende 2008.

  • Stand heute: im Pilotgebiet (Nordosten) im Einsatz.

  • Produkte: Eigenentwicklung auf Basis von DB2.

  • Dienstleister: hauseigene IT-Service-Gesellschaft ASIC, T-Systems für den CTI-Betrieb.

  • Umfang: für die deutsche Allianz-Gesellschaft.

  • Ziele: mehr Effizienz, besserer Kundenservice, Basis für Innovationen.

  • Herausforderung: Silostruktur musste überwunden werden.

  • Nächster Schritt: Einführung im zweiten der drei Dienstleistungsgebiete.