T-Systems schließt über 30 Standorte

01.12.2006
Tausende von Mitarbeitern müssen pendeln, umziehen - oder gehen.

T-Systems-Chef Lothar Pauly macht Ernst. Ab Sommer 2007 sollen die bundesweit rund 50 System-Integrations-(SI-)Standorte des IT-Dienstleisters auf 17 eingedampft werden. Die Verhandlungen sind bereits abgeschlossen, nur die Zustimmung des Gesamtbetriebsrats steht noch aus.

Einem Schreiben an die Belegschaft zufolge, das die computerwoche von einem T-Systems-Mitarbeiter erhalten hat, will das Unternehmen alle SI-Standorte in drei Kategorien unter- teilen: Aachen, Berlin, Bonn, Chemnitz, Darmstadt, Essen/Mülheim, Hamburg, Leinfelden-Echterdingen, München, Saarbrücken und Wolfsburg sind künftig "Regionalzentren". Als so genannte Nebenstandorte gelten Bielefeld, Bremen, Netphen, Ulm, Weingarten und Weinheim. Auf die dritte Kategorie entfallen die übrigen 33 Standorte. Sie werden geschlossen und in die entsprechenden Regionalzentren ein- gegliedert.

Die Kosten müssen runter

Die Zusammenlegungen sollen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres in den Regionen Essen, München (außer Bamberg), Saarbrücken und Hamburg beginnen. Im ersten Halbjahr 2008 folgen Darmstadt, Chemnitz (außer Erfurt) und Wolfsburg. Für die zweite Jahreshälfte 2008 ist dann die Konsolidierung der Regionen Bonn und Leinfelden-Echterdingen sowie die Schließung der Standorte Erfurt, Bamberg und Bad Kreuznach geplant.

Nach Angaben der Geschäftsführung ist die Standortkonsolidierung notwendig, um die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit von T-Systems zu verbessern. Darüber hinaus könnten wenige große Einheiten flexibler auf Marktanforderungen reagieren, heißt es in dem internen Papier, das von Mitgliedern der Geschäftsführung und des Gesamtbetriebsrats unterzeichnet ist. Primäres Ziel der Betriebsräte sei es, die sozialen Härten abzumildern, "die sich aus der Reduzierung von Standorten zwangsläufig ergeben werden".

Eine sozialverträgliche Lösung dürfte jedoch schwierig werden. "Insgesamt sollen im Zuge der Umstrukturierung etwa 2600 Mitarbeiter umziehen oder pendeln", erklärt Jürgen Mäurer, Mitglied des Betriebsrats in Karlsruhe sowie des Gesamtbetriebsrats von T-Systems Enterprise Services, gegenüber der computerwoche. Seiner Ansicht nach ist die Standortkonsolidierung daher auch "ein Instrument, um Mitarbeiter billiger loszuwerden". Von dem im Oktober beschlossenen Personalabbau seien in der System-Integration bis Ende 2008 über 2000 Mitarbeiter betroffen. "Und wir vermuten stark, dass ein Teil der Stellenstreichungen im Zuge der Standortkonsolidierung erfolgen wird", so Mäurer. In Karlsruhe zeichne sich bereits ab, dass das Gros der Belegschaft nicht nach Leinfelden-Echterdingen mitziehen werde: "Wir haben derzeit sehr viele Anfragen zu Abfindungen und dergleichen, die darauf abzielen, das Unternehmen zu verlassen."

Viele Standortschließungen sind aus Sicht des Betriebsrats "nicht nachvollziehbar", so Mäurer weiter. Bei der Nieder- lassung in Karlsruhe etwa mit ihren rund 160 Beschäftigten, handele es sich um einen wirtschaftlich erfolgreichen Standort mit hoher Auslastung und sehr motivierten Mitarbeitern. So betreue T-Systems Karlsruhe den im nahe gelegenen Germersheim ansässigen Großkunden Daimler-Chrysler.

Angst vor dem Aderlass

Diese Kundennähe sei "einer der Hauptvorteile", der mit der Eingliederung der Niederlassung in den Regionalstandort Leinfelden-Echterdingen aufgegeben werde, kritisierte Mäurer. "Wir haben wirklich Bedenken, dass sich unser jetziges Geschäft in Zukunft nicht mehr abwickeln lässt, wenn so viele Leute mit fundiertem Know-how gehen." Der Betriebsrat in Karlsruhe werde sich dafür einsetzen, dass der Gesamtbetriebsrat dem jetzigen Verhandlungsergebnis nicht zustimmt.

Die angeschlagene Telekom-Tochter T-Systems hat in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Negativschlagzeilen gemacht. Das Unternehmen verzeichnet schon seit geraumer Zeit stagnierende Umsätze und schrumpfende Gewinne. Für Aufregung sorgten zuletzt auch die Spekulationen über einen Teilverkauf des IT-Dienstleisters. (sp)