Budgetneutraler, flexibler Ressourcenpool

Die IT braucht Springer

30.09.2008
Das Image einer unflexiblen und langsamen Abteilung kann die IT teilweise abschütteln, wenn sie auf flexible Einsatzkräfte setzt.

Was tun, wenn plötzlich eine dringende und eilige Anfrage vom Vorstand kommt oder ein Projekt in Schieflage gerät und deshalb dringend zusätzliche Leute benötigt? In einer straff organisierten IT-Mannschaft, in der jeder seine Aufgabe hat und einer festen Gruppen zugeordnet ist, können nicht einfach mal so von der Server-Truppe zwei Leute abgezogen werden, um ein Java-Projekt zu unterstützen. Es geht auch nicht, dass ein netter junger Mann aus der BI-Ecke sich mal eben um den abgestürzten Blackberry des Bereichsleiters kümmert, nur weil dieser VIP-Status genießt. Schließlich haben die Leute ja auch sonst einiges zu tun, und ihre Arbeitszeit wird über Projekte oder die Umlage von den Fachabteilungen bezahlt. Jede Ablenkung in den sowieso zeitlich sehr eng geplanten Projekten schlägt sich in eventuellen Terminüberschreitungen und/oder höheren Kosten nieder.

Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Foto: Christoph Witte

Deshalb braucht jede IT eine flexible Eingreiftruppe, die unvorhergesehene Aufgaben übernehmen und schnell erledigen kann. Auf diese Weise muss der CIO bei kurzfristigen Forderungen aus den Fachabteilungen nicht immer Nein sagen oder zunächst einmal ein ausgearbeitetes Lastenheft verlangen, sondern kann – die Sinnhaftigkeit der Anfrage vorausgesetzt – schnell reagieren. Damit ließe sich sogar das Image der IT verbessern, die von vielen Fachabteilungen und Chefetagen für langsam, unflexibel und arrogant gehalten wird.

Nur – wer bezahlt eine solche höchst begrüßenswerte Truppe? Bei knappen Budgets machen sich zusätzliche Ressourcen für Standby-Kräfte sicher nicht gut. Die Alternative heißt: verstecken. IT-Verantwortliche und CIOs sollten rund zehn Prozent ihrer Mannschaft (mehr wären besser) als flexibel einsetzbare Mitarbeiter definieren. Das macht sich im Budget nicht bemerkbar. Aber die Leute lassen sich im Bedarfsfall schnell aus ihren Gruppen herauslösen und können einzeln oder in kleinen Teams für einen begrenzten Zeitraum an Sonderthemen arbeiten. Für dieses Vorgehen sind allerdings zwei Voraussetzungen zu schaffen: Erstens müssen die Springer einverstanden mit wechselnden Arbeitsbereichen sein und über die nötigen Fähigkeiten verfügen, zweitens ist ein CIO nötig, der schnell die richtigen Prioritäten zu setzen weiß.

Weitere Meinungsbeiträge und Analysen finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu