E-Mail per Cloud-Computing

Warum nicht aus der Wolke?

07.07.2008
Die Grundsatzdebatte über Cloud-Computing ist überflüssig. Wie so oft fehlt den IT-Verantwortlichen noch ein pragmatischer Ansatz, um damit umgehen zu lernen.

Seltsamerweise diskutieren wir in der IT immer sehr grundsätzlich. Digital eben: Strom, kein Strom. Funktioniert, funktioniert nicht. Eigentlich absurd in ihrer Grundsätzlichkeit, die Debatten um Windows versus Linux, um Client-Server-Computing versus Mainframe, um Thin- versus Fat-Client und über allem der Streit und die große Frage Make or buy? Dabei wurde zwar immer grundsätzlich gefragt, aber gehandelt wurde und wird von den meisten IT-Verantwortlichen pragmatisch. Ein bisschen Linux geht schließlich immer, genauso wie Thin-Clients in bestimmten Bereichen Sinn ergeben oder auch Teile der IT durchaus von Dienstleistern einkaufbar sind.

Trotzdem werfen wir uns immer wieder mit frischer Verve auf die neuesten Trends. Zur Zeit baut sich eine Kontroverse um Cloud-Computing auf, die sachlich eigentlich nicht nötig ist, aber hoffentlich dazu beiträgt, den Gedanken zu verbreiten. Sachlich nicht nötig, weil wir eigentlich wissen, worum es geht. Das Phänomen der zunehmenden Industrialisierung von IT und ihrer Bereitstellung wurde schon mit anderen Vokabeln belegt: Utility Computing, Application Service Provider, Software as a Service. Gemeint war immer das Gleiche. Gartner definiert Cloud Computing als eine Art Computing, bei der mit Hilfe von Internettechnologien hochgradig skalierbare IT-Ressourcen für eine große Anzahl von Kunden "As a Service" angeboten werden.

Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Foto: Christoph Witte

Das kann bedeuten, dass Anwender künftig Rechenzentren, Netze und Storage nicht mehr selbst betreiben, sondern die für den Applikationsbetrieb nötigen Kapazitäten einkaufen. Neben diesem infrastrukturorientierten Cloud Computing werden künftig auch Applikationen wie CRM, SCM oder ERP aus der Cloud als Service zur Verfügung gestellt. E-Mail-Services für den Endkunden kommen heute schon zum großen Teil aus der Cloud. Denken Sie nur an Googlemail, Yahoo, Hotmail, GMX und viele andere E-Mail-Services, die ihren Kunden zumeist kostenfrei E-Mail und Speicherplatz zur Verfügung stellen. Und hier beginnt das Unverständnis. Warum agieren IT-Chefs hier nicht pragmatischer? Warum betreiben Unternehmen Commodities wie E-Mail noch selbst? Das kostet Server, Netzkapazität, Storage und Admin-Tage und bringt einem IT-Verantwortlichen nur Ärger: mit den eigenen Nutzern und den Compliancehütern wegen der sich ständig ändernden Gesetzeslage. Ernsthaft glauben, er könnte E-Mail besser und vor allem billiger oder sicherer betreiben als Google oder Yahoo, kann doch kein CIO mehr. Ähnliches gilt für Desktop-Services und Office-Applikationen. Das sind doch wirklich Commodities, die sich besser und billiger von außen beziehen lassen. Kurz und gut auch in Sachen Cloud Computing wird es langsam Zeit für mehr Pragmatismus. Dort wo sich ein erster risikoloser Schritt anbietet, sollte man ihn gehen. E-Mail ist so ein Schritt.

Weitere Meinungsbeiträge und Analysen finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu.