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CeBIT 2017

Innovationen mit Vision

23.03.2017
Von Andreas  Schmitz
Erdbeobachtungsdaten für Katastrophenschutz nutzen, einen digitalen Zwilling für die Produktion eines Sportschuhs entwickeln und per Blockchain persönliche Daten absichern: SAP zeigt das Spektrum an Innovationen – und wirft einen Blick in die Zukunft.

Wer abtauchen will in eine Flut von Big Data, braucht sich auf der CeBIT 2017 nur eine Brille aufzusetzen, die die Unendlichkeit unerschlossener Daten in virtueller Realität abbildet. Nichts als Daten, oben, unten, rechts und links. Was als Ausgangspunkt einer Reise durch die Datengalaxis beginnt, manifestiert sich am SAPBi-Stand in einem Sportschuh, der als 3D-Druck innerhalb von 15 Minuten fertig gestellt wird. Vorher allerdings werden aus Big Data Smart Data - wertvolle und nutzbringende Daten. Das Vehikel ist der digitale Kern SAP S/4HANA, in dem diese Datenmengen konzentriert und je nach Anforderung bereitgestellt werden - etwa für den E-Shop oder den digitalen Zwilling. Nur so ist es möglich, den individuellen Wünschen eines Kunden nachzukommen, der den für sein Belastungsprofil, Trainingspensum sowie seinen ästhetischen Vorstellungen entsprechenden Sportschuh kaufen möchte.

Wie ein Sportschuh-Showcase SAP-Innovationen verbindet

In dem Showcase "Discover the Power of Live Business" hat SAP inspiriert von Sportartikelhersteller adidas folgende Vision inszeniert: Ein Fuß-Scan nimmt die charakteristischen Merkmale des Kunden auf. Diese Daten fließen in den individuellen digitalen Zwilling des künftigen physischen Produktes ein, ehe der 3D-Drucker weitaus schneller als heute den Sportschuh produziert. Mit Hilfe von SAP Clea, dem SAP-Portfolio für Machine-Learning-Technologie, Softwareanwendungen und allen damit verbundenen Services, ist das System in der Lage, mit der Zeit durch Training immer präziser zu analysieren, wie häufig etwa das Logo des Sportschuhherstellers in Videos und Medien genutzt wird. Und mit Hilfe der Blockchain-Technologie wird nicht nur festgelegt, wer Zugriff auf die persönlichen Daten des Kunden haben darf, sondern auch, wer sie tatsächlich nutzt - ein Vertrauensplus für den Konsumenten.

"Digitalisierung gehört in die Unternehmensstrategie"

Produktion, Logistik, Kundenmanagement und Finanzwesen: Alle vier großen CeBIT-Themenbereiche von SAP erfasst dieser Case, der zudem Anschauungsbeispiele für CIOs bietet, die noch auf der Suche sind nach einer digitalen Agenda für ihr Unternehmen. Die soll, so erläutert Anja Schneider, Leiterin der "Strategy and Customer Innovation" bei SAP, Konzepte und Lösungen hervorbringen, die Menschen, Dinge und das Geschäft intelligent miteinander verbinden, während Ansätze zur Kollaboration, mobile Technologien und moderne User Experience in erster Linie dem Menschen selbst dienen und sein alltägliches (Arbeits-)Leben leichter machen soll. Doch erst wer eine Strategie entwickelt hat, wird es schaffen, dieses Spektrum an Möglichkeiten abzudecken. "Eine Digitalisierungsstrategie allein reicht dafür nicht aus", bemerkt Schneider, "es muss eine Unternehmensstrategie her, die die Digitalisierung als Kernaspekt enthält." Ohne Rückhalt durch das Top-Management, so ihre Botschaft, fehlt der Digitalisierung die Schubkraft.

Daten für die Einschätzung von Gefahren durch Naturkatastrophen nutzen

Trotz der nötigen Vogelperspektive auf die Digitalisierung sind es oft einzelne praktische Projekte, die letztlich die Unternehmenslenker erst davon überzeugen, eine Gesamtstrategie zu etablieren. Eins davon stellte SAP-Vorstand Bernd Leukert der Bundeskanzlerin Angela Merkel und Japans Premierminister Shinzo Abe vor. Für die Erforschung von Naturkatastrophen arbeitet SAP etwa mit der Europäischen Weltraumagentur ESA zusammen. "Präventiv und prognostisch erkennen, wo Gefahren bestehen", benennt Leukert das Ziel der Mission, Daten der Sentinel-Satelliten der ESA so aufzubereiten, dass sie über künftige Gefahren durch Erdrutsche und Überschwemmungen aufklären. In Japan beispielsweise - so zeigt Leukert - sind derartige Katastrophen keine Seltenheit. Doch was tun, wenn diese bereits passiert sind? Leukert zoomt in das Gebiet, das Anzeichen von Überschwemmungen durch dunkle Farben anzeigt und findet so schnell heraus, wo sich Hochrisikogebiete befinden. Nach einem Tropensturm im letzten Jahr ließ sich auf Basis der Daten aus dem All dessen Verlauf nachzeichnen, der Wassermengen von mehr als 300 Litern pro Quadratmeter auf Landesteile ergoss. Ein Vergleich zwischen dem Tag vor und nach der Katastrophe zeigt auch hier, wo die betroffenen Gebiete zu finden sind. Vorteil für Behörden und Hilfsorganisationen: Sie bekommen schnell Informationen nicht nur über das Ausmaß der Katastrophe, sondern sind in der Lage, an einer geeigneten Stelle Hilfscamps aufzubauen.

Wer ganz konkret erfahren will, wie Munich Re und die ESA Satellitendaten zur Risikoabschätzung einsetzen, erfährt dies im folgenden Video.

Vorgebaute Services: Was eine Plattform heute leisten muss

"Unsere Partnerschaft mit der ESA ebnet den Weg zu neuen Geschäftsanwendungen, schafft neue High-Tech Jobs und hilft Menschenleben zu schützen", ist Carsten Linz, bei der SAP zuständig für Digital Leadership und Executive Sponsor der ESA-Partnerschaft, überzeugt. Für die Integration der Geoinformationen dient die SAP Cloud Platform, mit deren Hilfe individuelle Services integriert werden können - ein wichtiger Baustein aus dem SAP-Portfolio. "Eine Suite von Anwendungen, die leicht zugänglich ist und persönliche Interaktion ermöglicht", benannte Anja Schneider die Qualitäten einer zeitgemäßen Plattform, mit einer Besonderheit, die für die SAP-Anwendungen gilt: Services für Machine Learning und IoT sind bereits "vorgebaut" - wie die Geolokation-Funktionalität. Japans Premier Abe war gleich derart angetan, dass er noch auf dem Podium fragte, ob er die Lösung bekommen könne. Ein gutes Zeichen - besonders in Zeiten, in denen die wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht zuletzt durch das anvisierte Japanisch-Europäische Freihandelsabkommen an Fahrt gewinnt.

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