Seltene Geschichtsmomente

05.07.2007
Als das iPhone erstmals in US-amerikanischen Läden zum Verkauf stand, campierten Menschen tage- und nächtelang vor den Geschäften, um eines der Geräte zu ergattern.

Um die Tragweite dieser Produktankündigung in seiner ganzen Dimension zu erfassen, muss man sich das Diktum eines der Zeitzeugen dieses Events zu Gemüt führen: Vincent Nguyen war Nummer acht in der Menschenschlange vor dem werbewirksamen Apple-Shop in New Yorks 5th Avenue. Mit einem Satz umriss er die globale Bedeutung, die diese Markteinführung für die Welt und die Menschheit hat: "Das ist eine ganz seltene Gelegenheit, dabei zu sein, wenn Geschichte geschrieben wird", zitierte ihn ein Reporter der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" - wahrscheinlich mit weichen Knien.

Wie billig kommt demgegenüber Georg Wilhelm Friedrich Hegel daher mit seinem Spruch von der Geschichte, die der "Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit" sei. Hegel war ein angeblich nicht ganz unbedeutender deutscher Philosoph, der am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte. Hegel sprach dann noch verquast von Geschichte, die "die Entfaltung der Natur Gottes in einem besonderen, bestimmten Element" sei. Fast mag man ahnen, dass Hegel mit diesem "Element" so etwas wie das iPhone visionierte.

Ein anderer New Yorker Schlangesteher, Greg Packer, kann demgegenüber ein Lied davon singen, was wirklich geschichtsträchtig ist. Er ist eine Berühmtheit, weil er in der Online-Enzyklopädie von Wikipedia verewigt ist als einer, der bei Großereignissen und Menschenaufläufen immer ganze vorne steht. Über seine epochalen Erlebnisse beim Schlangestehen schreibt er auch in seinem Blog. DAS, lieber Herr Hegel, ist Geschichte! Und nicht ihr Gebrabbel von Freiheit, Bewusstsein, Fortschritt und Gott.