Praxis-Einsatz ist dürftig

Business Intelligence dümpelt

06.05.2010
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Einer aktuellen Studie zufolge nutzen Unternehmen zwar BI-Tools, schöpfen die Möglichkeiten jedoch nicht aus.

In vielen Unternehmen steht Business Intelligence (BI) als Management-Tool ganz oben auf der Liste strategischer Themen. Doch im praktischen Einsatz gibt es Defizite. Zwar genügt BI bei den befragten Unternehmen organisatorisch und technisch zumeist den Basisanforderungen. Doch neueren Konzepten wie Echtzeit-BI oder Auslagerung von BI-Funktionalität stehen die Befragten abwartend gegenüber. Eine wirkliche BI-Strategie findet sich in den Unternehmen eher selten. Das ist das Ergebnis einer Erhebung unter 150 Unternehmen aus den Branchen Banken, Versicherungen, Handel und Dienstleistung im Rahmen der Studie "BI Challenge", die das Beratungshaus Cirquent zusammen mit Professor Arnold Picot, Leiter des Instituts für Information, Organisation und Management an der Ludwig-Maximilians-Universität München, betrieben hat.

BI-Anwendungen sind aus Sicht der Befragten ein wesentlicher Faktor für leistungsfähiges Reporting und damit fester Bestandteil der IT-Unterstützung der Unternehmenssteuerung. Bei den meisten Befragten werden die fachlichen Basisanforderungen an das Reporting auch erfüllt. Allerdings werden verschiedene BI-Werkzeuge häufig nebeneinander eingesetzt. Dies führt zu Mängeln in Bezug auf Konsistenz, Datenqualität sowie Effizienz in der Bereitstellung der Berichte. Entsprechend hoch ist der Nachbearbeitungsaufwand, um zu einer einheitlichen und verbindlichen Interpretation der Daten zu kommen.

BI-Strategien sind Mangelware

Nach Ansicht der befragten Unternehmen könnte eine zentrale Stelle für Business Intelligence zu mehr Leistung verhelfen, indem sie die Anforderungen über Hierarchieebenen und Unternehmensfunktionen hinweg abgleicht, priorisiert und umsetzt. Ein solches Business Intelligence Competence Center fehlt aber oft. Zudem mangelt es nicht selten an einer BI-Strategie, die auf längere Sicht eine Verbesserung bewirken könnte.

Für viele der Befragten ist das effiziente Bereitstellen von BI-Berichten die zentrale Aufgabe. Zukunftsweisende Modelle wie etwa Closed Loop BI stoßen dagegen auf Skepsis, obwohl erkannt wird, dass der Bedarf an weitergehenden Analyse- und Reportingfunktionen wächst. An Entwicklungen wie Real Time Reporting sind die teilnehmenden Unternehmen durchaus interessiert. Sie lassen allerdings erkennen, dass bislang keine großflächige Nutzung geplant ist.

Einer irgendwie gearteten Auslagerung von BI-Systemen und -Prozessen stehen die befragten Unternehmen kritisch gegenüber. Die Mehrzahl der Teilnehmer begründet dies mit dem Risiko, Unternehmensdaten in fremde Hände zu geben.

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass die Datenqualität in den teilnehmenden Unternehmen hinter den Anforderungen an ein leistungsfähiges Berichtswesen zurückbleibt. Auch der Ausbau der Analysefunktionalität, etwa in Bezug auf Szenariotechniken, sowie die Steigerung der Anwenderfreundlichkeit der BI-Werkzeuge stünde in den kommenden Jahren auf der Agenda. Als weitere Herausforderung nennt die Studie die Systemintegration von Daten, die zur strategischen Steuerung benötigt werden.

Die Unternehmen haben die genannten Mängel durchaus erkannt, zögern aber, sie entschlossen mit neuen BI-Konzepten anzugehen. Sie stehen vor der Entscheidung, ob sie die heterogene Landschaft konsolidieren oder ohne Verzögerung neue Verfahren einführen, um dem aktuellen Bedarf zu genügen? Die Autoren der Studie empfehlen, die betreffende BI-Lösung grundlegend darauf zu überprüfen, welchen Reifegrad sie fachlich, technisch und organisatorisch erreicht hat. Auf dieser Basis ließen sich dann gezielt Maßnahmen planen, um die Lösung auf einen insgesamt hohen Stand zu bringen. (jha)