Linux-Verbände wollen Interoperabilität

Open Source Business Alliance startet

10.11.2011
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.
Die aus der Vereinigung von Linux Solutions Group (Lisog) und Linux-Verband (LIVE) hervorgegangene Open Source Business Alliance hat auf ihrer ersten Mitgliederversammlung neue Arbeitsschwerpunkte festgelegt.

Rund 40 Mitglieder erschienen am 9.11.2011 zur ersten Mitgliederversammlung der neuen OSB Alliance, so der offizielle Kurztitel. Die Veranstaltung besiegelte die Vereinigung zweier Open-Source-Vereine, die im September letzten Jahres mit einer Absichtserklärung eingeleitet und genau ein Jahr später als OSB Alliance ins Vereinsregister eingetragen wurde. Jetzt galt es für die Mitglieder noch, die Jahresabschlüsse von Lisog und LIVE zu billigen und die ehemaligen Vorstände zu entlasten, was einstimmig geschah.

Damit war der Weg endgültig frei für den Start der OSB Alliance. Der scheidende Vorsitzende Karl-Heinz Strassemeyer, der einst bei IBM für die Portierung von Linux auf die blauen Mainframes sorgte, erklärte die Zusammenführung zum "wichtigen Meilenstein für das Open-Source-Umfeld in Deutschland". Denn der neue Verein hat 235 Mitglieder, und Größe ist eine wichtige Voraussetzung, um als Interessenvertretung in Öffentlichkeit und Politik stärker wahrgenommen zu werden.

Die Organisation setzt ihre Ziele auf der Basis der gegenwärtigen IT-Landschaft. "Ohne Herkunft keine Zukunft", so Strassemeyer. Deswegen seien Interoperabilität und Koexistenz von proprietärer und Open-Source-Welt die fundamentalen Ziele der OSB Alliance. Daneben hält die von der Mitgliederversammlung für 2012 beschlossene Strategie unter anderem fest, mehr Mitglieder zu gewinnen und ihnen einen höheren Nutzen zu bieten, die Lobbyarbeit insbesondere in Hinblick auf die öffentlichen Verwaltungen zu verbessern und mehr Arbeitsgruppen zu schaffen.

Derzeit gibt es in der OSB Alliance vier Arbeitsgruppen:

  • Im Projekt EVB-IT geht es um die ergänzenden Vertragsbedingungen für die Beschaffung von IT-Leistungen. Die aus ihnen abgeleiteten Vorlagen für Ausschreibungen und IT-Verträge bedürfen einer Neuformulierung, weil sie bisher Open-Source-Anbieter benachteiligen.

  • Die Open Thin Client Alliance arbeitet an einer RDP-basierenden, Betriebssystem-unabhängigen Thin-Client-Infrastruktur.

  • Die Initiative Deutsche Wolke möchte einen zu 100 Prozent aus Open-Source-Software gebildeten Stack von Cloud-Angeboten für Infrastructure- und Software-as-a-Service schaffen, die ausschließlich deutsche Rechenzentren zur Verfügung stellen.

  • Eine viertes Projekt zielt auf die Verbesserung der Interoperabilität des ODF-Formats von Open und LibreOffice mit Microsofts OOXML-Format.

Weil der inzwischen 75-jährige Strassemeyer, der im Juni dieses Jahres auch bei IBM ausschied, von seinem Amt als Vorsitzender des neuen Vereins zurückgetreten ist, war die Wahl eines neuen Vorstandsvorsitzenden nötig. Gewählt wurde Peter Ganten, Gründer und Geschäftsführer des Bremer Infrastruktur-Softwareanbieters Univention.

Als Vertreter des Hauptsponsors wählte die Versammlung Uwe Meyer-Gundelach, Distinguished Engineer von IBM, in den Vorstand. Weitere Mitglieder des Vorstands sind: Holger Dyroff (Novell) und Thomas Uhl (Topalis Holding) als stellvertretende Vorstandsvorsitzende sowie Helmut Krcmar (TU München), Henriette Baumann (Integratio), Karl-Eugen Binder (Stuttgarter Lebensversicherung), Martin Jähn (Unternehmensberatung Martin Jähn & Partner), Niels Mache (Struktur AG), Jens Ziemann (Red Hat), Elmar Geese (Tarent) und Rico Barth (Cape IT).

Die OSB-Alliance-Mitglieder wählten schließlich Strassemeyer zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden.