Windows-7-Migration

Teil 1 - Die technischen Hürden

18.04.2012
Von Andreas Kroschel

Internet Explorer 6 als Altlast

Eine Ursache für Kompatibilitätsprobleme, mit der man eigentlich nicht rechnen würde, sind Web-Anwendungen, wenn sie speziell für den Internet Explorer 6 entwickelt wurden. Zum Lieferumfang von Windows 7 gehört der IE8, eine parallele Installation des IE6 ist nicht möglich.

Probleme entspringen der Tatsache, dass sich der neue Browser viel stärker an die Web-Standards hält und IE6-spezifische Websites nicht immer korrekt darstellt. Aus Kompatibilitätsgründen enthält er daher zusätzlich die Rendering-Engine des IE7 und im Quirks Mode verhält er sich sogar wie der IE5 - nur eine explizite Kompatibilität mit dem IE6 kennt er nicht. Ein weiterer Grund für Inkompatibilitäten sind Plug-ins, ActiveX-Controls und die IE6-spezifische Java Virtual Machine, falls eine Anwendung genau diese erfordert.

Wenn sich Web-Anwendungen nicht in einem neueren Browser ausführen lassen und der Hersteller der Software nicht bereit ist, dieselbe zu aktualisieren, bleibt als letzte Möglichkeit nur, den IE 6 in irgendeiner Form zu virtualisieren und auf diese Weise parallel zum IE8 auszuführen.

Die eleganteste Methode ist dabei die Applikationsvirtualisierung, bei der der IE6 nicht installiert wird und keinerlei Änderungen am System vornimmt. Microsoft selbst bietet dafür App-V an, das Teil des Desktop Optimization Pack (MDOP) ist. VMware erweiterte ThinApp 4.6 speziell für diesen um ein Feature namens ThinDirect, mit denen der Administrator bestimmte URLs auf den virtualisierten Browser umleiten kann, während die anderen Web-Seiten in einem moderneren Web-Client angezeigt werden. Gegen diesen Ansatz spricht nur, dass er nicht mit den Lizenzbedingungen von Microsoft in Einklang steht. Der Hersteller vertritt schon lange die Position, dass der IE ein Teil des Betriebssystems und keine eigenständige Anwendung ist. Als solcher darf er nicht virtualisiert werden.

Als Alternative bleibt daher die Möglichkeit, den IE6 auf einem Terminal-Server auszuführen und ihn auf dem Client nur anzuzeigen, so dass keine Versionskonflikte auftreten. Allerdings läuft der Internet Explorer 6 nicht unter Windows Server 2008 (R2), so dass dafür ein Windows Server 2003 (R2) erforderlich ist.

Ein Nachteil dieses Vorgehens besteht im inkonsistenten Benutzererlebnis, dass es keine definierbaren Zuständigkeiten des lokalen IE8 und des entfernten IE6 für bestimmte URLs gibt. Microsoft schlägt als Behelfslösung vor, im IE6 mit Hilfe von Content-Filtering alle URLs mit Ausnahme der Legacy-Anwendungen zu sperren.