Sapphire: SAP dementiert Probleme und feiert E-SOA

15.05.2007
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Gerüchte um interne Spannungen bei SAP überschatteten den Auftakt zur Sapphire in Wien. Die Konzernführung ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken: In Wien feierte SAP Abschluss der E-SOA-Roadmap und bekräftigte erneut die Ansprüche im Mittelstandsgeschäft.

Für SAP begann die diesjährige Kundenveranstaltung Sapphire in Wien unter einem unruhigen Stern. Im Vorfeld der Konferenz, zu der der Softwarehersteller über 8000 Besucher erwartet, kursierten Berichte, wonach es nach dem überraschenden Abschied von Technikchef Shai Agassi zu Grabenkämpfen zwischen verschiedenen Entwicklerfraktionen gekommen sei (siehe auch: Kampf der Kulturen bei SAP). Angeblich gebe es Spannungen zwischen dem US-Team, das Agassi auf Effizienz und Schnelligkeit getrimmt habe, und dem Stammhaus im badischen Walldorf, wo mehr Wert auf solide und qualitätvolle, damit aber auch bedächtigere Entwicklerarbeit gelegt werde.

Als Reaktion auf diese Spannungen würde der Aufsichtsratsvorsitzende und SAP-Gründer Hasso Plattner künftig verstärkt ins Tagesgeschäft eingreifen und die gesamte Produktpalette kritisch unter die Lupe nehmen, hatte es weiter geheißen (siehe auch: SAP: Hasso Plattner greift wieder stärker ins Tagesgeschäft ein). Gerüchten zufolge stocke die Entwicklung in Bereichen wie Customer-Relationship-Management (CRM) und Master Data Management (MDM). Die Verantwortung dafür sei zum Teil Plattners Ziehsohn Agassi beziehungsweise dem CRM-Verantwortlichen Bob Stutz anzulasten.

Kagermann weist Berichte über interne Probleme als Gerüchte zurück

Kagermann wies diese Berichte in Wien als pure Spekulation zurück. "Gerüchte sind Gerüchte, nicht mehr." Wer das in die Welt setze, habe keine Ahnung, was bei SAP passiert. Plattner sei bereits in der Vergangenheit an den Produktplanungen beteiligt gewesen. "Es hat sich nichts geändert." Agassis Abschied wollte er nicht weiter kommentieren. Darüber sei alles gesagt worden. Kagermann stellte sich darüber hinaus schützend vor die kritisierten SAP-Teams. Alle leisteten gute Arbeit, urteilte der SAP-Chef. Stutz habe das volle Vertrauen des SAP-Managements. Es gebe keine Pläne, etwas in den Bereichen CRM und MDM zu verändern.

"Plattner hat andere Dinge im Kopf"

Rüdiger Spies, Analyst von IDC, misst den Gerüchten wenig Bedeutung bei. Agassi sei zwar nicht einfach gewesen, habe allerdings viel bei der SAP bewegt. Dennoch glaubt der Analyst nicht, dass die Lücke, die der überstürzte Abgang des Technikchefs und Visionärs gerissen hat, ein Problem für SAP darstellt. Die Prozesse und Veränderungen, die Agassi angestoßen habe, würden weiterlaufen. SAP könne in den kommenden Jahren die Früchte dieser Entwicklung ernten. Spies rechnet nicht damit, dass sich Plattner verstärkt in die Konzernpolitik einmischt. Der SAP-Gründer habe andere Dinge im Kopf und sei zu weit weg.

Um die Ernte der aufwändigen Produktentwicklung der zurückliegenden Jahre einzufahren, muss Kagermann erst einmal Ruhe ins Unternehmen bringen. Seit 2003 bastelt der Softwarekonzern an seiner eigenen Ausprägung einer Service-orientierten Architektur. In diesem Jahr soll die Entwicklung planmäßig abgeschlossen werden. Dann werde die gesamte Suite auf Basis der Integrationsplattform Netweaver serviceorientiert ablaufen. Damit verabschiedet sich SAP endgültig von den monolithisch aufgebauten Softwaresuiten, die den Anwendern in den vergangenen Jahren gerade bei Einführungen und Migrationen viele Kopfschmerzen bereitet haben. Künftig sollen sich die SAP-Kunden gemäß ihren individuellen Anforderungen ihre benötigten Softwareservices einfach zusammenstellen können.

Personal-Rochaden bei SAP

Für den engeren Führungszirkel der SAP geht es in den nächsten Jahren um viel Geld. Werden die ehrgeizigen Ziele bis 2010 erreicht, hat sich das Top-Management eine Belohnung von insgesamt 100 Millionen Euro versprochen. Auch wenn die SAP-Führung nach dem Abgang von Technikchef Shai Agassi keine Unruhe im Management aufkommen lassen will, gibt es die eine oder andere Rangelei. In Wien ist SAP-Veteran Ernie Gunst, der die neu geschaffene Vertriebsregion Emea leitet, erstmals stärker ins Rampenlicht getreten. Michael Kleinemeier, der bislang der wichtigen Region Emea Central vorstand, hat das Rennen gegen Gunst verloren und rangiert nun auf dem Posten für industriespezifische Kooperationen. Hans-Peter Klaey etabliert sich unter den Fittichen des Kronprinzen Leo Apotheker mehr und mehr zum neuen starken Mann für den Mittelstand. Das wichtige On-Demand-Produkt "A1S" entstand zwar unter der Ägide der SAP-Vorstände Peter Zencke und Gerhard Oswald, in Wien oblag es jedoch Klaey, weitere Einzelheiten zu präsentieren. Fraglich ist, welche Zukunft der US-Fraktion bleibt, die sich in der Vergangenheit rund um den Ex-SAP-Manager Agassi geschart hatte. Zwar stellt sich SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann angesichts der zuletzt aufkommenden Gerüchte über Entwicklungsfehler demonstrativ vor die angegriffenen Manager. Dennoch könnten die Tage von Bob Stutz, verantwortlich für das CRM-Geschäft und Zia Yusuf, Leiter der Community-Aktivitäten, gezählt sein. Auch Entwicklungsspezialist Doug Merritt und US-Chef Bill McDermott sollten sich keine Fehler leisten. Wer einmal in Ungnade gefallen ist, hat es schwer – trotz aller Treuebekundungen. Bestes Beispiel ist Donna Troy, ehemals verantwortlich für SAPs Mittelstandsgeschäft. Im Herbst vergangenen Jahres hatte die SAP-Führung noch Spekulationen entrüstet zurückgewiesen, die Berufung von Klaey bedeute eine Entmachtung. Wenige Monate später war Troy SAP-Geschichte.

Angesichts dieser Ausgangsposition malt SAPs Vorstandssprecher Kagermann die Zukunft des weltgrößten Anbieters von Business-Software in rosigen Farben. Derzeit stehe der Konzern vor einer neuen Wachstumswelle, verkündete er zum Auftakt der Sapphire im Wiener Messezentrum (siehe auch: SAP-CEO sieht Beginn einer neuen Wachstumskurve). Vergleichbar etwa der Aufbruchsstimmung Mitte der 90er Jahre, als alle Welt von Business-Process-Reengineering sprach und SAP mit R/3 eine neue Enterprise-Resource-Planning-Ära (ERP) einläutete, eine Ära, die bei vielen SAP-Kunden allerdings bis heute Bestand hat.

Differenzierung durch IT

Das soll sich Kagermann zufolge bald ändern. Seiner Einschätzung nach wachse der Druck auf die Unternehmen. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Geschäftswelt verändere, nehme rasant zu. Alle 20 Minuten werde ein Unternehmen übernommen, alle 3,5 Minuten komme ein neues Produkt auf den Markt. Um in diesem Umfeld zu bestehen, müssten sich die Firmen vom Wettbewerb differenzieren. Das geschehe in erster Linie durch Innovation, die durch die entsprechende IT-Infrastruktur unterlegt werden müsse. Rund 60 Prozent aller Firmenchefs denken dem SAP-Lenker zufolge derzeit über Business-Modell-Innovationen nach.

Firmen wechseln von R/3 auf SAP ERP

Das spiegle sich auch in den Nutzerzahlen der eigenen Lösungen wider. Kagermann zufolge werden die Integrationsplattform Netweaver, das aktuelle Release "SAP ERP 2005" und andere Produkte rund um E-SOA zügiger von den Anwendern angenommen. Demnach nutzen aktuell knapp über 13.000 Kunden Netweaver produktiv, ein Jahr zuvor waren es knapp 5900. Dabei diene Netweaver nicht nur dazu, SAP-Umgebungen zu integrieren. Rund 8500 Anwender verwendeten die Plattform, um Nicht-SAP-Applikationen einzubinden. Auch für das aktuelle ERP-Release steigen angeblich die Nutzerzahlen. Nach einer Schar von 225 Anwendern im April des vergangenen Jahres arbeiten SAP zufolge aktuell fast 2600 Unternehmen mit der neuesten Version.

Die SAP-Führung geht davon aus, dass dieser Trend anhält und beruft sich dabei auf Umfragen von Anwendergruppen. Laut einer Umfrage der amerikanischen SAP Usergroup (Asug) planten über 53 Prozent der Anwender mit Netweaver als ihrer strategischen Plattform. Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (Dsag) hatte vor kurzem ermittelt, dass rund 54 Prozent ihrer Mitglieder im laufenden Jahr ein Upgrade auf das aktuelle ERP-Release planten. Bewahrheitet sich dies, könnte Kagermann mit seiner Prognose Recht behalten, bis 2010 zwischen 96 und 98 Prozent aller SAP-Kunden auf den aktuellen ERP-Kern zu hieven. Gemeint ist die ERP Central Component (ECC 6.0), die Kernkomponente von SAP ERP 2005.

Das wird auch notwendig sein, um die ehrgeizigen Ziele des SAP-Managements zu erreichen. Bis 2010 wollen die Walldorfer 100.000 Firmennamen auf ihrer Kundenliste zählen. Aktuell sind dort etwas mehr als 39.000 Anwenderunternehmen verzeichnet. Zumindest von der Strategie glaubt IDC-Analyst Spies den Softwarekonzern auf dem richtigen Weg. Vor allem das Bekenntnis Kagermanns, sich von den alten transaktionsorientierten Systemen zu verabschieden und auf flexible Softwarestrukturen zu setzen, die Aspekte wie beispielsweise Collaboration betonten, sei ein Schritt in die richtige Richtung. "Das C in CIO sollte eigentlich für Collaboration stehen." Allerdings, so Spies, steht das bei den wenigsten IT-Verantwortlichen bislang auf der Tagesordnung. Es sei jedoch auch nicht gerade einfach für die Softwareanbieter, dieses Thema zu formulieren und richtig zum Kunden zu transportieren. Dazu sei der IT-Stoff zu komplex.

SAP bemüht sich seit Jahren, seine Klientel von den Vorzügen der neuen Softwarearchitektur zu überzeugen. Kagermann verspricht seinen Anwendern, dass sich die künftigen Softwareservices auf Basis der neuen Architektur einfach nutzen ließen. Dazu biete SAP über die kommenden Jahre hinweg einen stabilen ERP-Kern. Erweiterungen könnten die Anwender mit Hilfe von "Enhancement Packs" integrieren. Allerdings bestehe dabei kein Zwang. Die User können nur die Funktionspakete installieren, die sie für ihr Geschäft benötigten. Der Wechsel in die Service-orientierte Softwarewelt ist jedoch kein Spaziergang, warnt Kagermann. Die Firmen dürften die Herausforderungen im Rahmen des Wechsels nicht unterschätzen.

Kagermanns Zielmarke: 100.000 Kunden

Auf der Jagd nach neuen Kunden ist SAP nicht zimperlich. Tom Kindermans, Senior Vice President für den Bereich Small and Medium Enterprises (SME) in Emea, kündigte an, in Zukunft verstärkt Unternehmen anzugehen, die bislang noch nicht auf SAPs Kundenliste zu finden waren. Neben Peoplesoft-, J.D.-Edwards- und Siebel-Kunden will SAP auch Infors Baan-Kunden im Rahmen des Safe-Passage-Programms zum Umstieg bewegen. "Wir werden den Markt aggressiv angehen", verkündete Kindermans.

Darüber hinaus muss sich SAP aber noch mehr einfallen lassen, um seine Hausaufgaben in den kommenden drei Jahren zu schaffen. Henning Kagermann kündigte in Wien an, das Funktionsportfolio der SAP-Lösung kontinuierlich zu ergänzen. Der Softwareanbieter stellte beispielsweise "GRC Risk Management" für den Bereich Governance, Risc and Compliance (GRC) vor. Damit sollen die Finanzverantwortlichen in den Unternehmen Risiken besser einschätzen und neue Geschäftsfelder effizienter bewerten können. Neben Eigenentwicklungen baut SAP zudem verstärkt auf Übernahmen, um zusätzliche Funktionen bieten zu können. Auf der Sapphire kündigte der Konzern den Kauf von Maxware an (siehe auch: SAP füllt mit Maxware eine lange klaffende Lücke in Netweaver). Der norwegische Softwarehersteller bietet Lösungen für das Identity-Management an, die in Netweaver integriert werden sollen. Akquisitionen sollen SAP auch dabei unterstützen, verstärkt bestimmte Märkte und Industrien anzugehen, Mit dem ebenfalls in Wien angekündigten Kauf von Wicom Communications erwirbt SAP eine IP-basierte Software für Kontakt-Center und Unternehmenskommunikation (siehe auch: Sapphire SAP investiert in Multi-Channel-CRM). Der Kundenservice soll sich damit durch eine engere Verknüpfung mit den Business-Systemen verbessern lassen. Neben Zukäufen setzen die Walldorfer auch auf Kooperationen, um ihr Standbein in einzelnen Branchen zu stärken. Dazu zählt beispielsweise die Zusammenarbeit mit Sungard, einem Softwareanbieter für Finanzdienstleister. Gemeinsam soll eine Asset-Liability-Management-Lösung (ALM) auf Basis von Netweaver entwickelt werden.

Nach Einschätzung von Christian Glas, Analyst von Pierre Audoin Consultants (PAC) wird sich das Segment Finanzdienstleister zu einem zunehmend interessanten Markt für die Softwareanbieter entwickeln. Viele Unternehmen setzten veraltete Anwendungen ein und dächten derzeit verstärkt über den Einsatz von SAP-Standardsoftware nach. Das Gleiche gelte auch für den Handel, den SAP dem eigenen Bekunden nach ebenfalls enger ins Visier nehmen möchte.

ERP-Wartung verlängert

Um den Kunden zusätzliche Sicherheit zu bieten, hat SAP das Wartungsende für ECC 6.0 ein weiteres Mal nach hinten verschoben. Laut den jüngsten Plänen soll der Standardsupport für das aktuelle ERP-System am 31. März 2013 auslaufen. Bislang war immer von 2012 die Rede gewesen. Inklusive der drei folgenden Jahre, in denen der Softwarekonzern seinen Kunden, wenn auch zu höheren Gebühren, im Rahmen des 5-1-2-Modells erweiterte Wartung bietet, ergibt sich für die Anwender damit ein Planungshorizont bis zum Jahr 2016.

Nach Einschätzung von Christian Glas, Analyst von Pierre Audoin Consultants (PAC), ist in Sachen Wartungszyklus das letzte Wort noch nicht gesprochen. Da derzeit kein neues Kern-Release in Sicht ist, und SAP seinen Kunden – wenn es denn einmal soweit sein sollte – eine gewisse Übergangszeit einräumen müsse, könnten sich die Fristen durchaus noch weiter nach hinten verschieben. Derzeit seien die Anwender Glas zufolge in einer komfortablen Situation. "Vorerst herrscht Ruhe."

Laut SAP ist "A1S" im Plan

SAP dagegen dürfte vorerst kaum zur Ruhe kommen. Neben den von Walldorf dementierten Personalquerelen soll es angeblich auch Probleme mit dem neuen Mittelstandsprodukt, Codename "A1S", geben. Den Gerüchten zufolge stockt auch hier die Entwicklung und das standardisierte Paket Business-Software, das der Konzern On-Demand zur Miete anbieten will, werde sich weiter verzögern. Die SAP-Führung wiegelte in Wien jedoch ab und bestätigte den Start des neuen Mittelstandsprodukts für das erste Quartal 2008. Kagermann räumte zwar Probleme in der Entwicklung ein. Das sei für das aktuelle Stadium der Entwicklung aber ganz normal. "Es passiert nichts Unerwartetes."

Gerade im Zusammenhang mit den ehrgeizigen Zielen spielt A1S eine bedeutende Rolle in den Planungen des SAP-Managements (siehe auch: SAP macht ernst im Mittelstand). Allerdings wollen sich die Verantwortlichen nach wie vor nicht in die Karten schauen lassen. Laut den SAP-Angaben soll die On-Demand-Lösung einen völlig neuen Markt für den Konzern öffnen und Kunden erweichen, die bislang Software aus Walldorf strikt abgelehnt hatten. Hans-Peter Klaey, der neue starke Mann für SAPs Mittelstandsgeschäft, verspricht den künftigen Kunden ein komplettes Anwendungspaket, aus dem sie sich je nach den eigenen Anforderungen ihre Business-Software-Module zusammenstellen können. Die Konfiguration soll ganz einfach per Internet funktionieren. Darüber hinaus könnten die Firmen die Software vor dem endgültigen Kauf erst ausprobieren.

Mittelstandslösung für 50 bis 100 User

Noch bleiben jedoch viele Fragen offen. So schweigt der Konzern nach wie vor eisern über die Preise. Außerdem ist unklar, inwieweit sich die Software anpassen lässt. Zunächst hatte es geheißen, bei A1S handle es sich um eine strikt standardisierte Lösung, die zwar eine breite Funktionspalette biete, sich darüber hinaus jedoch nur sehr begrenzt ausbauen und erweitern lasse. In Wien klang nun aber durch, dass es durchaus Möglichkeiten für Partner geben soll, die On-Demand-Software an bestimmte vertikale Märkte anzupassen. Klaey deutete außerdem an, dass es eine Mindestnutzerzahl geben wird – offenbar um A1S gegenüber Business One abzugrenzen, das SAP für Kleinunternehmen anbietet. Wie viele Nutzer das sein werden, sagte SAPs Mittelstandsmann nicht, meinte aber, die Software adressiere vornehmlich Firmen mit 50 bis 100 Usern.

Zukunft von Business One bleibt unklar

Ob sich das durchhalten lässt, bezweifelt ERP-Experte Glas. SAP werde Kunden, die A1S dem kleineren Business One vorzögen, aber nicht die erforderliche Mindestzahl von Nutzern benötigten, sicher nicht die Tür weisen. Der Analyst rechnet durchaus mit Kannibalisierungseffekten. Dies sei aber normal. SAP müsse jedoch darauf achten, die Überschneidungen einzudämmen, gerade auch um keine Unruhe im Partnernetz aufkommen zu lassen.

Dort dürfte es angesichts der anstehenden Veränderungen im SAP-Produktportfolio kräftig rumoren. Der Konzern wird zwar nicht müde zu betonen, wie wichtig die Partner für das On-Demand-Produkt seien. Nachweise, wie lukrativ das A1S-Geschäft sein wird, bleibt SAP jedoch noch schuldig. Aus Sicht von IDC-Analyst Spies ist SAPs neuer Mittelstandsansatz wegen der dürftigen Informationen bislang nur schwer zu interpretieren und einzuordnen. Der Softwarekonzern habe viel investiert und gehe durchaus ein gewisses Risiko ein. Daher dürfe sich SAP beim Marktauftritt keine Fehler erlauben und agiere deshalb vermutlich so vorsichtig. Allerdings stellt sich auch für Spies die Frage nach der Zukunft von Business One. Das System sei nach wie vor nicht kompatibel zur restlichen SAP-Welt und habe im Grunde seine Aufgabe als Schutzschild gegenüber Microsoft erfüllt.

Trotz der vielen offenen Fragen und der noch anstehenden Entwicklungsaufgaben mangelt es SAP nicht an Selbstvertrauen in Sachen Mittelstand. Auf die Frage, wie sich SAPs Mid-Market-Strategie von der Oracles unterscheide, antwortete Klaey mit einem breiten Grinsen: "Wir sind erfolgreich."