Hauptversammlung

Neue SAP-Doppelspitze will Wachstum kaufen

09.06.2010
Mit Charme, Zuversicht und viel Geld für Investitionen will die neue SAP-Doppelspitze wieder für positive Schlagzeilen sorgen.

Zu wenig, kritisieren die Aktionäre des Softwarekonzerns und fordern konkrete Ansagen vom Management. Die neue SAP-Doppelspitze will viel Geld in die Hand nehmen, um SAP den Spitzenplatz als Europas führender Softwarekonzern zu sichern.

"Um unsere Marktposition auszubauen, werden wir auch in Zukunft spezialisierte Softwareanbieter übernehmen", erklärte Co-Vorstandschef Jim Hagemann Snabe die Strategie des neuen Führungsduos am Dienstag auf der Hauptversammlung gestern in Mannheim. SAP habe dabei auch größere Akquisitionen im Visier. Der überwiegende Anteil des Wachstums soll aber auch in Zukunft organisch erarbeitet werden.

Snabe und sein Amtskollege Bill McDermott haben ihre Strategie bereits mit erstem Leben gefüllt: Erst vor wenigen Wochen kündigten die Manager an, für rund 4,6 Milliarden Euro das auf mobile Datendienste spezialisierte kalifornische Unternehmen Sybase zu kaufen. Der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware will mit der zweitgrößten Akquisition in der Unternehmensgeschichte vor allem den Dauerrivalen Oracle auf Distanz halten. Sybase ist auf mobile Datendienste spezialisiert. Für das Softwarehaus Business Objects musste SAP 2007 knapp fünf Milliarden Euro auf die Ladentheke legen.

McDermott und Snabe versuchten auf der Hauptversammlung, die Aktionäre des Walldorfer DAX-Konzerns auf eine neue Erfolgsgeschichte einzuschwören. "War 2009 ein Jahr des Übergangs, so werden wir 2010 wieder auf Wachstumskurs steuern", sagte der Amerikaner McDermott, dessen in englischer Sprache gehaltene Rede bei dem Aktionärstreffen simultan übersetzt wurde. "Wir sehen eine starke Dynamik in den Zukunftsmärkten und Schlüsselbranchen."

Aktionärsschützer kritisierten dagegen, die neue Führungsspitze verbreite zwar Aufbruchstimmung; konkrete inhaltliche Ziele würden aber nicht ausführlich und transparent genug dargestellt. Auch Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner wurde vorgeworfen, zu dürftige Aussagen zur strategischen Entwicklung des Softwarekonzerns zu liefern. Plattner hatte nach dem Scheitern von Vorstandschef Léo Apotheker im Frühjahr noch angekündigt, sich gerade bei der Produktentwicklung wieder verstärkt ins operative Geschäft einzubringen.

Der mächtige Aufsichtsratschef gilt als Initiator des Wechsels an der SAP-Spitze. Gegen Apotheker hatte es sowohl bei den Kunden als auch in der Belegschaft starke Widerstände gegeben. Snabe und McDermott rückten nach dem überraschenden Aus im Februar an die Unternehmensspitze und präsentierten für das erste Quartal 2010 gleich einen Umsatz- und Ergebnissprung.

Im Jahr 2009 hatte SAP wegen der starken Investitionszurückhaltung der Kunden noch deutliche Einbußen bei Gewinn und Erlösen verbuchen müssen. Der Abgang von Apotheker kostete die Walldorfer zudem insgesamt deutlich über fünf Millionen Euro. Rund 4000 Jobs wurden im Zuge eines massiven Sparkurses außerdem gestrichen. Trotz des Gewinnrückgangs wurde eine Dividende im Vorjahresniveau von 0,50 Euro für 2009 vereinbart. (dpa/tc)