Sapphire 2011

SAP will so innovativ sein wie Apple

19.05.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SAP stellt Anwender in den Fokus

Bridgette Chambers, Vorstand von Americas SAP Users Group (ASUG), feierte das zwanzigjährige Jubiläum ihres Vereins.
Bridgette Chambers, Vorstand von Americas SAP Users Group (ASUG), feierte das zwanzigjährige Jubiläum ihres Vereins.
Foto: SAP

Zu guter letzt arbeitet SAP Snabe zufolge an einer neuen Kategorie von Applikationen, so genannten "People Centric Applications". Dreh- und Angelpunkt seien nicht wie in den vergangenen 40 Jahren Prozesse und Daten in den Unternehmen, sondern die Mitarbeiter und deren Rollen, also die Art und Weise, wie diese arbeiteten und miteinander kommunizierten. Mit dem Vertriebs-Tool "Sales-on-Demand" ist bereits das erste Mitglied dieser neuen Anwendungsgeneration zu haben. Weitere Werkzeuge sollen folgen. Konkret geplant sind Werkzeuge für das Travel-Expense- und Talent-Management.

Inwieweit sich hier eine Generationswechsel in der Release-Politik von SAP andeutet, ist noch nicht abzusehen. Peter Lorenz, verantwortlich für SAPs On-Demand-Geschäft will zwar nicht von einer Wachablösung á la R/2 auf R/3 oder R/3 auf SAP ERP sprechen, ließ jedoch durchblicken, dass das zarte Pflänzchen der On-Demand-Lösungen weiter wachsen wird. "Wir stehen hier am Anfang", sagte Lorenz. "Das wird aber noch großen Einfluss haben." Gleichzeitig betonten die SAP-Verantwortlichen, wie wichtig es sei, die bestehenden Lösungen weiter zu entwickeln. "Konsistenz im Kern ist die Basis aller Innovation", beteuerte Snabe. An dieser Stelle werde weiter investiert, wie auch die jüngsten Enhancement Packages (EHPs) bestätigten.

Grundsätzlich scheint aber die Bedeutung des On-Demand-Geschäfts innerhalb des SAP-Portfolios zu wachsen. Nach dem überraschenden Weggang von John Wookey wenige Wochen vor der Sapphire will der Konzern seinen Geschäftsbereich On-Demand, der bis dato in das Mittelstandsgeschäft mit Business ByDesign (BBD) und On-Demand-Lösungen für Enterprise-Kunden unter Wookey geteilt war, unter einem organisatorischen Dach zusammenführen. Die technische Basis für alle On-Demand-Lösungen war mit "ByDesign" sowieso schon die Gleiche.

Lorenz, künftig wohl für den gesamten On-Demand-Bereich verantwortlich, verwies auf die bisherigen Erfolge. Mit 500 BBD-Kunden liege man gut im Rennen, das Ziel zu erreichen, Ende des Jahres 1000 Namen auf seiner Kundenliste zu zählen. Von den Verspätungen und technischen Probleme der vergangenen Jahre war keine Rede mehr. Im Gegenteil: SAP will seine Reichweite mit BBD massiv erhöhen. Dabei helfen soll unter anderem eine Kooperation mit Accenture. Gemeinsam mit dem Dienstleister will SAP Erweiterungen wie beispielsweise Industrie-Templates entwickeln, um die On-Demand-Lösung auch für Großunternehmen interessanter zu machen. SAP peilt damit vor allem Konzerntöchter an.

Darüber hinaus wollen die SAP-Verantwortlichen weitere Märkte angehen. Neben den sechs Startländern China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien und USA sollen mit Version 3.0, die Mitte des Jahres herauskommt, Mexiko und Kanada dazukommen. Mit Release 3.5 will SAP Anfang 2012 zusätzlich in Brasilien an den Start gehen. Gerade in den BRIC-Staaten rechnet sich der Konzern gute Chancen aus. Im Reich der Mitte hat SAP eine strategische Partnerschaft mit China Telecom vereinbart. Der Mobilfunk- und Festnetzanbieter soll als Solution Partner und Reseller agieren. Aus SAP-Sicht eröffne sich damit ein Marktpotenzial von bis zu einer Million chinesischer Firmen, für die BBD interessant sein könnte.

Lorenz kündigte darüber hinaus einen Store für Erweiterungen der On-Demand-Plattform an, auf der SAP, Partner und Kunden ihre Entwicklungen feilbieten könnten. Dem Manager schwebt dabei kein bloßer Softwarekatalog vor, sondern aktiver Content, der sich direkt in die produktiven Systeme einspielen lassen soll. Wie das Geschäftsmodell an dieser Stelle aussehen wird, steht indes noch nicht fest. Aktuell sammelt der Konzern Feedback aus der Partner-Community. Man werde Regeln für Intellectual Property (IP) und die Aufteilung des Portfolios finden müssen, kündigte der SAP-Manager an. Insgesamt soll die Handhabung aber offenbar lockerer werden. Zudem werde SAP Teile abgeben, sagte Lorenz. "Wir können nicht alles selbst bauen. Cloud bedeutet teilen."

Unter dem Strich muss SAP jedoch auch mit On-Demand Geld verdienen. Kritiker hatten in der Vergangenheit wiederholt daran erinnert, dass sich mit On-Demand längst nicht die Margen erreichen ließen wie im klassischen On-Premise-Geschäft mit Lizenz- und Wartungseinnahmen. Lorenz wollte zur Sapphire zwar keine Details über SAPs Marge mit BBD verraten. Man liege jedoch besser als der Wettbewerb, ließ der SAP-Manager durchblicken. Insgesamt müsse aber auch das On-Demand-Geschäft die Konzernziele in Sachen Marge, die bei 35 Prozent liegen, mit unterstützen. Man sei aber auf einem guten Weg, so Lorenz. Beispielsweise habe SAP im Laufe der Zeit gelernt, die Lösung effizienter und damit kostengünstiger zu betreiben.