Bei deutschen Mittelständlern steckt Business Intelligence noch in den Kinderschuhen. Mehr als 80 Prozent werten geschäftliche Daten mit Excel-basierten Programmen aus. Das ergab die Umfrage "Unternehmenssteuerung und Business Intelligence im Mittelstand", die der IT-Berater Wolfgang Martin und das Institut für Business Intelligence (IBI) unter mehr als 150 Firmen durchgeführt haben.
Zu den 20 Prozent, die bereits BI-Lösung einsetzen, gehört die Gealan Fenster-Systeme GmbH. Der europaweit agierende mittelständische Hersteller von Kunststoffprofilen für Fenster hat bereits vor Jahren seine Excel-Tools durch eine BI-Lösung ersetzt. Genau die richtige Entscheidung meint Bernhard Häusler, IT-Leiter bei der Gealan Fenster-Systeme. Mit Hilfe der eingesetzten BI-Tools konnte sein Unternehmen eine BI-Strategie umsetzen und profitiert davon in der aktuellen Wirtschaftskrise.
Gleicher Stellenwert für Business Intelligence und ERP
Computerwoche: Herr Häusler, wie sieht die BI-Strategie Ihres Unternehmens aus?
Bernhard Häusler: Wir nehmen den Begriff Business Intelligence durchaus wörtlich, denn wir wollen damit unsere Geschäftsintelligenz erhöhen, und nicht die Intelligenz der IT. Deshalb hat Business Intelligence bei Gealan heute einen ähnlich hohen Stellenwert wie Enterprise Ressource Planning (ERP) und wird mit einer vergleichbaren Intensität vorangetrieben und weiterentwickelt. BI ist dabei als Teil der IT-Governance der Geschäftsleitung zugeordnet, die den Einsatz in den einzelnen Verbundunternehmen und Geschäftsbereichen forciert.
CW: Wie ist das zu verstehen?
Bernhard Häusler: Bei Gealan erarbeiten die einzelnen Fachabteilungen die für ihren Bereich erforderlichen BI-Anforderungen, etwa im Hinblick auf die benötigten Kennzahlen und Auswertungen. Die Geschäftsführung prüft die umfangreicheren Anforderungen und entscheidet, in welcher Reihenfolge die einzelnen "BI-Pakete" umgesetzt werden. Wichtige Entscheidungskriterien bilden der zu erwartende operative und strategische geschäftliche Nutzen sowie der Return on Investment (RoI) für jedes BI-Paket. Die Fachabteilung muss beides nachweisen. Die IT-technische Realisierung erfolgt dann auf Basis der eingesetzten BI-Lösung durch die interne IT-Abteilung.
ERP-Daten zu Informationen modellieren
CW: Wollen Sie die internen BI-Projekte künftig in einem BI-Kompetenzzentrum bündeln?
Bernhard Häusler: Status quo ist, dass wir noch ohne spezielles BI Competence Center (BICC) auskommen. Manager und Mitarbeiter aus den Fachabteilungen stellen ihre Anforderungen direkt an die IT und wir begleiten deren Umsetzung aktiv. Dennoch wäre ein BICC wünschenswert, zum einen da sich die Fachbereiche gern selbst um die Realisierung ihrer Anforderungen kümmern wollen, zum anderen um die Professionalität der Anwendungsentwicklung in die Breite zu streuen.