Business-Intelligence

SAS will Analyse hoffähig machen

17.09.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Software für Datenanalyse, Prognosen und Optimierung soll Firmen helfen, Vorhersagen in die Unternehmenssteuerung einzubeziehen. Den Bedarf haben neben SAS auch IBM, SAP und Oracle erkannt.

Nach Überzeugung des Spezialisten für Business-Intelligence SAS ist das Thema Datenanalyse und Optimierung bei den Unternehmen angekommen. Fachbereiche wie etwa Marketing-Abteilungen hätten den Bedarf für Analysewerkzeuge für die Prognose des Absatzes erkannt. Sie suchten beispielsweise nach Wegen, den Einsatz ihrer Marketing-Gelder besser zu steuern (Optimierung).

Wurden bisher mit Analyse-Software vor allem die Finanzen durchleuchtet, sei es nun erforderlich, auch Kunden, Prozesse und Risiken auszuwerten, so Deutschlandchef Wolf Lichtenstein auf der Konferenz "SAS Forum" in Mannheim. Ihm zufolge biete die eigene Plattform "SAS 9.2" die Möglichkeit, die dazu erforderlichen, unterschiedlichen Analyseaufgaben integriert bereitzustellen. Zum Teil verfügten Unternehmen bereits über Analysewerkzeuge, doch diese seien vielfach kaum integriert und ließen somit keine bereichsübergreifenden Auswertungen zu. Neben der Technik sei jedoch eine Methodik erforderlich, um die Zielsetzung und den Nutzen der Anwendung mit den Fachbereichen abzustimmen - nicht zuletzt deshalb, weil in den Abteilungen Fachanwender sitzen, die sich nicht mit den Innereien komplexer Software auseinandersetzen wollen und können. Rollenspezifische Benutzeroberflächen stellten den jeweiligen Nutzergruppen genau die Funktionen und Daten bereit, die sie für ihr Arbeitsumfeld benötigen.

Reporting ist Commodity

Analyseprodukte sind deutlich komplexer als Software, mit denen sich aus Daten Berichte erzeugen lassen (Reporting). Algorithmen berechnen beispielsweise die zukünftige Nachfrage für ein Produkt, helfen bei der Finanzplanung eines Unternehmens oder ermitteln, welche Kunden für welche Angebote besonders empfänglich sind. Andere Lösungen sollen aus Finanzdaten Betrugsversuche herauslesen sowie geschäftliche Risiken bemessen können.

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Die dazu erforderlichen Daten liegen oftmals bereits vor, sind jedoch in operativen Systemen (beispielsweise ERP-Software), Datenbanken oder Altanwendungen verborgen. Ein weiteres Problem, trotz der Fülle an Informationen schränken Qualitätsmängel deren Aussagekraft ein.

Risiko-Management

Nach Überzeugung des Beratungshauses PAC aus München sind Lösungen für die Unternehmenssteuerung weniger betroffen von Investitionsstopps, da Entscheidungsträger gerade in Krisenzeiten auf ein vorausschauendes Risiko-Management Wert legten. Hinzu käme, dass Unternehmen auch aufgrund von gesetzlichen Vorschriften ("Compliance") gezwungen sind, solche Lösungen anzuschaffen.

Deutsche Telekom automatisiert das Marketing

Zu den großen Kunden von SAS zählt beispielsweise die Deutsche Telekom. Gemeinsam mit dem Softwareunternehmen implementiert der Telekommunikationskonzern eine Applikation für die Marketing-Automation, die als weltweiter Standard für T-Home und T-Mobile etabliert wird. An manchen Standorten wird der Konzern bestehende Tools für das In- und Outbound-Marketing ersetzen, in anderen Firmenteilen wird erstmals eine solche Funktion integriert. Die Marketing-Steuerung soll sämtliche Kanäle umfassen, darunter Call-Center, Briefpost, Web und E-Mail. Die Telekom nutzte bereits zuvor Produkte des Softwarehauses.

Die Telekommunikationsfirma zählt zu den typischen SAS-Kunden, die umfangreiche Direkt-Marketing-Lösungen für eine Vielzahl an Konsumenten benötigen. Auch Konkurrent Vodafone nutzt SAS-Technik zur Angebotssteuerung. SAS-Lösungen ergänzen bei solchen Firmen beispielsweise CRM-Systeme, die die operative Kunden-Kommunikation abwickeln.

Bedarfsvorhersage für Industriebetriebe

Während Banken und auch Telekommunikationsunternehmen bereits seit einiger Zeit Analysesoftware einsetzen, haben sich solche Produkte beispielsweise in der Industrie noch nicht so etablieren können. SAS möchte vermehrt auch mit Maschinenbaubetrieben ins Geschäft kommen. Prognoseprogramme, die auf SAS Forecasting Server aufsetzen, sollen solchen Firmen bei der Produktionsplanung helfen. Zu diesem Ansatz zählt das unlängst vorgestellte Add-in für die SAP-Software "Advanced Planner and Optimizer" (APO). Letzteres ist das Herzstück der Supply-Chain-Management-Lösung von SAP, die bei vielen Industrieunternehmen läuft. Mit der SAS-Ergänzung können Anwender laut SAS unter anderem ihren Bedarf prognostizieren. Dies versetze sie in die Lage, ihre Beschaffung besser planen und Lagerbestände genauer steuern zu können.

Data Mining für den Mittelstand

Waren es bisher vor allem große Firmen, die sich mit SAS-Lösungen beschäftigten, wendet sich der Spezialist nun vermehrt dem Mittelstand zu. Die "SAS edition M" setzt auf der gleichen Technik auf, jedoch wurden die Bausteine anders kombiniert. Die einfachste Mittelstandslösung gestattet ein Reporting von Daten, die beispielsweise von einem Microsoft-SQL-Server stammen. Neuerdings bietet das Softwarehaus über ein Add-in "Data Mining" auch eine Analysesoftware für den Mittelstand an. Laut Hersteller könnten Betriebe damit beispielsweise eine genaue Segmentierung ihrer Kunden vornehmen beziehungsweise Zahlungsausfällen vorbeugen. Weitere Add-ins sorgen für eine Kopplung der SAS-Mittelstandsprodukte mit SAP-Systemen und "Microsoft Dynamics NAV" ("Navision"). Weitere ERP-Programme ließen sich beispielsweise über Datenbankschnittstellen einbinden. Im Mittelstandsmarkt setzt SAS auf Partnerfirmen. Diese sollen die Lösungen bei Firmen einführen und die Anwender beraten. Zudem soll "SAS edition M" ihnen als Entwicklungsplattform für SAS-gestützte Eigenentwicklungen dienen. Derzeit gibt es hierzulande jedoch nur zehn Partner. Einer von ihnen ist COM Software, der mit "CFM-COM Facility Manager" eine Software zur Immobilienverwaltung nebst Kennzahlensystem für das Kosten-Management entwickelt hat.

SAS muss es mit SAP, Oracle und IBM aufnehmen

Als einer der wenigen international agierenden BI-Anbieter steht SAS im Wettbewerb unter anderem mit Firmen wie SAP, Oracle und IBM. Diese Unternehmen bieten ebenfalls Reporting- und Analysesoftware an, seitdem sie jeweils einen Spezialisten in diesem Marktsegment (Business Objects, Hyperion und Cognos) übernommen hatten. Auch diese Firmen versprechen ihren Kunden, unterschiedliche Datenquellen anzapfen und aufgrund von Analysefunktionen bei der Unternehmenssteuerung behilflich sein zu können.