Datenklau bei Sony

Community ist ungeduldig und wütend

03.05.2011
Mit Ungeduld und Wut hat die Spieler-Community auf die Ausweitung der Datenpanne bei Sony reagiert.

Im Mittelpunkt der Kritik steht nicht nur der Technik-Riese, sondern auch der unbekannte Angreifer, der die verschiedenen Dienste lahmlegt.

"Einbuchten und den Kauf weiterer Konsolen/PCs etc gerichtlich verbieten. Internet auch", fordert ein Nutzer im Forum der Website ps3inside.de. Die Angreifer seien eine Gefahr für die Industrie - und wenn es so weitergehe, könne man sich gänzlich von Online-Diensten wie dem PlayStation Network verabschieden. Es folgen ein paar wüste Beschimpfungen.

Friedlicher ist ein Diskutant auf der Website play3.de: "Bin ich froh, wenn dieser Hacker-Krieg endlich mal vorbei ist, wann immer das sein wird." Dann könne man endlich bald wieder sein Hobby ausüben.

Experte: Sony braucht sichtbaren Krisenmanager

Nachdem der Einbruch in einen weiteren Online-Dienst von Sony bekannt geworden ist, wird die Kritik am Krisenmanagement des japanischen Unternehmens lauter. Der Krisenforscher Frank Roselieb wirft ihm Kommunikationsfehler vor.

Im Sony-Skandal um den Diebstahl von Nutzerdaten fehlt dem Konzern aus Expertensicht ein öffentlich sichtbarer Krisenmanager. Unternehmen suchten in Krisensituationen normalerweise nach "dem Großen, der das Ruder herumreißt", sagte Krisenforscher Frank Roselieb am Dienstag in Kiel. "Wenn man liest, was Sony von sich aus sagt, hat man das Gefühl, die schwimmen irgendwie", so der Direktor des Instituts für Krisenforschung. "Man kann nicht erkennen, dass sie wirklich einen Plan haben, wie sie mit dem Thema umgehen." Es fehle "die harte Hand".

Nach dem Hackerangriff vom 17. bis 19. April ist nun bekannt geworden, dass auch Sony Online Entertainment von den Datenleck betroffen ist. Die Angreifer könnten auch Informationen von bis zu 24,6 Millionen Kunden des Computerspiele-Dienstes gestohlen haben.

Hochrangige Konzernvertreter hatten sich am Sonntag mit einer tiefen Verbeugung auf einer Pressekonferenz entschuldigt. Roselieb kritisierte: "Sony hat es nicht verstanden, diese japanische Art der Krisenkommunikation - eher zurückhaltend und mit Gesten und Bildern arbeiten - auf die westeuropäische oder nordamerikanische Welt zu übertragen, wo man Fakten und auch Köpfe erwartet."

Dem Konzern ist immer wieder vorgeworfen worden, die Nutzer zu spät über den Datenklau informiert zu haben. Roselieb hält es allerdings für "durchaus richtig und sinnvoll", dass Sony seine Kunden nach dem ersten Vorfall nicht sofort verständigte. "Diese Verzögerung am Anfang war plausibel, um erstmal im Haus intern zu ermitteln, aber jetzt müssten sie langsam wissen - nach einer oder zwei Wochen -, wie man mit dem Thema konkret umgeht."

Die Nutzer per E-Mail zu kontaktieren, hält der Krisenforscher aber für falsch: "Sony muss an zentralen Orten kommunizieren." Dem Unternehmen sei es nicht gelungen, die Nutzer in den Kanälen abzuholen, in denen sie kommunizierten, zum Beispiel in Sozialen Netzwerken. Dort müssten Betroffene lange nach Informationen zum Datenklau suchen.

Um seinen Ruf müsse der Konzern aber nur bedingt fürchten, sagte Roselieb. "Sony hat Chancen, diese ganze Sache einigermaßen gut zu überstehen, weil sie eine unglaublich starke Marke haben." (dpa/tc)

Doch auch Sony steht weiter in der Kritik. "So ganz langsam sollten sich die Damen und Herren bei Sony mal Gedanken machen, wie sie die ganze Geschichte weiter den Nutzern verkaufen wollen!", meint ein Spieler im Forum von ps3-talk.de. "Irgendwann laufen dem Konzern alle Kunden weg, und die lockt man dann nicht mehr mit ein paar kostenlosen Zugaben von der Konkurrenz weg." (dpa/tc)