EMC hebt neuen Speichertypus aus der Taufe

16.05.2002
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei den Margen für herkömmliche Highend-Speicher herrscht Flaute. Branchenprimus EMC versucht deshalb, etwa mit Verwaltungssoftware Umsatz zu erzielen. Jetzt kreiert das Unternehmen einen neuen Storage-Typ: "Content Addressed Storage" (CAS) - die Datenspeicherung von nicht veränderbaren Inhalten.

Mit der Vorstellung der Centera-Hard- und Software ist EMC ein Coup in puncto Geheimhaltung gelungen: Obwohl die Company nach eigenen Angaben seit Jahren an dem Speichersystem für unveränderliche Inhalte entwickelt, drang von den Plänen vorab nichts an die Öffentlichkeit. Im vergangenen Jahr erlebte das Projekt laut EMC einen Entwicklungsschub, als der Hersteller die belgische Filepool Inc. für rund 50 Millionen Dollar übernahm. Filepool - aus dem Apple-Entwicklungshaus Wave Research hervorgegangen - machte sich als Softwareentwickler und Speicher-Service-Provider einen Namen. Centera basiert wesentlich auf den dafür entworfenen Softwareprodukten.

EMC-Chef Joe Tucci definierte bei der europäischen Markteinführung in einem Brüsseler Filmstudio die Aufgaben der Hard- und Softwarelösung genauer: "Centera soll gleich bleibende Inhalte (Fixed Content) speichern und wiederfinden." Ähnlich wie traditionelle Archivsysteme sei der Speicher für Daten entwickelt worden, die für lange Zeit aufbewahrt werden. Anders als Band-, Mikrofilm- oder CD-Archive speichert Centera die Informationen jedoch auf dem schnellen Medium Festplatte und stellt sie online zur Verfügung. EMC hat dafür eine neue Speichergattung eingeführt, die die herkömmlichen Architekturen SAN und NAS ergänzen soll: Content Addressed Storage (CAS).

Tucci verspricht sich glänzende Aussichten vom neuen Geschäft. Derzeit werde jährlich rund eine Milliarde GB an neuen Daten gespeichert, wovon die eine Hälfte auf Transaktionen beruhe und somit veränderlich sei, die andere Hälfte aber einen fixierten, nicht veränderbaren Inhalt aufweise. Die drastisch fallenden Preise für Festplattenspeicher machten es möglich, auch solche Informationen, etwa Röntgenbilder, Filme, E-Mails oder Verträge, online vorrätig zu halten: Kostete es 1995 noch etwa 1,50 Dollar, um ein Megabyte auf Festplatte zu speichern, so sank dieser Wert im Jahr 2000 auf 30 Cent. Die Branche erwartet, dass 2005 weniger als zehn Cent für 1 MB zu zahlen sind.

Unverwechselbarer Fingerabdruck

EMCs Technikchef Jim Rothnie erklärte die vier wesentlichen Säulen - Content Addressing, Stored Objects, RAIN-Implementierung von Redundant Array of Independent Nodes (Rain) sowie Distributed Content -, auf die sich Centera stützt. Die "Centrastar"-Software errechnet für jedes Datenobjekt (beispielsweise ein Röntgenbild) mittels des Message-Digest-Algorithmus (RSA MD-5) einen unverwechselbaren, 128-Bit langen "Fingerabdruck". Der wird zusammen mit den Metadaten (etwa die Angaben über Arzt und Patienten) zu einem Objektnamen umgewandelt.