Test: Tandberg-Gerät RDX Quikstor sichert Daten am Schreibtisch

12.06.2007
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
"RDX Quikstor" kombiniert die Handhabung von Tapes mit den Schreibeigenschaften von Festplatten. Allerdings kosten die Medien viel Geld.

Das Backup auf Bandspeicher ist nach wie vor Stand der Technik in vielen Bereichen: Gegenüber der Datensicherung auf Festplatten hat es zwar den Nachteil einer geringeren Schreibgeschwindigkeit, doch dafür bietet es auch einige Vorteile - vor allem bei der Sicherung einzelner Server oder Clients, wo ein Disk-Storage-System mit Wechselplatten oder eine Tape Library unwirtschaftlich wären. Beispielsweise ist es auch mit einfachen, preiswerten Bandlaufwerken möglich, mehrere Medien für Tages- und Wochensicherung zu nutzen. Die Tapes können dem Laufwerk einfach entnommen werden und bei Bedarf im Tresor verschwinden.

Zwitterwesen kontra Datenflut

Das Zeitfenster für das Backup wird immer kleiner: Das Datenvolumen steigt ständig an, und die Transferraten von Bandlaufwerken hinken dieser Entwicklung hinterher. In diese Lücke will Tandberg Data - eigentlich Anbieter von Tape-basierenden Storage-Lösungen - mit dem Laufwerk RDX Quikstor springen. RDX ist ein Zwitterwesen: Es verbindet Band- und Harddisk-Ansätze in einem Gerät. Konzipiert hat der Anbieter das Produkt für die Datensicherung einzelner Rechner sowie für den mobilen Einsatz. Angeboten wird das Laufwerk als internes Gerät mit einer SATA-Schnittstelle und als externes mit USB-Anschluss. Der Test bezog sich auf das externe Tandberg-Laufwerk.

Bedingt mobil

Den Anspruch, auch mobil genutzt werden zu können, erfüllt das RDX nur bedingt: In der externen Version bringt es zusammen mit dem Netzteil und einem Speichermedium ein knappes Kilo auf die Waage, und die Bauhöhe von zirka fünf Zentimetern beult wohl die meisten Notebook-Taschen ziemlich aus. Auch das USB-Gerät scheint eher dafür geeignet zu sein, an stationäre Maschinen angeschlossen zu werden. Die Cartrigdes erhärten diesen Eindruck: Sie enthalten eine 2,5-Zoll-Festplatte, die in einem festen Kunststoffgehäuse montiert ist. Dadurch ist eine Daten-Cartridge, die es in Kapazitäten von 40 bis 120 GB gibt, so groß wie eine komplette kleine USB-Festplatte.

Das Kopieren einer Datei mit 1 GB vom Test-Server auf das Tandberg-Gerät dauerte weniger als zwei Minuten.
Das Kopieren einer Datei mit 1 GB vom Test-Server auf das Tandberg-Gerät dauerte weniger als zwei Minuten.

Auch sonst zeigt das RDX viel Ähnlichkeit zu konventionellen USB-Disks: Der Anschluss an den Server ist kein Hexenwerk, sowohl Windows als auch Linux erkennen das Gerät sofort richtig, sobald eine Cartridge eingelegt wird. Das Speichermedium kann dann partitioniert und mit einem beliebigen Dateisystem formatiert werden. Im Test schlossen wir das RDX an ein System mit Ubuntu Linux 7.04 an und formatierten das Medium mit ext3. Beim Sichern von Daten auf das RDX ließ sich kein nennenswerter Unterschied zu einer ebenfalls mit ext3 formatierten handelsüblichen USB-Festplatte feststellen. Um eine Datei mit 1 GB vom Server auf die Medien unkomprimiert zu kopieren, benötigten beide Geräte knapp unter zwei Minuten.

Der Hersteller gibt für das externe Gerät eine unkomprimierte Datentransferrate von durchschnittlich 25 MB pro Sekunde an. Im Test ermittelte das Tool "hdparm" in der Betriebsart "buffered Disk-Reads" Übertragungsraten zwischen 22 und 50 MB pro Sekunde.

Einsatz wie bei Tapes

Das Handling der Cartridges unterscheidet sich nicht vom Umgang mit Tapes: Beim Einlegen des Mediums zieht das Gerät die Cartridge ein und verriegelt sie. Solange Schreib- oder Lesezugriffe auf das Medium erfolgen, kann es nicht ausgeworfen werden. Zusätzlich verfügen die Cartridges über einen Schreibschutzschalter.

Auch die mechanische Robustheit der Speichermedien kann sich mit der von Bändern messen. Der Falltest aus drei Metern Höhe auf einen Asphaltboden ließ die gut eingepackte Festplatte unbeeindruckt. Alle darauf gespeicherten Daten waren vollständig erhalten, das Medium konnte ohne Probleme normal weitergenutzt werden. Lediglich ein paar kleine Schrammen am Plastikgehäuse der Cartridge waren zu sehen.

Unterm Strich gelang es Tandberg Data mit dem RDX Quikstor tatsächlich, die Vorteile beider Backup-Welten in einem Produkt zu vereinen. Neben den Disk-üblichen hohen Datentransferraten und der automatischen Erkennung als USB-Festplatte besitzen die Speichermedien die mechanische Unempfindlichkeit der Bandspeicher. Auch können durch den Cartridge-Ansatz die bewährten Backup-Strategien mit unterschiedlichen Medien für verschiedene Sicherungs-Jobs ohne Einschränkung aufrechterhalten werden. Die kompakte Bauform und das leise Betriebsgeräusch erlauben auch den Einsatz am Schreibtisch.

Teure Medien

Auch der Preis für das Gerät ist in einem akzeptablen Rahmen: Die externe Version kostet nach der Herstellerempfehlung inklusive eines 40-GB-Mediums zirka 290 Euro, mit einer 120-GB-Cartridge schlägt das RDX mit ungefähr 450 Euro zu Buche. Damit liegt es im selben Preisbereich wie ein externes DAT-Laufwerk, verfügt aber bei Verwendung entsprechender Cartridges über eine wesentlich höhere Speicherkapazität. Teuer dagegen sind zusätzliche Speichermedien. 40 GB sollten laut der unverbindlichen Preisempfehlung rund 100 Euro kosten, für ein Medium mit 120 GB muss der Anwender über 240 Euro hinblättern. Zum Vergleich: Ein LTO-Band mit 100 GB unkomprimierter Kapazität eines Markenherstellers ist im Fachhandel für 25 bis 30 Euro zu bekommen. Auch eine komplette USB-Festplatte mit 120 GB ist ungefähr halb so teuer wie das vergleichbare RDX-Medium. Ob Schreib- und Lesegeschwindigkeit, die Flexibilität des Geräts und die sehr gute mechanische Stabilität der Medien den Medienmehrpreis rechtfertigen, hängt damit vom Anwendungsszenario ab. Der Hersteller jedenfalls verspricht eine deutlich höhere Lebensdauer seiner Medien, als das bei Tape der Fall wäre.

Fazit

  • Das Tandberg-Gerät ist robust und eignet sich wegen des leisen Betriebsgeräuschs auch für den Schreibtisch.

  • Die Handhabung erinnert an ein Bandlaufwerk, für den mobilen Einsatz ist das Produkt aber nur mit Einschränkungen geeignet.

  • Im Test wurden hohe Datenübertragungsraten ermittelt.

  • Zusätzliche Speichermedien sind leider teuer. (fn)