Softwaremarkt: IBM und HP wetzen die Messer

25.06.2007

Langfristig hat IBM vor, dass Software die Hälfte aller Konzerngewinne beisteuert. Vergangenes Jahr waren es noch 40 Prozent. Mit Software erzielt IBM 20 Prozent seiner Einnahmen, bei HP waren es vergangenes Geschäftsjahr knapp zwei Prozent der über 91 Milliarden Dollar Umsatz. Immerhin hat Firmenchef Hurd seit seinem Amtsantritt im April 2005 rund 20 Softwareunternehmen geschluckt und zuletzt verkündet, diese Wachstumsstrategie vorerst auch weiter zu verfolgen. Zudem hat HP sein Budget für Forschung und Entwicklung (F&E) stärker in Richtung Software verschoben – auf Kosten der Hardware. Von den 3,6 Milliarden Dollar, die HP im vergangenen Geschäftsjahr für F&E ausgegeben hat, flossen 70 Prozent in den Bereich Software. Vor vier Jahren schnappten sich HPs Hardwareforscher noch 70 Prozent des Budgets.

"Schaut man nur auf den Umsatzanteil der Software, wird es lange dauern, bis HP zu IBM aufschließen kann", sagt IDC-Analyst Stephen Elliot. Allerdings stünden HP noch andere Wege offen, um das Softwaregeschäft zu stärken: "Störmanöver, einige schlaue Deals und eine bessere Auslastung speziell der Service- und Hardware-Vertriebskanäle zählen dazu." IBM im Bereich IT-Dienstleistungen etwas vorzumachen, ist allerdings nicht leicht.

HP-Chef Mark Hurd bewies ein glückliches Händchen beim Umbau des kriselnden Konzerns.
HP-Chef Mark Hurd bewies ein glückliches Händchen beim Umbau des kriselnden Konzerns.

Vergangenes Jahr hat HP rund 500 Millionen Dollar in die Integration neu erworbener Technologien wie Mercury investiert. Beobachter schätzen die Zahl der angesammelten Softwareprodukte auf 200 bis 300 – allein das OpenView-Portfolio umfasst mehr als 100 Applikationen. Daher ist es dringend erforderlich, dass der Konzern seine Angebote rigoros vereinfacht, sollen die Kunden nicht überfordert werden. Jedoch wird dies allein nicht reichen, warnen Experten wie Jasmine Noel, Analystin und Mitgründerin von Ptak, Noel & Associates: "Da der sinkende Absatz von Hardware keine Option ist, muss HP das Durchschnittsvolumen pro Deal steigern und weitere Softwarefirmen einkaufen, um deren Lösungen anbieten zu können." Ihrer Meinung nach ist es unwahrscheinlich, dass HP einen Plattformanbieter wie Bea übernimmt, weil Hurd den Schwerpunkt auf die Infrastruktur und Unterstützung der CIOs gesetzt hat.

Erschwerend kommt hinzu, dass IBM die Hände nicht in den Schoß legt, bis sich HP für die entscheidende Auseinandersetzung mit Technologien, Kunden und Marktanteilen gerüstet fühlt. Big Blue selbst absorbierte seit dem Jahr 2000 etwa 45 Softwarefirmen. Vor der oben angesprochenen Firma Telelogic hatte IBM auch die Übernahme von Watchfire angekündigt. Dadurch geriet HP in Zugzwang, was schließlich in der vergangenen Woche zur Akquisition von SPI Dynamics durch HP führte, einem Rivalen von Watchfire. Das Spiel der Riesen erinnert derzeit an das Rennen vom Hasen und dem Igel, wobei die Konzerne je nach IT-Segment die Rollen häufig untereinander tauschen.