Office 2.0: Online-Anwendungen statt Desktop-Schwergewichte

21.02.2007
Von Stephan Lamprecht
Unter dem Schlagwort Office 2.0 möchten verschiedene Anbieter mit Online-Applikationen gegen die etablierten Desktop-Programme antreten. Bis dato stellen sie dafür aber noch keine ernsthafte Konkurrenz dar.

Wer hat Angst vor Google Office? Kaum ein Thema geisterte im vergangenen Jahr so häufig durch Blogs und Zeitschriften wie Details zu einem angeblich von Google geplanten Office-Paket, das ausschließlich online verfügbar sein sollte. Anzeichen für solche Pläne gab es durchaus. So kaufte Google nicht nur spektakulär Youtube, sondern deutlich leiser und preiswerter mit Writely eine der ausgereiftesten Online-Textverarbeitungen. Um das eigene Spreadsheet-Projekt voranzubringen, wurde kurzerhand der Chefentwickler des ähnlich gelagerten "IRows" angeheuert, das damit aber auch eingestampft wurde.

Aber nicht nur Google arbeitet daran, Office-Funktionen direkt über das Web nutzbar zu machen. Neben Diensten für Social Bookmarks, die 2006 wie Pilze aus dem Boden schossen, zählten Office-Applikationen zum festen Repertoire des Web 2.0. Neu sind diese Konzepte nicht, schließlich kündigten die Visionäre der Dotcom-Zeit bereits an, Anwendungen würden zukünftig on Demand über ein Netzwerk geladen und lokale Installationen damit unnötig. Aber erst die stärkere Verbreitung von breitbandigen Internet-Zugängen in Privathaushalten sowie Technologien wie Flash und Ajax (Asynchronous Javascript and XML) scheinen die Utopie zur Realität werden zu lassen.

Hier lesen Sie ...

welche Anwendungen im Web besonders häufig angeboten werden;

welche Anbieter bereits ausgereifte Lösungen vorweisen können;

wo die Online-Tools derzeit noch die größten Mängel aufweisen;

warum sich die meisten Web-basierenden Office-Programme nicht für den professionellen Einsatz eigenen.

Textverarbeitungen

Im Berufsalltag dürfte die Textverarbeitung die zentrale Anwendung sein. Ob Briefe, Aktennotizen oder Berichte: Geschrieben wird immer. So ist es wenig verwunderlich, dass kein Mangel an Online-Textverarbeitungen herrscht. Für die Nutzung von "Google Text" wird ein kostenloses Google-Benutzerkonto benötigt. Dies haben alle Anbieter gemeinsam: Auf die mehr oder weniger umfangreiche Erhebung von Nutzerdaten verzichtet keiner. Google Text und das funktional ebenso fortgeschrittene "Zoho Writer" versuchen, so weit es geht, die Oberfläche bekannter Office-Programme nachzubilden. Symbolleisten bieten vertraute Icons für die wichtigsten Zeichen- und Absatzformate an. Auch das Einfügen von Tabellen und Bildmaterial ist damit möglich. Dank der intensiven Nutzung von Ajax ist teilweise sogar die rechte Maustaste belegt, verhält sich also intuitiv, so wie die Anwender es von ihren Desktop-Programmen gewohnt sind. Eine Besonderheit bildet "Thinkfree Office", das in Java programmiert ist.

Deutsch als Bedienersprache sucht der Anwender selbst bei den ausgereiften Lösungen leider vergeblich. Einzig Google bietet eine deutsche Bedienerführung an und unterstützt Deutsch als Dokumentensprache mit einer Rechtschreibprüfung. Bereits vorliegende Dokumente lassen sich einfach hochladen und teilweise auch per E-Mail an die Plattform schicken. Verstanden werden hier RTF, Microsoft Word oder OpenOffice, in die dann auch exportiert werden kann.

Bei der Nutzung von Vorlagen befinden sich alle Angebote noch im Experimentierstadium. Bereits angelegte Schriftstücke können zwar als Template weiterverwendet werden, Automatisierungsfunktionen, etwa für das Einfügen des Erstellungsdatums, sind aber nicht vorhanden, was die Vorlagen nur bedingt nutzbar macht. Auch wer ein Inhaltsverzeichnis oder einen Index erstellen will, wird das Fehlen von Feldfunktionen schmerzlich vermissen.